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Kopernikus 8

Kopernikus 8

Titel: Kopernikus 8
Autoren: H. J. Alpers
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küßte sie lange und innig unter den rauschenden Wedeln einer Prachtweide, dann ließ er sie los und sagte: „Es war ein wunderbarer Abend, Sinuise.“
    „Ja. Für mich auch.“
    „Vielleicht gehen wir morgen zusammen Windpollenfliegen.“
    „Das wäre schön. Aber … heute nacht … ich dachte …“
    „Ich kann nicht. Nicht mit dir. Weißt du, ich habe Zanjak. Und wenn du es nicht auch bekommen willst …“
    Ihr Gesicht schien in sich zusammenzusacken. Ihre großen Augen füllten sich mit Tränen. Er nahm ihre Hand in seine, doch sie wurde von Ekel geschüttelt, riß sich los und floh schluchzend vor ihm.
    „Tut mir leid“, rief er ihr hinterher. „Mehr, als du es dir vorstellen kannst!“
    Marbella war immer noch im Casino, immer noch allein. Sie sah verblüfft auf, als er zurückkehrte. Er bedachte sie mit einem bitterbösen Blick und ging zum Gravitationswürfeltisch. Innerhalb von fünfzehn Minuten hatte er die Hälfte des Geldes verspielt, das er bei sich hatte. Er dachte an die reizende kleine Sinuise, die nun allein in ihrem Bett lag. Er dachte an Helmut Schweid, der von einem bizarren fremden Organismus befallen war. Er dachte an Marbella, ihre Energie, ihre Leidenschaft, die spitzen Lustschreie, die sie ausstieß, ihre Schlagfertigkeit und ihren trockenen Humor. Vielleicht hat sie die Wahrheit gesagt, dachte er ernüchtert. Vielleicht hat sie wirklich geglaubt, ich hätte mich bei der Blondine vom Rigel angesteckt.
    Und außerdem – was habe ich schon für eine Wahl?
    Langsam und niedergeschlagen schlurfte er durch den großen Raum. Marbella spielte zügellos Fünf-Chip-Cargo. Er beobachtete, wie sie ihr Geld verlor. Dann berührte er sie sanft am Arm.
    „Du hast gewonnen“, sagte er.
    Sie blieben noch acht Tage im Hotel, dann zogen sie ins Quarantänezentrum um, weil sein Geld verbraucht war und er keines von ihr annehmen wollte. Wie er rasch herausfand, war es dort ebenso schön wie im Hotel, und die Naturwunder waren ebenso bizarr und herrlich anzusehen. Sie bekamen eine kleine Blockhütte und verbrachten ihre Tage mit Angeln oder Schwimmen, die Nächte aber mit der Liebe. Im Verlauf der folgenden zehn Wochen wurden Marbellas Brüste schwer, und ihr Bauch wurde rund, und als ihre Zeit gekommen war, wollte sie nicht in die Klinik des Quarantänezentrums gehen. Sie brachte die sempoanganischen Jungen hinter der Hütte zur Welt, ein ganzes Rudel schlanker, winziger Geschöpfe, die wie grüne Ottern aussahen und von denen sich etwa fünfzehn ohne Mühe aus ihrem Inneren ergossen. Helmut grub eine Grube und schaufelte sie alle hinein, und nachdem sie sich etwa eine Stunde ausgeruht hatte, gingen sie gemeinsam zum Strand hinunter, wo kristallklare Wogen gegen den azurblauen Sand brandeten. Er dachte an die Gletscher von Waldemar, an sein dortiges Zuhause, seine Geliebten, seine Freunde, und das alles schien schrecklich lange her und mindestens eine Million Lichtjahre entfernt zu sein.

 
Timothy R. Sullivan
Zeke ZEKE
     
    Entlang der Route 31, von der Grenze Georgias nach Key West, ist viel vom alten Florida erhalten. Hier kann man immer noch die Nacht in einem mit Küchenschaben verseuchten „Motorhof“ verbringen, einem Spiritisten am Straßenrand einen Besuch abstatten oder die lethargischen Bewohner einer Alligatorfarm bestaunen. Das ist das Florida von indianerkopfgroßen Kokosnüssen, geborstenen Swimmingpools und einbetonierten Quellen, von denen ihre Besitzer behaupten, es seien ganz genau jene, nach denen Ponce de Leon suchte.
    Es war das dritte Mal gewesen, daß ich den alten Highway 31 befahren hatte, obwohl ich vorher noch nie allein gefahren war. Nachdem ich meine Kindheit in jämmerlicher Einsamkeit verbracht hatte, hatte ich während meiner Teenagerzeit entdeckt, daß ich mir meine Entstelltheit zunutze machen, sie sogar anwenden konnte, um an Mädchen ranzukommen. Auf dieser schwülen Straße fuhr ich in den rauchigen Tagen des Herbstes 1968 mit einem ganzen Bus voller ausgenippter Hippie-Freaks. Die „Familie“ war auf meiner zweiten Reise auf der Route 31,1974, viel kleiner; ein blauer Toyota trug mich und Joannie, ein Mädchen, das in mir all die verrückten und wunderbaren Dinge sah, die selbst zu tun ihm nie erlaubt gewesen waren. Die Resultate dieses romantischen Intermezzos waren Schwangerschaft, Heirat und ein Junge, den wir Danny nannten. Eine echte Familie.
    Daher steuerte ich nun des Masochismus willen ein drittes Mal – ganz allein, als wäre ich wieder ein
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