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Kopernikus 8

Kopernikus 8

Titel: Kopernikus 8
Autoren: H. J. Alpers
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großer Zahl geboren, und sie verfügen über eine erstaunliche Anpassungsgabe an die Ökosphäre, die sie vorfinden.“
    „Schon gut, erzählen Sie mir nichts mehr.“
    „Ist auch nicht nötig. Sie können das Gesamtbild ja bereits erkennen. Diese Dinge könnten das ganze Universum übernehmen, wenn sie jemals über Sempoanga hinausgelangten.“
    „Dann sollte Sempoanga gesperrt werden!“
    „Ah, aber es handelt sich doch um ein bedeutendes Forschungsgebiet! Außerdem ist die Quarantäne hundertprozentig effektiv. Wenn nur die Touristen nicht so sorglos oder unethisch wären, dann könnten wir alle Fälle innerhalb weniger Wochen isolieren, und danach …“
    „Ich dachte, ich wäre vorsichtig gewesen!“
    „Anscheinend nicht vorsichtig genug.“
    „Und Sie? Machen Sie sich denn eigentlich keine Sorgen, daß Sie sich mal anstecken könnten?“
    Der Doktor maß Helmut mit einem vernichtenden Blick. „Ich habe schon als kleines Kind sehr schnell gelernt, meinen Finger nicht in eine Steckdose zu strecken. Mit derselben Philosophie gehe ich auch mein Sexualleben an. Guten Morgen, Mr. Schweid. Ich lasse die Quarantäneformulare auf Ihr Zimmer schicken, sobald sie fertig sind.“
    Betroffen und strauchelnd durchstreifte Helmut suchend das Hotel und hielt nach Marbella Ausschau. Er fühlte sich unrein und aussätzig, und er konnte keinen der anderen Gäste ansehen, die ihn alle freundlich grüßten. Er sehnte sich danach, seinen befleckten Körper in einem Faß ätzender Säure ertränken zu können. Angesteckt! Unter Quarantäne! Vielleicht für immer von seiner Heimat verbannt! Nein. Nein. Das ging über jegliches Verständnis hinaus. Daß ausgerechnet er, ein präziser, intelligenter und penibler Mensch mit seinen Versicherungspolicen und Alarmanlagen und jährlichen medizinischen Untersuchungen, daß ausgerechnet er sich … sich mit dieser …
    Er fand sie am Rande eines Körpertennisspiels, packte sie von hinten am Handgelenk und flüsterte wütend: „Ich habe Zanjak!“
    Sie sah ihn verblüfft an. „Gewiß, Liebes.“
    „Und das sagst du so beiläufig? Du hast mich in dem Glauben gelassen, du seist sauber!“
    „Ja. Klar. Ich wußte bereits, daß du dich angesteckt hattest, obwohl du selbst es noch nicht wußtest. Und da du es damals eben selbst noch nicht wußtest, wärst du ja nie mit mir ins Bett gegangen, wenn ich zugegeben hätte, daß ich mich bereits angesteckt hatte. Aber ich wollte dich so sehr, Liebster. Damals hätte ich dir jede harmlose kleine Lüge erzählt, um …“
    „Einen Augenblick. Was meinst du damit – du wußtest, daß ich mich angesteckt hatte?“
    „Dieses blonde Miststück von Rigel, es muß in der Nacht gewesen sein, bevor wir uns kennenlernten – ich habe euch beide beim Abendessen gesehen. Ich hätte dir gleich sagen können, daß diese skrupellose kleine Sirene ihren Infekt vor dir verheimlichen würde. Als ich sah, daß du sie zu ihrem Zimmer begleitet hast, wußte ich schon, daß du dem Club ebenfalls beitreten würdest.“
    „Ich habe nicht mit ihr geschlafen, Marbella“, sagte er eisig.
    „Was? Aber ich war sicher …“
    „Ja, sicher, das warst du wohl!“ Er lachte voll Bitterkeit. „Ich brachte sie heim, und sie sagte mir, daß sie den Parasiten hat. Daher habe ich sie zum Abschied geküßt und bin gegangen. Und durch einen Kuß kann man sich ja nicht anstecken, oder? Oder?“
    „Nein“, antwortete sie kläglich.
    „Du hast mir also wissentlich und schamlos eine teuflische Krankheit angehängt, und das einzig und allein aus dem Grund, weil du mich für dumm genug gehalten hast, mit jemandem zu schlafen, der krank ist. Nun, in gewisser Weise hast du damit sogar recht gehabt.“
    Sie wandte sich mitfühlend ab. „Helmut, bitte … wenn du wüßtest, wie leid mir das tut …“
    „Und mir erst. Ist dir klar, daß ich vielleicht den Rest meines Lebens hier in Quarantäne verbringen muß?“
    Sie zuckte mit den Schultern. „Ja, natürlich. Ich doch auch. Es gibt schlimmere Orte als diesen.“
    „Ich könnte dich umbringen!“
    Sie begann zu zittern. „Ich glaube, ich hätte es verdient. Oh, Helmut … ich war so fasziniert von dir … ich wollte nicht das geringste Risiko eingehen, dich wieder zu verlieren. Ich hätte warten sollen, bis sich die Symptome der vermuteten Ansteckung zeigten. Dann wäre es egal gewesen. Aber ich konnte nicht warten … Ich versuchte es. Ich hatte mir vorgestellt, daß wir uns ineinander verlieben und es zu dem Zeitpunkt, wenn
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