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Kontaktversuche

Kontaktversuche

Titel: Kontaktversuche
Autoren: Erik Simon (Hrsg)
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wenn es sich um eine
magnetische Bildaufzeichnung handelte, dann würde sie uns heute
gar keine Schwierigkeiten bereiten.«
»Es ist aber etwas anderes«, murmelte Grigorijew. »Etwas Unbekanntes.«
»Und trotzdem sind wir der Lösung auf der Spur. Sehen Sie,
es ist uns doch bereits gelungen, die Aufzeichnung als eine solche zu
identifizieren, wir haben sie sogar auf Magnettonband übertragen.
Glauben Sie mir«, Lawrenti Pawlowitschs Stimme klang fest und
überzeugt, »wir sind gar nicht so weit vom Ziel entfernt,
wir stehen an der Schwelle. Hätten wir die Spule vor ein paar
hundert Jahren gefunden, dann wäre die Lage weit hoffnungsloser
gewesen.«
»Wieso?« fragte Grigorijew, nun seinerseits lächelnd.
»Die Hodschas haben ja auch etwas damit anzufangen gewußt.
Vielleicht sogar mehr als wir. Immerhin haben sie mit dem Ding den
Glauben ihrer Anhänger an die Größe des Propheten
gestärkt. Und wir…«
»Wir verlieren womöglich noch den Glauben an unsere eigenen
Fähigkeiten. Wollten Sie das sagen? Nein, so gefährlich
scheint mir dieses Haar gar nicht zu sein. Hören Sie jetzt, was
wir meiner Ansicht nach weiter unternehmen müssen. Professor
Grigorijew hat recht – er kann in seinem Institut nichts mehr in
dieser Angelegenheit tun. Wir haben die Impulse sichtbar gemacht, er
und seine Mitarbeiter haben sich bemüht, sie zu entziffern, und
nun sind wir mit unserem Latein am Ende. Deshalb müssen wir den
Fund an andere weitergeben, damit sie ihrerseits ihr Glück an
diesem Haar aus Mohammeds Bart versuchen. Sie sagten doch, Herr
Kollege, es sei klüger als die Sieben Weisen, nicht?«
»Die Hodschas haben das behauptet«, entgegnete ich mit einem Lächeln.
»Wer weiß, vielleicht stimmt das sogar. Die sieben Weisen
in Moskau haben alles versucht und das Ziel nicht erreicht. Deshalb
schicken wir das Haar jetzt nach Leningrad. Dort sitzt der achte Weise
– hoffentlich schafft er es.«
»Was gedenken Sie zu tun, Lawrenti Pawlowitsch?« fragte Grigorijew.
»Ich möchte den ›Film‹ an das Leningrader
Institut für Neurokybernetik senden. Vielleicht gelingt es dort,
ihn zu ›projizieren‹. Es ist nicht ausgeschlossen,
daß uns die geheimnisvollen Besucher der Erde eine Aufzeichnung
ihrer Denktätigkeit hinterlassen haben.«
Ich war verblüfft.
»Wie, Sie glauben, der Faden enthält eine Aufzeichnung der
unmittelbaren Denktätigkeit irgendwelcher Wesen?«
»Was ist denn daran so unwahrscheinlich? Sie werden zugeben,
daß die Fixierung der Gehirnströme nicht nur die
vollständigste und unmittelbarste Art der Wiedergabe von Gedanken
ist, sondern auch die universellste. Eine einleuchtendere Hypothese
sehe ich zumindest im Augenblick nicht. Wir wollen es versuchen, und
wenn der Erfolg ausbleibt, dann werden wir neue Überlegungen
anstellen. Doch etwas sagt mir, daß wir auf dem richtigen Weg
sind. Und da Sie dieses kluge Haar entdeckt haben, glaube ich,
daß Ihnen das Recht zukommt, es nach Leningrad zu bringen und
dort auch weiterhin an seiner Entzifferung mitzuwirken.«
Zehn Tage später, als ich meine Arbeiten in Moskau abgeschlossen
hatte, kam ich im »Venedig des Nordens« an. Die das
Mohammedhaar betreffenden Materialien waren inzwischen schon an das
Institut für Neurokybernetik geschickt worden: das Original und
zwei Kopien, nämlich eine elektromagnetische und eine
fotoelektrische Aufzeichnung der Signale, sowie alle Protokolle der
bisherigen Versuche.
Als ich ankam, war die Arbeit schon bedeutend vorangeschritten. Die
Forscher hatten tatsächlich Gehirnausstrahlungen nachgewiesen. Nun
war man dabei, einige Geräte und Apparate so umzubauen, daß
sie sich für die bevorstehende Aufgabe eigneten. Diese aber
bestand in folgendem:
Die in elektromagnetische Impulse umgeformte thermoelektrische
Aufzeichnung mußte verstärkt und in Omegastrahlen
ausgedrückt werden. Omegastrahlen nannte man hier die Schwingung,
die das Gehirn bei der Denktätigkeit aussendet. Der Omegagenerator
mußte über den Kopf eines Menschen gebracht werden, und
dieser würde dann, wenn die Annahme richtig war, alles das
nachempfinden, was derjenige, aus dessen Hirn die Signale stammten,
dereinst erlebt hatte.
Daß das menschliche Gehirn neben den niederfrequenten
Bioströmen auch andere, unbekannte Energien aussendet, vermutet
man schon lange. Zahlreiche Beobachtungen im täglichen Leben, ja
sogar wissenschaftliche Experimente deuten darauf hin, daß zwei
Gehirne unter Umgehung des zweiten Signalsystems unmittelbar
miteinander in
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