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KopfKissenKino - Hinterhaeltig Unerwartetes

KopfKissenKino - Hinterhaeltig Unerwartetes

Titel: KopfKissenKino - Hinterhaeltig Unerwartetes
Autoren: Peter J. Scholz
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doch lieber auf den Stuhl setzen?
    Er schafft es gerade so, ihn tatsächlich wieder aufz ustellen und ist im Begriff sich hinzusetzen. Hättest nicht so schlingen sollen, rügt er sich, dann knicken ihm die Beine weg. Seine Umgebung verwandelt sich in einen Strudel und reißt ihn mit sich nach unten.
    Und dann – wird alles schwarz.
     
    „Null Uhr. Hier ist das Erste Deutsche Fernsehen mit der T agesschau.“
     
    Die Worte der Tagesschausprecherin mahlen in seinem Bewusstsein, wie Wasser auf einem Mühlrad. Langsam kommt sein benebelter Geist wieder in Gang…
     
    Und die Ewigkeit beginnt. Erneut. Nur für ihn…
     
     

In deinem Kopf
     
    AUFBLENDE — Einsetzende Dunkelheit . Eine Kreuzung irgendwo in einer deutschen Großstadt. Hier und da vereinzelte zuckende Lichter, doch die Elektrizität befindet sich hier weitestgehend auf dem Rückzug.
    Tod, Dreck, Verfall allerorten; schlurfende Gestalten, die einander im Weg stehen. Blutüberströmt oder grässlich verstümmelt scheinen sie jeder für sich selbst genug zu sein. Wir wandern mit unserem Blick ziellos umher, versuchen das Ausmaß dessen , was hier vorgefallen sein mag zu begreifen.
    Es geht nicht.
    So blenden wir all das Röcheln, Stöhnen und Schnaufen, den Geruch nach Körper, der so intensiv wie ein Schwert in unsere Nase fährt, nach und nach aus. Alles nur um unsere geistige Gesundheit zu bewahren.
    Und da — kurz bevor der Schutzschild dicht macht und uns in uns selbst als einfacher stiller Beobachter einsperrt, bevor das Grauen sich endgültig emporschwingen kann — genau da erweckt ein bestimmtes Bild inmitten dieses Mahlstromes unser entsetzt fasziniertes Interesse... Wir nähern uns und...
    ES IST ALLES NUR IN DEINEM KOPF
     
    Oh, wie ich Menschenaufläufe gehasst habe.
    All die Blicke, die sich an mir fest fraßen, nur wegen meines Aussehens. Weil ich so anders erschien als die anderen. Aber wem sag ich das, Liebster? Wer wenn nicht du kann Andersartigkeit verstehen?
    Wie mag deine Umwelt reagiert haben, als du dein Anderssein zum ersten Mal selbst erkanntest?
    Zugegeben — du siehst besser aus als ich. Allein das.
    Und doch nimmt das jetzt keiner außer mir wahr.
    Warum sollte man dich jetzt auch beachten? Du hast ja nichts an dir, was das Interesse derjenigen um uns herum wirklich wecken könnte. Ist ja alles weg.
    Aber du brauchst keine Angst zu haben, ich bin bei dir, ich passe auf dich auf.
    Oh, ich Dummerle. Natürlich.
    Ich habe mich ja noch gar nicht vorgestellt.
    Also, ich bin die Paula. Paula Weinberg.
    Ich bin Auti stin. Und außerdem ein Zombie. Ein 165 Kilo schwerer Zombie. Kein Wunder, dass die Leute früher blöd guckten. Jetzt guckt keiner mehr.
    Jetzt sehen sie alle irgendwie scheiße aus. Und haben immerzu Hunger. Das Hungergefühl, das einen Zombie beherrscht ist allumfassend. So allumfassend, dass wir sogar unsere schmerzenden Leiber vergessen können. Wenn wir uns denn zu einem ALL-YOU-CAN-EAT-Buffet mit frischer menschlicher Rohkost einfinden. Dabei war ich in meinem früheren Leben Vegetarier. Ist das nicht irgendwie komisch?
    Nun ja, wo war ich?
    Ja — Menschen.
    Aber fang dir erst mal einen Menschen...
    Mit den steifen Gliedern ist nicht gut rennen. Und ich bin noch nie die Schnellste gewesen.
    Was f ür ein Glück, dass wir uns dennoch getroffen haben. Ich habe deine Sendung immer im Aufenthaltsraum im Heim gesehen. Wie du sie alle verzaubert hast. So wie du mich verzaubert hast.
    Und da stehst du plötzlich mitten auf der Straße.
    Bist von dem vollbesetzten Bus gefallen, weil einer von uns aufs Dach gesprungen ist.
    Aber ich hab dich erkannt, hab mich so schnell ich konnte in deine Richtung bewegt. Und jetzt hab ich dich. Zugegeben — nicht alles von dir.
    Och, jetzt spüre ich deine Verwirrtheit.
    Pass auf, ich zeige es dir.
    Ich dreh dich um und zeige es dir.
    Und dabei halte ich dich in meinen Händen.
    Das, was von dir übrig ist.
    Denn am Rest von dir nagen die anderen da drüben.
    An der Ampel dort werden gerade deine Arme geschält. Dein Torso ist mittlerweile ausgehöhlt, drei von uns sitzen um ihn herum und zupfen träge die
    Reste von deinen Rippen. Und mit deinen Beinen sind sie ein Stück weiter auf der anderen Straßenseite unterwegs.
    Du siehst: Du kommst rum.
    Lass mich jetzt in deine Augen schauen, Liebster.
    Ich darf dich doch Uri nennen, gell?
    Schau, es ist nicht einfach , Autist zu sein und telekinetisch begabt. Aber als ich infiziert wurde — hab ich erwähnt, dass ich nicht besonders
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