Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kommissar Morry - Terror um Mitternacht

Kommissar Morry - Terror um Mitternacht

Titel: Kommissar Morry - Terror um Mitternacht
Autoren: Hans E. Koedelpeter
Vom Netzwerk:
nichts aus Pernod. Er trank nur Whisky, und auch davon nur eine Sorte. Er schwor auf ,Queen Anne'.“
    „Dann war es der Mörder, der einen gehoben hat.“
    „Als ich hier reinkam, stand kein Glas auf dem Tisch“, erklärte Abe Shire.
    „Schon möglich. Der Mörder hat vielleicht aus der Flasche getrunken. Nur einen Schluck, um sich zu stärken. Möglicherweise hat er das Glas auch ausgewaschen.“
    „Nachdem er Clifford erschossen hat? Zum Teufel, der müßte ja Nerven wie Drahtseile haben."
    „Die können wir unserem Mann schon zutrauen. Es ist keine Kleinigkeit, aus nächster Nähe auf einen Menschen zu schießen. Trotzdem hat der Mörder sein lebendes Ziel nicht sofort getroffen.“
    „Trotzdem?“ fragte der Arzt. „Sagen Sie lieber: deswegen! Der schießwütige Unbekannte hatte also keine guten, sondern sehr schwache Nerven. Den Pernod brauchte er, um das Zittern seiner Knie abzustellen.“
    Abe Shire seufzte. „Der schöne Spiegel! Das ist echtes Kristallglas. Links oben klebt noch das Etikett. Wissen Sie, was mich der Spaß kosten wird?“
    Motley blickte sich in dem kleinen Lokal um. Es gab da etwa ein Dutzend Tische darin, eine winzige Tanzfläche und einen Flügel, der etwas erhöht auf einem Podium stand. Neben dem Instrument führte eine läuferbedeckte Treppe nach oben, zur Straße. Die Bar war im Souterrain gelegen.
    „Wer bedient an den Tischen?“ fragte Motley.
    „Anita“, erwiderte der Wirt. Er schaute auf die Uhr. „Kurz vor Acht. Sie müßte eigentlich längst hier sein.“
    Plötzlich kam jemand die Treppe herunter. Es war ein junger, schlanker Mann, der einen dunklen Anzug und ein rotes Schleifchen trug. Er hatte schwarzes, glatt zurückgekämmtes Haar. Man konnte riechen, daß es pomadisiert war. Sein Gesicht war auffallend regelmäßig, vielleicht ein bißchen weich und mädchenhaft. Er sah blaß und verstört aus.
    „Abend, Mister Shire. Was ist denn los? Der Polizist ließ mich erst rein, als ich ihm erklärte, daß ich hier arbeite.“
    „Das ist Ken Gibbson, Sir“, wandte sich der Wirt erklärend an Motley. „Der Pianist.“
    „Sehr erfreut“, sagte der Inspektor kühl. „Mein Name ist Motley. Ich komme von Scotland Yard."
    Er beobachtete den Effekt der Worte sehr genau, weil er die Erfahrung gemacht hatte, daß oft schon diese Äußerung genügte, andere Menschen zu recht aufschlußreichen Reaktionen zu veranlassen.
    Aber der junge Mann sah eher erfreut als erschreckt aus.
    „Von Scotland Yard?“ fragte er. „Das ist ja toll! Ich wollte schon immer mal jemand kennenlernen, der dort arbeitet. In welcher Abteilung sind Sie denn beschäftigt?“
    Motley machte ein trauriges Gesicht.
    „Im Morddezernat.“
    „Dann kennen Sie wohl auch den berühmten Kommissar Morry?“
    „Ein bißchen.“
    „Was?" rief der Pianist beeindruckt. „Tatsächlich?“ Plötzlich dämmerte ihm, daß es mit dem Besuch dieser Leute eine besondere Bewandtnis haben müsse. „Aber was suchen Sie hier?“
    „Einen Mörder.“
    Der junge Mann faßte sich an den Hals und blickte sich furchtsam in dem halbdunklen Raum um, als könne der Gesuchte in irgendeiner der dämmrigen Ecken hocken. Dann schaute er wieder Motley an. „Soll er sich hier in der Nähe versteckt halten?“
    „Das ist zu bezweifeln“, meinte Motley. „Sagen Sie, Mister Gibbson, wie gut kennen Sie eigentlich den Mixer?"
    „Clifford? Nicht besonders gut. Einmal war ich mit ihm im Kino. Das ist alles. Gelegentlich, wenn keine Gäste im Lokal sind, meistens so kurz nach acht Uhr, wissen Sie, blödeln wir miteinander. Ich fürchte, er kann mich nicht recht leiden. Warum fragen Sie?“
    „Er ist tot.“
    „Tot?“
    „Ja, schauen Sie mal hinter den Bartisch.“ „Moment“, sagte der junge Mann und hob die Hand. „Wollen Sie mir etwa erzählen, daß Clifford dahinter liegt?"
    „Genau das.“
    Der junge Mann lachte plötzlich. „Sie machen mir Spaß! Sie denken, Sie können mich auf den Arm nehmen. Jetzt will ich Ihnen mal was erzählen. Sie sind! gar nicht von Scotland Yard. Sie haben mit Mister Shire abgesprochen, mir einen Bären aufzubinden. Der Chef weiß nämlich genau, daß ich für die Leute vom Yard eine Schwäche habe. Aber ich falle auf Ihre Tricks nicht rein. Mit mir können Sie so was nicht machen.“ „Wirklich? Na, schauen Sie trotzdem einmal hinter den Tisch.“
    Der junge Mann zögerte und folgte dann der Aufforderung. Zwei, drei Sekunden blieb er wie erstarrt stehen.
    „Wer ist das?“ fragte er.
    Der
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher