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Kommissar Morry - Terror um Mitternacht

Kommissar Morry - Terror um Mitternacht

Titel: Kommissar Morry - Terror um Mitternacht
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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verwirrt. „Wie kann er denn Weggehen, wenn er tot ist?“
    „Das ist eine gute Frage. Wir werden schon noch dahinter kommen. Und sonst?"
    „Ich war bei der Gemüsefrau und beim Bäcker. Beide können von ihren Geschäften aus den Bareingang überblicken. Sie kennen Clifford vom Sehen, aber heute haben sie ihn nicht bemerkt. Dann war ich beim Taxistand und habe mit den Chauffeuren gesprochen. Keiner von ihnen hat Clifford jemals gefahren. Weder heute noch an einem anderen Tag.“
    „Das ist nicht viel, May.“
    „Ich weiß, Inspektor. Draußen stehen übrigens gut zweihundert Neugierige. Die Leute haben einen fabelhaften Riecher dafür, wo etwas los ist.“
    „Sollte mich nicht wundem, wenn sich der Mörder unter die Wartenden gemischt hat“, murmelte Motley.
    „Kann schon sein. Aber deswegen können wir nicht alle verhaften lassen“, sagte May.
    Der Doktor seufzte. „Also ich verschwinde jetzt, 's wird sich ja doch nichts mehr ereignen."
    „Morry wird nicht gerade entzückt sein, wenn ich ihm das magere Untersuchungsergebnis vorlege“, seufzte Motley.
    „Kommen Sie mit?“ fragte der Doktor.
    „Tut mir leid, erst muß ich noch mit ein paar Leuten sprechen.“
    „Na, dann bis morgen“, sagte der Arzt und stieg die Treppe hinauf.
    „Geben Sie mir die Adresse von Anita, bitte“, wandte sich der Inspektor an den Wirt.
    „Dudley Lane", gab der Wirt Auskunft. „Hausnummer 13.“
    „Sie bleiben hier, bis man den Toten geholt hat, May“, ordnete Motley an. „In der Zwischenzeit können Sie sich ja noch 'n bißchen im Lokal umsehen. Wir treffen uns dann im Yard.“
    „All right, Inspektor.“
    „Was wollen Sie von Anita?“ fragte der Wirt. „Sie müßte doch längst hier sein, was?" „Gewiß, aber...“
    „Sehen Sie, genau das meine ich.“
    13, Dudley Lane, war ein ziemlich verkommenes Haus. Es war im viktorianischen Stil gebaut und hatte ohne Zweifel schon bessere Tage erlebt. Als einziges Haus der Straße war es von einem Garten umgeben. Es war ein ziemlich verwildertes Stück Land und sah so aus, als sei es ein Paradies für wilde Kaninchen. Der Zaun, der es vom Bürgersteig trennte, war bloß noch ein Fragment. Das Gartentor fehlte ganz. Irgendwann im Krieg mußte es einmal einer Schrottsammlung zum Opfer gefallen sein. Anita Benson wohnte im ersten Stock. Ihre Wirtin hieß Blobber. Mrs. Blobber, die nach Motleys Klingeln so rasch und ungestüm öffnete, als hätte sie den ganzen Tag auf ihn gewartet, entpuppte sich als eine hagere, ganz in Grau gekleidete Person, die stark nach Mottenkugeln roch.
    „Sie wünschen?“ fragte sie hochmütig und betrachtete Motley durch ihren randlosen Klemmer mit scharfen, dunklen Augen eher feindlich als neugierig.
    „Ich möchte Miß Benson sprechen.“
    „Miß Benson empfängt keine Herrenbesuche.“
    Motley kramte seinen Ausweis hervor.
    „Pardon", murmelte die hagere Mrs. Blobber. Sie trat zur Seite. „Ich konnte doch nicht wissen...“
    Sie unterbrach sich und führte Motley durch einen langen, dunklen Flur in ein Zimmer, wo der Mottenkugelgeruch so penetrant war, daß der Inspektor unwillkürlich nach einem Karton mit diesen Naphthalinkugeln Ausschau hielt. Er konnte freilich keinen entdecken. Dafür gewahrte er ein Sammelsurium der merkwürdigsten Möbel, ausnahmslos Auswüchse eines recht skurrilen Geschmacks. Da gab es ein Vertiko mit Türmchen und gedrechselten Säulen, ein Plüschsofa mit hölzernem Umbau, einen Schrank mit Verzierungen im Jugendstil und einen Tisch, dessen Beine wie Elefantenfüße geschnitzt waren. Auf dem Boden lag ein Bastteppich. Die Wände waren mit einer großblumigen Tapete beklebt. Hier und da hing eine verblichene Fotografie, oder ein Farbdruck, der im Laufe der Zeit blaß geworden war.
    „Setzen Sie sich doch, Inspektor.“
    „Vielen Dank. Ich möchte zu Miß Benson. Ist sie zu sprechen?“
    „Nein... sie muß vorhin weggegangen sein.“ „Zur üblichen Zeit?“
    „Nein . . . etwas früher, vermute ich."
    Mrs. Blobber knetete unablässig ihre knotigen Finger und Motley schien es, als habe sie etwas auf dem Herzen.
    „Ich muß Ihnen etwas Merkwürdiges erklären“, sagte sie in diesem Augenblick. „Heute Nachmittag um zwei Uhr klingelte das Telefon. Es meldete sich ein Dr. Robertson, Anwalt in Surrey. Er bat mich, sofort zu ihm zu kommen. Er habe mir eine wichtige Eröffnung zu machen. Als ich fragte, worum es sich handle, meinte er nur, es ginge um eine Erbschaft. Ich versprach, mich sofort auf den Weg zu
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