Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kommissar Morry - Der Judas von Sodom

Kommissar Morry - Der Judas von Sodom

Titel: Kommissar Morry - Der Judas von Sodom
Autoren: Hans E. Koedelpeter
Vom Netzwerk:
nach Wunsch gegangen. Aber nun schien es plötzlich eine Panne zu geben. Ernest Prince blieb lässig in seinem Sessel sitzen. Er wollte sich absolut nicht erheben.
    „Bis morgen also“, sagte Angela Sirion. Sie wurde mit einemmal unruhig. Heiß schoß ihr das Blut zum Herzen. Verstohlen tastete sie nach ihrer Pistole. Sie sah die stechenden Blicke Ernest Princes auf sich gerichtet. Starr und gläsern blickten seine Augen durch sie hindurch. In diesem Moment wußte Angela Sirion mit aller Gewißheit, daß er ein Mörder war.
    „Sie müssen jetzt gehen, Mr. Prince“, sagte sie eindringlich. „Morgen treffen wir uns ja bereits wieder.“
    Er erhob sich. Er kam ein paar Schritte auf sie zu. Es sah aus, als wollte er sie im nächsten Moment an sich reißen. Aber dann auf einmal kehrte er um und ging auf die Tür zu. „Morgen um elf“, sagte er mit erloschener Stimme. Sein Gesicht sah auf einmal fahl und verfallen aus. Schweigsam und geistesabwesend verließ er die Wohnung.

    19

    Am hintersten Tisch im Bouillonkeller herrschte an diesem Abend trübselige Stimmung. Buster Lorre, Huck Polland und Roland Mursell saßen vor ihren leeren Krügen und dösten schläfrig vor sich hin. Es gab nichts, was sie aufgeheitert hätte.
    Nicht einmal der verlockende Geruch nach frischer Wurstsuppe, der aus der Küche hereinstrich, konnte ihre miese Laune bessern.
    „Wir hätten“, brummte Huck Polland, „den Kommissar damals nicht hinters Licht führen sollen. Er ist ja doch schlauer als wir. Er hat uns längst durchschaut. Eines Tages wird er uns die Rechnung präsentieren.“
    „Wenn man sich vorstellt“, warf Ronald Mursell ein, „daß wir jetzt reiche Leute sein könnten, dann kommt einem buchstäblich die Galle hoch. Hätten wir seinerzeit Burt Lukin an die Cops verzinkt, dann wären uns dreihundert Pfund Belohnung sicher gewesen. Aber Chris Longman wollte ja gescheiter sein als die Polizei. Er glaubte, er könnte alles allein machen. Wegen dieser Dummheit schauen wir jetzt in den Mond.“
    „Noch ist nicht alles verloren“, grunzte Buster Lorre. „Ich habe eine Idee, Boys! Eine Idee, wie wir doch noch zu unserem Geld kommen könnten!“
    Die beiden anderen horchten auf. Mit wäßrigen Augen stierten sie über den Tisch.
    „Schieß los!“ brummte Huck Polland. „Welchen Plan hat dein winziges Hirn geboren?“
    „Wir wissen zwar nicht“, meinte Buster Lorre, „wohin Burt Lukin verduftet ist. Wir wissen aber, daß er im Mulatten Klub verkehrt. Das ist sehr wichtig, Freunde! Wir werden ihm einen Brief schreiben. Und zwar werde ich diesen Brief persönlich an die richtige Adresse befördern. Was haltet ihr davon?“
    „Nicht schlecht“, hüstelte Ronald Mursell. „Es fragt sich nur, was in diesem Brief stehen soll.“
    Buster Lorre erklärte ihnen auch das. „Ganz einfach“, raunte er. „Wir drohen ihm mit der Polizei. Wir riskieren einen Bluff. Werden ihm einfach schreiben, daß wir seinen neuen Schlupfwinkel entdeckt hätten. Das wird ihm ziemlich in die Knochen fahren, denke ich. Er dürfte dann nicht lange auf sich warten lassen. Glaube, daß er uns noch heute Abend im Bouillonkeller besuchen wird.“
    „Los!“ zischte Huck Polland nervös. „Schreib den Wisch! Die Idee ist nicht schlecht. Hätte gar nicht geglaubt, daß du soviel Grütze im Schädel hast.“
    Buster Lorre brachte einen Fetzen Papier und ein schmieriges Kuvert zum Vorschein und buchstabierte mühsam den Text zusammen. Da er che Volksschule nur bis zur dritten Klasse besucht hatte, war es eine Heidenarbeit für ihn. Die ändern sahen ihm ungeduldig über die Schulter. Sie sparten nicht mit guten Ratschlägen. Er mußte dies verbessern und das hinzuschreiben. Kein Wunder, daß er schweißüberströmt war, als er den Zettel endlich im Kuvert verschloß.
    „So“, sagte er schnaufend. „Ich gehe jetzt. In zehn Minuten bin ich wieder zurück. Haltet mir die Daumen, Boys! Diesmal muß es klappen.“
    Nach zehn Minuten erschien er wirklich wieder auf der Bildfläche. Mit strahlendem Gesicht hockte er sich an den Tisch. Hastig griff er nach einem Bierglas.
    „Alles in Ordnung“, verkündete er stolz. „Ich habe den Brief einer Bedienung gegeben. Sie kennt Burt Lukin. Sie sagte mir, daß er heute Abend noch kommen wird.“
    „Na also“, meinten Ronald Murseil und Huck Polland befriedigt. „Das paßt doch. Wir warten hier auf ihn. Diesmal wird er bestimmt pünktlich erscheinen.“
    Die Stimmung am Tisch besserte sich beträchtlich. Buster
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher