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KopfKissenKino - Hinterhaeltig Unerwartetes

KopfKissenKino - Hinterhaeltig Unerwartetes

Titel: KopfKissenKino - Hinterhaeltig Unerwartetes
Autoren: Peter J. Scholz
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auseinander…
    „Wassnlos?“ Es muss meine Stimme sein.
    Worte wie Schlick, die über meine Zunge rollen und sich krampfhaft an meiner Zungenspitze festklammern, weil sie sich nicht stark genug fühlen, gespr ochen zu werden.
    So entsteht Nuscheln.
    „Er nuschelt!“
    Das findet auch jemand anderer.
    Ich kenne diese Stimme, habe sie schon mal gehört.
    Kann aber gerade nicht genau sagen wo.
    „Auf jeden Fall ein begrüßenswerter Fortschritt, möchte ich meinen.“
    Eine zweite – ältere – Stimme. Auch sie nicht unbekannt. Klingt wie durch Watte, die wohl in meinen Ohren klebt. Mechanisch glaube ich danach tasten zu müssen. Doch mein Arm ist so verdammt schwer. Nach ein paar Zentimetern ist Schluss und er kracht schlapp zurück. Dabei spüre ich den Schmerz, als er aufknallt. Er flutet durch ihn und in meinen Kopf hinein. Was mich schlagartig wacher werden lässt.
    Ich blinzele.
    „Das wird noch ein Weilchen dauern. So einfach geht das nicht! Sie haben eine Menge Gas genossen. Gottseidank haben wir sie noch rechtzeitig gefunden.“
    Irgendwie ist das ein Zuviel an Information.
    Meine Gedankengänge legen erneut einen Stopp ein.
    Wieder wird die Schwärze hinter meinen Augen noch dun kler…
     
    … und als ich diesmal zu mir komme, scheint die Morgensonne in den Raum. Die Helligkeit ist unerwartet und schmerzt in den Augen. Eigentlich ist mein Kopf, mein gesamter Körper ein Epizentrum des Schmerzes.
    Ich stelle fest, dass ich auf dem Fußboden liege.
    Vorsichtig bewege ich den einen Arm, dann den anderen. Fühlt sich nicht toll an, scheint aber zu funktionieren.
    Dasselbe Spiel mit den Beinen.
    Als versuche mich hochzustemmen, beginnt eine Karussellfahrt. Schnell lege ich mich wieder hin. Das Karussell kommt wieder zum Stehen.
    Schon besser.
    Zeit tropft durch mich hindurch.
    Mal überlegen.
    In Gedanken versuche ich, einen Weg zurück durch die Nacht zu finden und finde mich schlussendlich beim Friedhof wieder.
    Und dann war da der Bus.
    Und diese Menschen.
    Diese seltsamen Menschen, die wie aus der Zeit zusamme ngewürfelt schienen.
    Mein Blick wandert an meinem Arm entlang.
    Und bleibt an der Armbanduhr hängen.
    Die stehen geblieben ist. Um 02 :31 Uhr am Morgen.
    Meine Wangen brennen.
    Ein kühler Luftzug von Richtung Fenster kommend streicht über mein Gesicht.
    Ich verdrehe den Kopf in diese Richtung.
    Die Fensterscheibe ist zerbrochen, durchsichtige Messer aus Glas stecken noch im Rahmen.
    Daran kann ich mich mit absoluter Sicherheit nicht erinnern.
    Ich rolle mich auf den Rücken, starre kurz die Zimmerdecke an, dann komme ich langsam Stück für Stück hoch und bleibe erst einmal sitzen.
    Vor mir gähnt mir der geöffnete Backofen entgegen.
    Die Pizza ist tiefschwarz.
    Ich robbe dem Ofen entgegen und lese in dem ruß igen Schwarz auf dem Lebensmittel das Wort „Gas“…
     
    Mein Vermieter ist nicht glücklich über den Anruf meines Nachbarn ein Stockwerk unter mir, haben die Glasscherben von meinem zertrümmerten Küchenfenster doch seine Tulpen im Beet beschädigt. Und der Keramikzwerg mit der Angel – der mir im Übrigen wie seine Gesinnungsgenossen im Vorgarten immer ein Dorn im Auge war – ist von meinem Küchenwecker geköpft worden.
    Die Erklärung meinerseits – die dann durch einen hinzug ezogenen Techniker bestätigt wurde – dass ich wohl durch austretendes Gas meines mittelalterlichen Gasherds fast erstickt wäre und ich mir durch Einsatz eben des Küchenweckers in letzter Sekunde Luft verschaffte, sorgt dafür, dass die mir entgegengebrachte Feindseligkeit im Nu abebbt.
    Als ich schließlich alleine bin, komme ich im Sessel vor dem Schreibtisch zur Ruhe.
    Was für ein Tag….
    Wie aber kam das Wort „Gas“ auf die Pizza?
    Mein Blick fällt auf die Armbanduhr. Es ist immer noch 02:31 Uhr.
    Und plötzlich habe ich eine Ahnung wo ich hin muss… heute Nacht.
     
    Nachtrag:
     
    Es ist jetzt acht Wochen her, seit die Geister von Herrn Fri edemann und Luka mich gerettet haben.
    Die Ohrfeigen , die Luka mir gegeben hat, kosteten ihn einiges an Kraft – die Konzentration, die dazu nötig ist, um einen festen Gegenstand (in dem Falle mich) tatsächlich etwas spüren zu lassen sind ungeheuer.
    Luka war deshalb nur halb in der Lage sich zu materialisi eren.
    Erst in der kommenden Nacht konnte ich ihn wieder in Gä nze sehen.
    Geister sehen – das können nur ihresgleichen.
    Oder Menschen mit Grenzerfahrung.
    So wie ich sie erlebte.
    Von einer beinahe tödlichen Kombination aus
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