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Kornmond und Dattelwein

Titel: Kornmond und Dattelwein
Autoren: Mary Mackey
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der ›Schwarzköpfe‹ mir eine unerschöpfliche Quelle der Inspiration bedeuteten.
     

Das Zagrosgebirge und Ostmesopotamien um 3643 v. Chr.
     
    Historische Vorbemerkung:
    Viele Namen in diesem Roman und einige Ereignisse sind den großen Epen und Liedern der Sumerer entnommen, jenes Volkes, das die Geschichte auch als ›die Schwarzköpfigen‹ kennt. Die Sumerer hatten über siebenhundert Götter, unter denen An* (Herr des Himmels) und Inanna** (die Königin des Himmels) an hervorragender Stelle standen. In späteren Zeiten wurde aus Inanna die babylonische Ischtar. Quellen für die Verehrung einer Göttin lassen sich bis ins Mittelalter anhand von Riten und Ritualen um die Jungfrau nachweisen.
    Obwohl die Stadt der Taube meiner Phantasie entsprungen ist, finden sich ausreichend Belege, die darauf verweisen, daß die Sumerer durchaus eine frühere, matriarchalische Kultur überrannt und vereinnahmt haben können.
    Schließlich sollte sich der Leser vergegenwärtigen, daß sich die natürlichen Gegebenheiten Ostmesopotamiens in der Zeit von 4000-3500 v. Chr., als die ersten sumerischen Stadtstaaten entstanden sind, deutlich von den jetzigen unterschieden. Dort, wo sich heute unfruchtbare Höhenrücken erstrecken, haben aller Wahrscheinlichkeit nach einmal dichte Wälder gestanden.
     
    * In der Literatur bekannter unter seinem babylonischen Namen Anu.
    ** Eigentlich die Göttin des Morgensterns.
     

Die Hauptpersonen
     
Inanna
ein Mädchen aus dem Zagros-Gebirge in vorsumerischer Zeit, das die Gattin eines Greises, die Geliebte eines Helden, die Königin einer großen Stadt und die Priesterin einer fremden Göttin wird
Pulal
ihr Halbbruder, Anführer der schwarzköpfigen Bergstämme, Inannas unversöhnlicher Feind
Lilith
ihre Halbschwester
Hursag
ihr erster Gatte
Die Königin
Herrin der Stadt der Taube
Enkimdu
ihr Sohn, Inannas Geliebter und Vater ihrer Tochter Alna
Lyra
Feldherrin in der Stadt der Taube, Inannas Freundin
Seb
Lyras Halbbruder, später Inannas zweiter Gatte
Rheti
Hohepriesterin der furchtbaren Göttin Hut und Todfeindin Inannas

Die Axt
    Es war einmal eine Frau aus dem Stamme Kur, die ihrem Gatten untreu wurde. Des nachts, wenn der Mond rund geworden war, schlich sie sich aus dem Zelt ihres Mannes und rannte mit den Wölfen. Als sie die Gebärreife erreicht hatte, kamen ihre Kinder mit Pfoten und Schweifen zur Welt. »Was soll ich tun?« fragte ihr Gatte seinen Vater. »Mein Weib und ihre Kinder haben meinen besten Schafen die Kehlen aufgerissen und meine Ziegen verschlungen.« Der Vater des Gatten gab ihm eine kupferne Axt in die Hand. »Diese Axt trägt den Namen ›Tod-allen-schlechten-Frauen‹«, sagte der Vater, »oder auch ›Keine-Wolfs-Weiber-mehr‹.«
     
    Eine Geschichte vom Volk der
    Schwarzköpfigen
     
    In der Zeit der Großen Dürre, als das Korn auf den Feldern verbrannte und die Menschen verhungerten, begab sich eines Tages eine junge Frau zum Hohen Olivenhain, wo sie eine Schlange traf. »Schlafe mit mir«, sagte die Schlange, »und dann zeige ich dir, wie man Regen macht.« Also schlief die junge Frau mit der Schlange, und als sie sich vom Lager erhob, sammelte sie die Wolken in ihrem Umhang ein und trug sie hinab in die Stadt. »Laßt es regnen«, sagte sie und warf die Wolken hoch in den Himmel, so als seien sie Vögel. Zehn Tage lang regnete es, bis der Fluß wieder voll und das Korn wieder grün war. »Vielen Dank«, riefen die Menschen der Stadt und gaben der Frau ein schönes Haus, eine Halskette aus Lapislazuli und viele kräftige junge Liebhaber.
     
    Eine Geschichte vom Volk aus der Stadt
     

Am Anfang
    Rheti, die Hohepriesterin der Stadt, breitete die Arme aus und spürte, wie die große Verschiebung begann. Seit Tausenden von Jahren, seit unvorstellbar langer Zeit, noch bevor der Eispanzer sich die Berghänge hinauf zurückgezogen hatte und die Täler vom Lehm überzogen worden waren, hatte die alte Art, die Art der Mütter vorgeherrscht. Und nun kündigte sich etwas Neues an, das sie verdrängen wollte. Die Schlachtreihen für den nächsten Zyklus waren bereits an jene dunklen Orte gezogen, in denen alles entstand. An diesem Morgen stolperte Rheti über das letzte Stück des steilen Pfades. Sie spürte, wie das Gute und das Böse sich gegenseitig im Gleichgewicht
hielten wie die Schalen auf einer unsichtbaren Waage, und sie wollte, daß das Böse nach der Verschiebung als Sieger dastehen würde. Das Böse, so süß und betäubend wie Dattelwein, denn Rheti war
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