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Kommissar Morry - Terror um Mitternacht

Kommissar Morry - Terror um Mitternacht

Titel: Kommissar Morry - Terror um Mitternacht
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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gefaßt. Ihre Haltung erschien forciert, unnatürlich; sie hatte etwas von der Sicherheit einer Schlafwandlerin.
    „Was ist geschehen?“ fragte sie und vermied es, Spencer anzublicken.
    „Haben Sie denn nicht den furchtbaren Schrei gehört?“ erkundigte sich die dicke Mieterin.
    „Einen Schrei?“ fragte Chloe und schüttelte den Kopf. „Nein!"
    Spencer betrachtete den hübschen, jetzt wie gemeißelt erscheinenden Kopf der jungen Pensionsbesitzerin. Plötzlich erfüllte ihn ein furchtbarer Verdacht, ein Verdacht, der wie mit einer knochigen, eiskalten Hand nach seinem Herzen griff und es unbarmherzig zusammenpreßte.
    Sie hat es getan, schoß es durch seinen Sinn. Sie hat in einem Anfall jäher, unversöhnlicher und haßinspirierter Leidenschaft, in einem Ausbruch krankhafter Eifersucht Grace vom Balkon ihres Zimmers gestürzt... sie hat sich gleich einer Wahnsinnigen jenes Menschen entledigt, den sie für schuldig an der tiefsten Erniedrigung ihres Lebens hält...
    „Was wollen Sie von dem Obersten?“ fragte Chloe.
    „Wir meinen, daß sich alle Mieter unten im Speiseraum versammeln sollten... es muß doch festzustellen sein, wer den entsetzlichen Schrei ausgestoßen hat!“ sagte die dicke Frau im Morgenmantel.
    „Ich habe keinen Schrei gehört“, wiederholte Chloe.
    Spencer preßte die Lippen zusammen. „Sie sind also dagegen, daß wir uns alle in der Halle treffen?“ fragte er dann.
    „Wir haben kein Recht, die Nachtruhe der Gäste zu stören“, sagte Chloe.
    „Die Nachtruhe!" höhnte Spencer. „Glauben Sie wirklich, daß jemand bei diesem Wetter schlafen kann?“
    „Es muß etwas unternommen werden!“ entschied die dicke Frau. Sie hieß übrigens Butterfield und war die Witwe eines Methodistenpredigers. „Mir sitzt jetzt noch der Schreck in den Gliedern. Ich wette, daß etwas passiert ist etwas ganz Entsetzliches.“
    „Vielleicht haben Sie recht“, sagte Chloe zu Spencers Überraschung. „Es ist eine böse, eine schauerliche Nacht... eine Nacht, die nichts Gutes gebiert.“
    „Versuchen wir doch einmal festzustellen, ob Miß Marlowe schläft", schlug Spencer vor und blickte Chloe dabei scharf und prüfend an.
    „Erst müssen wir uns überzeugen, was mit dem Obersten los ist“, meinte Chloe rasch, allzu rasch, wie Spencer fand. „Warum meldet er sich nicht?“
    Spencer zögerte, dann trommelte er nochmals gegen die Tür des pensionierten Offiziers. Wieder blieb alles still. Spencer drückte mit plötzlicher Entschlossenheit die Klinke nach unten, aber das Zimmer war von innen abgeschlossen.
    „Haben Sie einen Zweitschlüssel?“ fragte Spencer.
    Chloe nickte. „Warten Sie einen Augenblick... ich hole ihn.“
    Gerade als sie sich zum Gehen wenden wollte, tauchte Randy auf dem Flur auf. Spencer hatte das undeutliche Empfinden, den Mann schon einmal gesehen zu haben. Aber wo... und in welcchem Zusammenhang?
    Der Mann trug einen dunklen Anzug und hielt eine Taschenlampe in der Hand.
    „Was geht denn hier vor?“ wollte er wissen.
    „Wer sind Sie?" erkundigte sich die dicke Witwe.
    „Das ist ein neuer Gast“, sagte Chloe rasch. „Er wohnt eigentlich unten im Dorf, wurde aber auf den Klippen vom Gewitter überrascht.“
    „So ist es“, bestätigte Randy.
    „Haben Sie den Schrei gehört?“ wollte die dicke Witwe wissen.
    „Allerdings“, bestätigte Randy grimmig. „Ich stand gerade am Fenster... was zum Teufel war das?"
    „Wenn Sie mich fragen, dann war es ein Mensch... ein Mensch, der sich in die Tiefe gestürzt hat“, meinte Spencer.
    „Um Himmels willen!“ rief Chloe mit schreckgeweiteten Augen.
    Spencer blickte sie an und merkte, wie sein Verdacht sich verringerte. Chloes Überraschung wirkte echt.
    „Ich hole jetzt den Schlüssel“, rief sie und eilte davon.
    „Haben Sie Feuer?“ fragte Randy und trat dicht vor Spencer hin.
    Während Spencer dem Mann das Gewünschte reichte, sagte er: „Mir ist, als würde ich Sie kennen.“
    „So?" fragte Randy mit einem höflichen Grinsen und stieß den Rauch aus.
    „Leben Sie in London?“
    „Nein, mein Herr. Aber ich bin häufig dort gewesen.“
    Spencer schaute dem Fremden in die Augen. Was ist das für ein Kerl? überlegte er. Ich habe seine Visage schon einmal gesehen. Das ist sicher. Aber wo und bei welcher Gelegenheit? Chloe kam zurück. Sie versuchte den Schlüssel ins Schloß einzuführen. Es ging nicht.
    „Der Schlüssel steckt von innen“, stellte sie fest.
    „Lassen Sie mich das machen“, erklärte Randy. „Er
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