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Kommissar Morry - Terror um Mitternacht

Kommissar Morry - Terror um Mitternacht

Titel: Kommissar Morry - Terror um Mitternacht
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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bemühte sich, sein Los zu tragen, wie es ihm begegnete.
    „Also schön, komm rein."
    Sie stiegen die Treppe hinab. Im Lokal roch es nach kaltem Rauch. Die Tische waren noch nicht gedeckt. Man hörte das leise Summen der Ventilatoren.
    „Möchtest du etwas trinken?“
    „Klar. Du kennst ja meinen Geschmack.“
    „Pernod, nicht wahr?“
    „Ja, aber ohne Wasser, bitte. Nur zwei Würfel Eis.“
    „Okay.“
    Der junge Mann mit dem Mixerjäckchen wollte sich bücken. Hinter dem Bartisch stand eine Batterie angebrochener Flaschen. Aber der Besucher, der sich auf einen der Barhocker geschoben hatte, sagte mit scharfer, befehlender Stimme: „Stop!"
    „Was gibt 's?“
    „Versuche keine Tricks, wenn ich bitten darf!“
    „Ich wollte nur die Flasche mit dem Pernod...“ Der Besucher wies mit dem Kopf auf die dicht gefüllten Regale, die an der Rückwand der Bar vor einem riesigen Spiegel angebracht waren.
    „Da ist genug von dem Zeug.“
    „Okay.“
    Der junge Mann entkorkte eine Flasche Pernod und füllte ein Glas. Darm hob er die Klappe der Eisbox und holte zwei Würfel Eis heraus.
    „Trinkst du nicht mit?" fragte der Besucher.
    „Ich mach' mir nichts aus Pernod.“
    „Du machst dir auch nichts aus mir, was?“
    „Stimmt genau.“
    Die Eiswürfel fielen klirrend in das Glas. Zwei Tropfen Pernod spritzten heraus.
    Der Besucher grinste.
    „Man merkt, daß du kein gelernter Mixer bist. Warum hast du dich in diesem kümmerlichen Laden versteckt?“
    „Es ist kein Laden."
    „Mag sein. Aber du hast dich doch versteckt, nicht wahr?“
    „Dazu hatte ich allen Grund.“
    „Ja . . . den hattest du.“
    „Warum bist du gekommen?“
    „Ich dachte, das sei dir klar.“
    „Ich bin ein wenig überrascht, daß du nicht einen deiner Henker geschickt hast."
    „Du liest zuviel Romane. Denkst du, ich könnte mir eine große Leibgarde leisten? Das ist zu teuer, mein Freund, und nicht ganz frei von Risiken. Ich liebe keine Risiken. Deswegen bin ich ja hier. Das begreifst du doch?“
    „Durchaus.“
    Der Besucher nahm einen Schluck von dem gelben Anisschnaps und rollte ihn genießerisch auf der Zunge.
    „Pernod ist wie das Leben selbst“, bemerkte er. „Scharf und trügerisch. Man darf ihn nicht unvoreingenommen trinken. Man muß seinen Charakter kennen und sich darauf einstellen. Sonst legt er einen aufs Kreuz.“
    „Du hättest Philosoph werden sollen“, spottete der Mann hinter dem Bartisch.
    „Warum nicht? Du wirst zugeben, daß es mir an der guten Vorbildung nicht mangelt.“Er seufzte. „Aber das hat uns trotz gewisser Gemeinsamkeiten schon immer voneinander unterschieden. Bei gleichen Voraussetzungen waren unsere Lebensziele weit voneinander entfernt. Wir leben in einer Welt, die den Geist nicht sehr hoch bewertet. Was mehr zählt, ist das Geld. Nichts weiter. Vieh leicht noch der kurze, trügerische Ruhm eines Sport oder Filmstars. Sonst nichts. Ich habe mich darauf eingestellt. Ich fühle mich als der reichste Mann Englands.“
    Sein Gegenüber schwieg. Der Besucher ließ die Eiswürfel im Glas klirren. Das Geräusch schien ihm Freude zu bereiten.
    „Und du?“ fuhr er fort. „Du könntest heute Besitzer einer Villa sein. Du könntest zehn Autos besitzen und die schönsten Mädchen Londons mit Pelzen und Schmuck behängen. Aber du hieltest es für angebracht, deine eigenen Wege zu gehen.“
    „Ich habe nichts gegen den Reichtum“, meinte der junge Mann mit dem Mixerjäckchen. „Ich habe nur etwas gegen die Art, wie du ihn erwirbst.“ „Gerade deswegen bin ich ja hier. Du bist für mich und meine Mitarbeiter zur Gefahrenquelle Nummer Eins geworden. Du wolltest mich schon einmal reinlegen, und es hat mich Tausende gekostet, um das glattzubügeln. Wir haben dich gesucht, und wir haben dich gefunden. Du wirst doch nicht etwa glauben, daß wir dich jetzt laufen lassen?"
    „Warum erzählst du mir das?“
    „Ich bin in guter Stimmung, vielleicht liegt das am Pernod. Stört es dich, wenn ich ein bißchen rede?“
    „Du willst mich quälen. Du willst erleben, daß ich weich werde. Du hoffst, daß ich jetzt um mein Leben jammere, nicht wahr?“
    „Es würde mich ein wenig für den Ärger entschädigen, den du uns verursacht hast“, gab der Besucher zu.
    „Finde dich damit ab, daß ich kein Feigling bin.“
    „Trotzdem hast du dich versteckt."
    „Ich hatte keine Lust, von deinen Leuten überwältigt zu werden. Das ist alles.“
    „Es hat dir nichts genützt, mein Junge. Wir haben dich doch gefaßt. Du
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