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Kommissar Morry - Terror um Mitternacht

Kommissar Morry - Terror um Mitternacht

Titel: Kommissar Morry - Terror um Mitternacht
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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geduldete sich mit einer Antwort. Sie hatte plötzlich Angst, daß er sie einfach in die Arme schließen würde. Jetzt im Dunkeln war wieder die Illusion da, er könnte mit Frank identisch sein... sie mußte sich mit Gewalt von dieser gefährlichen Verzauberung lösen.
    „Ich mag Sie sehr gern?“ flüsterte sie.
    Er hob seine Hände und umfaßte ihre Schultern. Sie entwand sich ihm.
    „Nicht jetzt“, hauchte sie.
    „Aber warum... ?“
    „Kommen Sie in mein Zimmer!“
    Er schluckte. In seinen Ohren rauschte das Blut. Er wollte sie an sich ziehen, aber sie war bereits zur Tür gehuscht.
    „Ich erwarte Sie um Mitternacht", flüsterte sie. „Nicht früher, nicht später...“
    Romantischer Unsinn, dachte er.
    „Ich werde kommen“, versprach er.

    *

    Chloe Sanderson irrte durch das Haus.
    Sie hatte wieder einmal nicht schlafen können. Aber das lag nicht an dem Gewitter. Die Schwüle, die dem Toben der Elemente vorausgegangen war, hatte lediglich ihre innere Unruhe erhöht. Mit weit geöffneten Augen hatte sie im Bett gelegen und dem Rhythmus ihres heißen Blutes gelauscht. Diesmal hatten ihre Gedanken und Sehnsüchte nicht dem verstorbenen Roger gegolten... sie hatte an Mr. Stephurst gedacht, an diesen jungen, grüblerischen Mieter, der sie so tief beeindruckte... Was wird er jetzt tun?
    Sie überlegte, ob sie zu ihm gehen sollte . . . unter irgendeinem Vorwand.
    Sie sehnte sich nach seiner Nähe. Um Himmels willen, ich bin verrückt, murmelte sie vor sich hin. Ich muß vernünftig bleiben. Ich muß vernünftig bleiben!
    Aber das sagte sich so leicht. Das Blut wollte nicht zur Ruhe kommen. Ach, jetzt' fiel auch noch die Beleuchtung aus. Die Kerzen des Leuchters, den sie in der Hand hielt, warfen arabeske Bilder aus Licht und Schatten auf die Wände. Chloe Sanderson hatte die Halle erreicht.
    Sie erschrak, als sie auf die Tür blickte, hinter deren Milchglasscheiben der Schatten eines Menschen auftauchte. Im nächsten Moment schrillte die Glocke. Chloe mußte an Stephurst denken, der ebenso plötzlich und unvermittelt aufgetaucht war. Der Regen peitschte von draußen gegen die Scheiben und sie sah, wie sich der Unbekannte bückte, wie er die Schultern zusammenzog, um vor dem Wüten des Wetters Schutz zu finden. Chloe öffnete die Tür.
    „Guten Abend“, sagte der Fremde und huschte herein. Sein Regenmantel troff und er nahm den Hut ab, von dessen Krempe ein kleiner Sturzbach auf den abgetretenen Teppich fiel.
    „Sauwetter!“
    Komisch, dachte sie, genau das hat Mr. Stephurst gesagt.
    Aber sonst haben die beiden nichts gemeinsam.
    Dieser Mann hier ist älter als Stephurst... und er sieht nicht gerade vertrauenerweckend aus. Welch ein Glück, daß ich Stephurst im Hause habe...“
    „Tut mir leid, Sie so spät noch überfallen zu müssen", sagte der Mann und blickte sich nach einem Haken für seinen Hut um. „Aber ich wurde von dem Unwetter überrascht. Ich glaubte meinen Augen nicht trauen zu dürfen, als ich in dieser Wildnis ein Haus sah, an dessen Tür ein Schild mit dem erlösenden Wort Pension stand.“
    „Da drüben ist die Garderobe“, sagte Chloe.
    „Vielen Dank“, meinte der Mann. Er zog den Regenmantel aus. Chloe sah, daß auch sein Anzug naß geworden war.
    „Kurz bevor ich das Haus erreichte, erlosch das licht“, fuhr der Mann fort. „Ich sah zunächst überhaupt nichts mehr. Dann marschierte ich weiter. Als einzige Beleuchtungsquelle dienten mir die Blitze ...“
    „Wissen Sie, daß Sie sich auf ein sehr gefährliches Unternehmen eingelassen haben? Die Klippen sind hier so steil, daß ein Sturz..."
    Sie sprach nicht aus, was sie sagen wollte.
    „... tödlich sein muß“, ergänzte er ruhig.
    Sie nickte.
    Der Besucher gefiel ihr nicht. War es überhaupt ein Gast? Was mochte ihn veranlaßt haben, um diese Zeit in der Nähe der gefährlichen Klippen spazierenzugehen?
    „Kann ich ein Zimmer haben?“
    „Gewiß, mein Herr.“
    „Gut.“
    Genau wie Stephurst war er ohne Gepäck gekommen.
    „Mein Koffer ist unten im Dorf", erläuterte er. „Im Gasthaus. Dort habe ich schon ein Zimmer belegt. Sie haben doch Telefon?“
    „Ja.“
    „Dann rufen wir am besten an, daß ich hier bleibe. Ich hatte nämlich eine Panne mit dem Auto. Als ich es zur Garage brachte, erklärte man mir, daß die Reparatur zwei Tage in Anspruch nehmen wird.“
    „Scheußliches Pech“, sagte Chloe.
    „So ist es. Würde es Ihnen etwas ausmachen, mir noch etwas Tee zuzubereiten?“
    „Natürlich nicht. Kommen Sie
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