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Kommissar Morry - Terror um Mitternacht

Kommissar Morry - Terror um Mitternacht

Titel: Kommissar Morry - Terror um Mitternacht
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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unterzutauchen. Dann haben Sie sich mitschuldig gemacht, Mister Shire!“
    „Also, Inspektor, das ist lächerlich!“ protestierte der Wirt mit einiger Logik. „Ein Mann, der sich verbergen will, tut das nicht ausgerechnet hinter dem Schanktisch eines gut besuchten Lokals, nicht wahr? Außerdem war er kein Angestellter im üblichen Sinne. Er kam nachmittags um sechs Uhr herein und blieb, bis der letzte Gast gegangen war. Dann rechneten wir ab und er bekam seine Provision. Es war mir völlig gleich, ob er Miller oder Smith hieß. Das einzige, was wirklich zählte, war der Zaster. Und den brachte er mir reichlich in die Kasse.“
    „Wann öffnen Sie?“
    „So gegen acht Uhr abends."
    „Was tat Clifford in den beiden Stunden, die zwischen seinem Dienstantritt und der Öffnung lagen?“
    „Er brachte die Bar in Ordnung, Sir. Zunächst einmal kontrollierte er den Getränkebestand. Dann nahm er die notwendigen Ergänzungen vor. Ich konnte ihm wirklich vertrauen, und hatte nichts dagegen, daß er die Kellerschlüssel verwahrte. Ja,
    dann spülte er natürlich noch die Gläser. Er hatte immer etwas zu tun.“
    „Hatten Sie das Gefühl, daß er sich zuweilen vor etwas fürchtete? Benahm er sich wie ein Mensch, der in Sorge ist, erkannt zu werden?“
    Abe Shire schüttelte den Kopf. „Gewiß nicht, Sir.“
    „Er ist heute also offenbar gegen sechs Uhr gekommen und, wenn wir den Untersuchungsbefund des Arztes zugrunde legen, kaum eine halbe Stunde später erschossen worden.“
    „Es ist furchtbar. Einfach furchtbar. Wo nehme ich jetzt so schnell einen neuen Barmixer her? Im übrigen ist es gleich acht Uhr. Was werden meine Kunden sagen, wenn sie einen Polizisten vor der Tür finden?"
    Motley ignorierte das Klagelied.
    „Hatte er eine Freundin?“
    „Keine Ahnung“, erwiderte Shire. „Ich wiederhole, daß ich nichts von ihm weiß. Er tat seine Arbeit, und ich war zufrieden mit ihm. Darum kümmerte ich mich nicht um sein Privatleben.“
    „Wenn er Ihnen nun mit der Kasse durchgebrannt wäre? Sie hätten nicht einmal gewußt, gegen wen Sie Anzeige erstatten müßten.“
    „Was wir an einem Abend einnehmen, konnte er leicht innerhalb von zwei Wochen verdienen. Warum hätte er das Risiko auf sich nehmen sollen, als Dieb gesucht zu werden?“
    Motley trat an den Tisch. Dort lag die Brieftasche des Toten. Der Inspektor hatte den Inhalt schon einmal flüchtig betrachtet. Dreißig Pfund in neuen Banknoten waren darin, sonst nichts. Kein Ausweis. Kein Stück Papier, das einen Anhaltspunkt bot.
    Der Tote besaß eine wertvolle Armbanduhr. Schweizer Fabrikat. Sie lag ebenfalls auf dem Tisch. Nicht alle Londoner Geschäfte führten diese teure, exklusive Marke. Wenn die Polizei Glück hatte, würden sie durch die Uhr auf die Spur des Besitzers geführt werden. Vielleicht trug die Wäsche des Toten irgendwelche Monogramme, vielleicht das Zeichen einer Wäscherei. Die spätere Untersuchung mußte Genaueres zutage fördern.
    Die Fotografen hatten ihre Bilder schon gemacht. Die Pressestelle von Scotland Yard würde sie bald freigeben. Schon morgen konnte ganz England das Foto des Toten in den Zeitungen betrachten.
    Das war die große Chance. Irgend jemand mußte ihn kennen. Er mußte eine Wirtin haben, einen Lebensmittelhändler, wo er einkaufte, und einen Friseur, bei dem er sich das Haar schneiden ließ. Es war denkbar, ja sogar wahrscheinlich, daß er Verwandte besaß, und die Möglichkeit, daß seine Eltern noch am Leben waren, mußte ebenfalls in Betracht gezogen werden.
    „Er muß seinen Mörder gekannt haben", murmelte Motley. „Sonst hätte er ihn nicht eingelassen.“
    „Das will ich nicht behaupten“, widersprach der Wirt. „Manchmal kommen Leute vorbei, die etwas einkaufen wollen. Getränkelieferanten, Vertreter, Sie wissen schon.“
    „Woran liegt es, daß so viele angebrochene Flaschen hier herumstehen?“
    „Die sind für das Roxy bestimmt; das ist eines meiner Lokale in Limehouse. Es war eine Marotte von Clifford, angebrochene Flaschen gegen volle auszutauschen. Bevor der erste Kunde ins Lokal trat, mußten die Bestände ergänzt sein.“ „Demnach hat er Zeit gefunden, die Flaschen zu erneuern", stellte Motley fest und ließ seine Blicke über die attraktiven, in allen Regenbogenfarben schillernden Flaschenreihen gleiten. An einer Flasche blieb sein Blick hängen.
    „Mir scheint, unser verblichener Freund hat mit seinem Mörder einen Pernod getrunken“, sagte er.
    „Unmöglich. Clifford machte sich
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