Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Komponente Calthur

Komponente Calthur

Titel: Komponente Calthur
Autoren: K. H. Scheer
Vom Netzwerk:
wir nicht von einem schnellen Boot verfolgt wurden, womit ich eigentlich nicht rechnete, mußten sie uns verloren haben.
    Dennoch kannten sie unseren westlichen Kurs, oder die Unterwasser-Funksendungen wären nicht so klar angekommen.
    Sie hatten uns dreimal angerufen und um die Durchgabe des Textes ersucht. Ich hatte es mit der Begründung abgelehnt, noch nicht weit genug von ihrem Bau entfernt zu sein.
    Wir hatten uns einer verschlüsselten Sprache bedient, um unwillkommene Mithörer im unklaren zu lassen. Unterwasserfunkwellen breiten sich stark aus.
    »Kiny ruft«, vernahm ich plötzlich ihren Impuls. »Wir haben Sie in der Fernortung, Sir. Bitte, stoppen Sie, und legen Sie Ihr Boot auf Grund.«
    Ich hörte einen Jubelruf. Hannibal hatte ihn ausgestoßen. Zugleich sah ich auf den Zeitmesser.
    Es war 8.01 Uhr. In genau dreiunddreißig Minuten würde die Lichtflutbombe hochgehen. Das lag nicht in unserer Absicht! Die Unterseestation war so phantastisch, das wir sie erhalten wollten. Außerdem konnte sie bei meinem nächsten Einsatz möglicherweise eine Rolle spielen.
    »Ob sie schon ahnen, daß wir außer der Lichtflutwaffe noch zwei GWA-Mikrobomben vergessen haben?« rief Hannibal. »Mit Telepathiezünder! Hei, wenn die wüßten, wie nett wir waren. Die können wir jederzeit hochgehen lassen.«
    Ich ging zur Zentrale hinüber und beobachtete Hannibals Manöver. Er legte das Boot sanft auf Grund und schaltete die Maschine ab. Wir kamen zur Ruhe.
    »Sprich nicht von zukünftigen Dingen«, mahnte ich. »Zuerst müssen wir aus der Mausefalle heraus sein. Wenn ich einen Schwimmpanzer hätte, wäre ich längst verschwunden. Die Halunken!«
    »Was dem einen recht ist, ist dem anderen billig«, orakelte der Zwerg. »He, warum der giftige Blick? Denen haben wir doch auch zwei Eier ins Nest gelegt, nur mit dem Unterschied, daß sie nichts davon wissen. Sie sehen nur die Marswaffe. Hm – noch einundzwanzig Minuten. Retue muß sich beeilen, wenn er uns hier rechtzeitig herausholen will.«
    Die Lage wurde verzweifelt. Wir waren in dem stählernen Sarg eingeschlossen. Sollte ich in letzter Sekunde auftauchen, das Boot absacken lassen und schwimmend auf den U-Kreuzer warten?
    »Nur nicht«, warnte der Kleine erblassend. »Mann, hier hängt der Himmel voll mit Flugzeugen. Auf der Erde herrscht immer noch Großalarm. Wenn uns uneingeweihte Personen auffischen, sind wir erledigt.«
    Im gleichen Augenblick sichteten wir den gewaltigen Leib des Jagdkreuzers. Er tauchte schemenhaft auf, wurde größer und stoppte dann mit atemberaubenden Werten. Kochende Wassermassen schossen aus seinen beiden schweren Wasserstrahltriebwerken.
    »Kiny ruft. Das Bergungskommando ist schon draußen. Wir haben für Sie passende Valopurit-Panzer. Hannibals Folie ist doch inzwischen wohl entfernt?«
    »Sie stinkt und zerfällt im Heckraum. Ich flute die Turmschleuse vor.«
    Hannibal schaltete. Die Ventile öffneten sich. Die Überschußluft ließen wir einfach ausströmen.
    Draußen kamen vier Mann angeschossen. Sie lagen auf flachen U-Gleitern und leuchteten uns an. Unmittelbar darauf waren zwei im Schleusenraum verschwunden.
    Wir schlossen das Außenschott und lauschten auf das Geräusch der Pumpen. Als die Innenluft eingeströmt war, sahen wir die beiden Männer. Es waren Kenji Nishimura und Samy Kulot.
    Wir sprachen kein Wort zuviel. Jede Sekunde zählte.
    »Sie müssen von hier aus den Kode durchgeben«, erklärte Nishimura gelassen. »Wenn Sie allerdings nicht Ihren Tod vortäuschen wollen, können Sie auch sofort den Panzer anlegen und von drüben aus anrufen.«
    »Ich riskiere es. Für die Calthurs will ich vorerst als tot gelten. Die Explosion werden sie feststellen. Hannibal, verschwinde. Nein, keine Widerrede. Verschwinde mit Samy.«
    Sie halfen dem Kleinen in den Panzer. Gleich darauf zischte es wieder in der Turmschleuse.
    Es war 8:29 Uhr am 1. Juli 2011. Ich rief Calthurion an.
    Die Verbindung stand sofort. Der Naahrgar war am Gerät.
    »Sie rufen spät«, beschwerte er sich panikerfüllt.
    Ich verzichtete auf eine Bildübertragung. Mein Gesicht sollte nicht gesehen werden.
    »Es reicht noch. Sprechen Sie den Begriff ›Tiefenschürfung‹ dreimal in die Aufzeichnungsautomatik des Schlüsselgeräts. Dreimal ›Tiefenschürfung‹! Strahlen Sie den Sammelimpuls ab. Das Feld wird erlöschen. Lebt wohl. Eigentlich hatte ich erwartet, irgendwo einen Knallfrosch zu finden. Das ist offenbar nicht der Fall. Deshalb habe ich so lange gewartet.
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher