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Kontaktversuche

Kontaktversuche

Titel: Kontaktversuche
Autoren: Erik Simon (Hrsg)
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verdichtetem reinem Silizium, das wahrscheinlich unter einem
Druck von mehreren Millionen Atmosphären gewonnen wurde. Das
Element zeigt nicht nur eine veränderte Kristallstruktur, sondern
es wurden auch durch ein uns noch unbekanntes Verfahren die
Elektronenbahnen in seinen Atomen verkleinert. Ich habe den Eindruck,
daß wir hier ein Material mit den von uns gesuchten Mesoatomen
vor uns haben, bei denen um einen gewöhnlichen Kern beschwerte
Elektronen kreisen.«
In diesem Augenblick trat ein mir unbekannter Mann mittleren Alters in
das Arbeitszimmer. Der Direktor des Instituts stellte ihn mir als
Professor Grigorijew vor.
»Unser bulgarischer Kollege kann uns auch keine näheren
Erläuterungen geben«, sagte Lawrenti Pawlowitsch zu ihm.
»Er bestätigt nur das, was in den Berichten steht.«
»Etwas anderes war auch kaum zu erwarten«, erwiderte
Grigorijew. »Die Spuren des Fundes verlieren sich in den
Jahrhunderten, und wir werden sie aller Wahrscheinlichkeit nach niemals
entdecken. Das ist bedauerlich, aber im Grunde doch nicht das
wesentlichste.«
»Entschuldigen Sie, unsere Worte müssen Ihnen
unverständlich erscheinen, denn ich war mit meinen
Erklärungen noch nicht am Ende«, wandte sich der
Institutsdirektor wieder an mich. »All die
außergewöhnlichen Eigenschaften des Fundes weisen
nämlich eindeutig darauf hin, daß er nicht von unserer Erde
stammt.«
»Sie glauben also, Sie wollen sagen…«, stotterte ich verblüfft.
»Ja, wir sind der Ansicht, daß der Zylinder mit dem Faden
einst, vor Urzeiten, von verstandesbegabten Wesen, Bewohnern eines
Sterns in einem anderen Sonnensystem, auf die Erde gebracht
wurde.« Lawrenti Pawlowitsch sprach den Satz schnell, sozusagen
in einem Atemzug. Er wollte wohl den Gedanken, der auch ihn selbst
erregte, möglichst kurz und rasch ausdrücken. »Wie
seltsam diese Annahme auch klingen mag – ich sehe keine
einleuchtendere, nachdem wir darin übereinstimmen, daß ein
derartiger Stoff auf der Erde noch niemals hergestellt wurde. Selbst
die heutige Wissenschaft ist dazu nicht in der Lage.«
»Sie sind also sicher, daß der Faden aus einer anderen Welt stammt?« fragte ich.
»Absolut. Und Sie werden diese Überzeugung auch selbst
gewinnen, wenn Sie mich weiter anhören. Wir haben uns
selbstverständlich die Frage gestellt, welchem Zweck die Spule
dient oder gedient hat.« Lawrenti Pawlowitsch schwieg einen
Augenblick lang.
»Vielleicht enthält sie eine Nachricht?« fragte ich dazwischen.
»Sehen Sie, diese Vermutung liegt am nächsten. Wir haben den
Faden daraufhin untersucht, aber keinerlei auf mechanischem,
fotochemischem, elektrischem oder magnetischem Wege fixierte
Aufzeichnungen entdeckt.«
»Lawrenti Pawlowitsch«, warf hier Grigorijew unerwartet
ein, »spannen Sie den Kollegen nicht auf die Folter, sagen Sie
ihm ohne Umschweife, wie die Sache steht.«
»Gut, gut«, murmelte der Institutsdirektor unwillig.
»Nach hartnäckigen Versuchen haben wir herausgefunden,
daß Ihr vertracktes ›Haar‹ doch bestimmte seltsame
Signale enthält, die aber auf thermoelektrischem Wege aufgetragen
wurden. Es zeigte sich, daß der Faden nicht durchweg aus dem
gleichen Material besteht, sondern aus drei Schichten. Unter der
äußeren Siliziumschutzhülle liegt eine dünne,
elektrisch leitfähige Zwischenschicht, und im Innern befindet sich
ein thermoplastisches Mark. Auf dieses sind nach thermoelektrischem
Verfahren wechselnde Impulse mit sehr hoher Frequenz aufgetragen. Jeder
Millimeter enthält etwa sieben Millionen Signale.«
»In diesem Stadium der Untersuchungen kam das Material zu
mir«, erklärte jetzt Grigorijew weiter. »Wir erhielten
die Aufgabe, die auf ein Ferromagnetband übertragenen Signale des
Siliziumfadens zu dechiffrieren.«
»Professor Grigorijew ist Direktor des Wissenschaftlichen
Forschungsinstituts für technische Kybernetik«,
erläuterte Lawrenti Pawlowitsch. »Ihm stehen die
mächtigsten Elektronengehirne zur Verfügung.«
»Und?« fragte ich, aufs äußerste gespannt. »Ist es Ihnen gelungen?«
»Seit fünf Tagen beschäftigen sich alle unsere
wissenschaftlichen Mitarbeiter ausschließlich mit diesem Problem.
Unsere gesamte technische Anlage ist bis zum äußersten mit
entsprechenden Rechenoperationen ausgelastet, und doch kommen wir zu
keinem Resultat. Wir haben Linguisten, Psychologen und Physiologen zur
Unterstützung herangezogen. Wir haben versucht, aus den Signalen
irgendwelche Schriftzeichen oder ein Gespräch herauszulesen. Wir
haben an die
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