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KopfKissenKino - Hinterhaeltig Unerwartetes

KopfKissenKino - Hinterhaeltig Unerwartetes

Titel: KopfKissenKino - Hinterhaeltig Unerwartetes
Autoren: Peter J. Scholz
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nachdem wie „Krieg" sich fühlte. Einige geschickt platzierte Taschen und Koffer an Plätzen und Bahnhöfen, ließen herbeigebrachte „Bombenhunde" lauthals anschlagen. Und mal ehrlich: bei den Hundekuchen, die in den Gepäckstücken steckten, wäre jeder Hund trotz Ausbildung durchgedreht.
    „Hunger" profilierte sich durch Essen , das herrlich fettig schmeckte, sofort ansetzte, aber nicht sättigte. Er hatte ja nicht umsonst 50 Jahre beim größten Burgeranbieter der Welt entsprechende Ausbildung genossen .
    Durch Computerspiele — explizit ein pünktlich zum Wei hnachtsfest auf den Markt gekommenes, dessen letztes Level durch einen Code erst pünktlich am Heiligen Abend vom Spieler erreicht werden konnte.
    Dort fielen sich der kernige Soldat und sein Co mmander mit heruntergelassenen Hosen nach vollbrachter Mission küssend in die Arme.
    „Sieg" war durchaus ein wenig stolz auf diese We ndung, die Millionen von Zockern unisono im Affekt ihre Playstation zertrümmern ließ.
    „Tod" allerdings hatte den einfachsten Job: seine G egenwart in den Köpfen der Menschen die Weissagung der Maya betreffend — war Personifizierung genug, denn als die anderen drei Bürokraten der Apokalypse ihre Arbeit getan hatten, war genügend Schaden angerichtet worden.
    Was einen nicht unerheblichen Teil der Menschheit durchaus auf den Gedanken brachte, dem Weltunte rgang durchaus so nahe gewesen zu sein, wie lange nicht mehr.
    Sollte man meinen...

Ghostwriter
     
    Letzten Endes entkommt niemand einer guten Geschichte. Das war das Mantra, das mir mein alter Prof an der Uni beibrachte.
    Ich besuchte die Hallen des Wissens über die achtz iger Jahre hinweg – Geschichte, Deutsch, Philosophie und Soziologie waren meine Fächer.
    Theoretisch war ich gewappnet für ein Berufsleben danach. Praktisch nein.
    Aber schreiben konnte ich.
    So rutschte ich quasi ohne wirkliches Zutun in meinen Job in einer Redaktion. Und das auch nur, weil ich dazwischen auch ein Semester lang die Grundlagen des Journalismus kennen lernen wollte.
    Und weil mein Onkel Journalist war.
    Vitamin B wie Beziehung war also letzten Endes maßgebend, dass ich in Lohn und Brot stand. Ich war für den kulturellen Teil zuständig. Etwas, das mich zutiefst langweilte. Lieber hatte ich die Momente, wenn ich das „echte Leben“ in Worte fassen durfte.
    Also nicht die Besuche , die jeder Zeitungsvolontär fürchtet: Feiern von Kleintierzüchtervereinen oder Schützenbruderschaften. Die Goldenen Hochzeiten, wenn die seit Jahrzehnten aus Liebe aneinander gebundenen älteren Damen und Herren über einem dritten Stück Obsttorte und dem ebensovielten Kaffee mir das diktierten, was ihr gemeinsames Leben wirklich ausmachte. Und bislang ausgemacht hatte.
    Und in der Redaktion konnte ich das dann meist auf einen griffigen Fünfzeiler trimmen. Doch wenn denn mal Saure-Gurken-Zeit herrschte, dann durfte ein Artikel von mir auch gerne mal länger sein und den Berichtsteil des Stadtgebietes schmücken.
    Einer von diesen Artikeln war es, der mich für eine lokale Berühmtheit interessant werden ließ.
    Zusammen mit ihm verfasste ich seine Memoiren.
    Und es machte uns beiden Spaß, sein Leben lesen swert zu gestalten. Das Endresultat war nun kein wortgewaltiger und tiefsinniger Bestseller. Aber er verkaufte sich überraschend gut.
    Das war meine Eintrittskarte. Seither richte ich das Leben anderer ein. Konsumfreundlich für den Leser.
    Und der Markt ist im stetigen Wachstum, da die L eserschaft nach Informationen über das Leben ihrer Stars lechzt.
    Seit fünf Jahren schon mache ich diesen Job. Und er macht mir von Mal zu Mal immer weniger Freude. Nicht weil die Leben, die ich da „aufbereite“ nicht interessant wären.
    Nein, weil ich gezwungen bin, wegzulassen.
    Um den Schein der Person, dessen Leben ich katalogisiere, auch in demselben Licht erscheinen zu lassen, das von ihnen bislang ausgeht.
    Bislang ließ sich das alles mit einem Scheck und en tsprechender darauf vermerkter Summe für mich erträglich machen.
    In einem Fall forderte ich fürs „ Weglassen“ (und das gleichzeitige Vergessen) noch einen finanziellen Nachschlag. Der mir gewährt wurde.
    Wenn ich auch abschließend ein so bitteres Gefühl in mir spürte, als die betreffende Person auf Lesetour Gelächter und Applaus für meine Sätze erhielt, mit denen ich sie b emäntelt und aufgehübscht hatte.
    So ist das als Ghostwriter.
    Man ist ein Geist, der nie verneint.
    Zumindest solange das Geld fließt.
    Bis …
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