Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kopernikus 8

Kopernikus 8

Titel: Kopernikus 8
Autoren: H. J. Alpers
Vom Netzwerk:
gültig. Einige Anwälte sind nicht einmal Menschen …“
    „Und Sie möchten sich auf Sempoanga verbergen, bis alles vorüber ist?“
    „Können Sie sich einen besseren Ort vorstellen?“
    „Mit Ausnahme der …“
    „Tja, zugegeben, das Problem existiert hier. Aber schließlich hat jedes Paradies seine kleine Schlange.“ Sie wechselte rasch das Thema. „Ich habe Sie heute morgen am Windpollenfeld gesehen. Sie sahen aus, als wollten Sie es auch mal versuchen.“
    „Wie wird es gemacht?“ fragte Helmut. Er hatte zugesehen, wie Hotelgäste sich an die riesigen Windpollen von Pilzen geklammert hatten, worauf diese augenblicklich von ihren Wurzeln abgetrennt worden waren und einen anscheinend kontrollierten Flug über den goldenen Mangalolesee begonnen hatten.
    „Soll ich es Ihnen beibringen? Es kommt nur darauf an, die Wasserstoffsynthese des Pollens zu kontrollieren. Wenn Sie ihn in eine Richtung streicheln, dann steigt er höher, in der anderen sinkt er. Dann müssen Sie noch lernen, die Thermik auszunützen. Woher kommen Sie?“
    „Waldemar.“
    „Brrr“, sagte sie. „Sind Sie zum Abendessen noch frei?“
    Ihm gefiel ihre herausfordernde und aggressive Art. Sie verabredeten sich zum Abendessen und machten aus, gleich am nächsten Morgen die Windpollen auszuprobieren. Was sich dazwischen abspielen würde, blieb unerwähnt, und daher sah Helmut sich wieder einmal mit dem Problem Zanjak konfrontiert. Sie war bereits lange genug hier, um sich anstecken zu können, und da sie überdies aus einer turbulenten Ehe ausgebrochen war, schien es wenig wahrscheinlich, daß sie hier ein asketisches Leben geführt hatte. Trug sie andererseits den Parasiten in sich, dann würde sie ihn gewiß rechtzeitig darüber informieren, wie es die andere Frau auch getan hatte. Solche Dinge schienen hier einfach zu den guten Umgangsformen zu gehören.
    Beim Essen unterhielten sie sich über ihre komplexe Ehe, dann über seine einfachere, die aber schlußendlich ebenfalls im Desaster geendet hatte, des weiteren kurz über seinen und ihren Beruf und dann noch kurz über seinen und ihren Planeten. Schließlich landeten sie bei den Freuden von Sempoanga. Er mochte sie sehr. Und der Glanz in ihren Augen verriet ihm, daß er auf sie ebenfalls Eindruck machte.
    Doch als er sie dann aufsein Zimmer bat, wies sie ihn ab – warm und voller Bedauern, das aufrichtig gemeint schien. Dies war die letzte Nacht ihrer fünftägigen Empfängnisverhütungsmittelpause, informierte sie ihn. Sie war augenblicklich so fruchtbar wie ein Nerz, daher wollte sie sich nicht darauf einlassen. Sie wirkte aufrichtig. „Wissen Sie, dies ist nicht die letzte Nacht“, sagte sie, und ihr Lächeln ließ daran keinen Zweifel.
    Am nächsten Morgen trafen sie sich beim Windpollenfeld, wo sie ihm rasch und gekonnt beibrachte, wie er die großen Organismen kontrollieren konnte. Schon nach einer Stunde flogen sie durch die Luft. Sie überquerten den See und landeten an den anmutigen Hängen des zerklüfteten Monolang, wo sie ein Essen aus sonnengegrillten Fischen und Weinbeeren zu sich nahmen. Später rannten sie lachend zu einem glitzernden Bach. Als sie nach dem Baden auf dem glasigen Fels lagen und sich sonnten, suchte er ihren nackten Körper so unverfänglich wie möglich nach Spuren von Zanjak ab – eventuelle Schwellungen um die Hüften oder kleine rote Pusteln unterhalb des Nabels, vielleicht sonst etwas, das ungewöhnlich aussah. Nirgends war etwas sichtbar. Die Broschüre über Zanjak, die wohlweislich auf dem Nachttisch seines Hotelbetts lag, hatte ihn informiert, daß Zanjak keinerlei äußere Spuren hinterließ, aber das trug nicht zur Minderung seiner Unsicherheit bei.
    Es wäre sehr einfach gewesen, sie an den Hängen dieses glasigen Berges zu lieben, doch seine Unsicherheit hielt ihn zurück, und sie ergriff ebenfalls nicht die Initiative. Schließlich zogen sie sich wieder an und setzten ihren Flug fort. Sie unterbrachen ihre Reise nochmals, um ein Eingeborenendorf zu besuchen – es waren warzige Geschöpfe mit flachen Gesichtern und pelzigen, falterähnlichen Fühlern, so häßlich, daß er sich fragte, welcher Tourist verzweifelt genug gewesen sein konnte, daß er sich den Parasiten von ihnen geholt hatte –, und später am Nachmittag, während sie über ein Feld mild aphrodisischer Blüten gingen, verfielen sie in eine jener kurzen und intimen Konversationen, die nur solche Menschen führen, die zu Liebhabern werden. „Was für ein herrlicher
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher