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Kommissar Morry - Der Judas von Sodom

Kommissar Morry - Der Judas von Sodom

Titel: Kommissar Morry - Der Judas von Sodom
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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am Wapping Tunnel standen sie schon mit starken Scheinwerfern. Er hörte das Bellen von Hunden. Er vernahm das Warnsignal eines Überfallwagens. Jetzt erst begann die eigentliche Jagd auf ihn. Er mußte mit dem letzten rechnen. Diesmal gab es keine Gnade für ihn. Sie würden ihn über den Haufen schießen, wie er es verdiente. Halb irrsinnig vor Verzweiflung huschte Ernest Prince über das Pflaster der Gasse. Zu seinem Glück stand ein Hoftor offen. Er schoß blindlings hindurch. Er tastete eine Mauer entlang. Er verkroch sich hinter den Kehrichttonnen im Hof. Es war völlig dunkel um ihn. Schon eine Minute später brach draußen die Hölle los. Das Kläffen der Hunde ging durch Mark und Bein. Die Cops verständigten sich mit lauten Zurufen. Der Schatten eines Streifenwagens tauchte aus dem Nebeldunst. Und dann wieder Uniformen. Nichts als Uniformen. Ernest Prince sah mit entsetzten Augen, wie die Hunde vor dem Hoftor kläffend stehenblieben. Er wollte aufspringen. Er wollte weiterhetzen. Aber seine Füße trugen ihn einfach nicht mehr. Er war ausgepumpt. Er mußte hierbleiben, was auch geschah. Es sah so aus, als hätten die Hunde seine Spur aufgenommen. Sie strichen winselnd am Hoftor entlang. Dann aber trollten sie sich davon. Die Cops folgten ihnen. Es wurde ruhig draußen in der Gasse. Die Gefahr war noch einmal vorübergegangen. Das Schicksal hatte anscheinend beschlossen, ausgerechnet einem Mörder beizustehen. Er konnte sich noch einmal in Sicherheit bringen. Er war fürs erste gerettet.

    18

    Der Anpfiff, den Kommissar Morry am nächsten Vormittag erhielt, war nicht von schlechten Eltern. Durch den Draht des Telefons klang die grollende Stimme des Sektionspräsidenten.
    „Man hat heute morgen die Leiche eines Mädchens aus der Themse gezogen“, schrie der Alte erbost. „Wissen Sie das bereits? Oder haben Sie auch das verschlafen?“
    „No, Sir“, sagte Morry ruhig. „Ich bin die ganze Nacht nicht ins Bett gekommen, Sir. Ich weiß, daß der Mörder ein neues Opfer suchte und fand. Es handelt sich um Marion Day. Wir konnten die Leiche bereits identifizieren.“
    „Aber sonst können Sie nichts, wie?“ zeterte der Alte grimmig weiter. „Sie lassen diesen Mörder bis in alle Ewigkeit weitermorden. Man könnte fast glauben, Sie liefen mit blinden Augen durch die Straßen.“
    „Wir hatten in der letzten Nacht über vierhundert Beamte eingesetzt, Sir“, murmelte der Kommissar. „Ich kann meinen Leuten keinen Vorwurf machen, wenn sie versagten. Der Nebel war schuld an unserer Niederlage.“
    „So, der Nebel!“ höhnte der Alte. „Wie gut, wenn man immer eine Ausrede zur Hand hat. Das diesige Nebelwetter wird voraussichtlich noch wochenlang anhalten. Wollen Sie für diese Zeit in Urlaub gehen?“
    Morry sagte nichts. Es hatte keinen Sinn, dem Alten jetzt zu widersprechen. Es hätte seinen Zorn nur noch mehr gesteigert.
    „Ich werde auch weiterhin meine Pflicht tun“, sagte er nur. „Vielleicht kann ich Ihnen noch in dieser Woche den Abschluß dieses Falles melden. Ich würde es selbst wünschen, Sir.“
    Er legte den Hörer auf und schob gereizt seine Akten zur Seite. Polternd stand er auf. Er konnte jetzt einfach nicht länger im Zimmer bleiben. Er mußte frische Luft atmen. Die engen Wände hätten ihn sonst erdrückt. Er ging hinunter in den Yardhof und stieg in seinen Dienstwagen. Eine Weile fuhr er planlos durch die Straßen der Innenstadt. Aber dann lenkten ihn seine Gedanken in eine ganz bestimmte Richtung. Fünf Minuten später hielt er vor dem Polizeigefängnis in der Baker Street. Er stieg aus, trat in die Wachstube ein und verhandelte eine Zeitlang mit dem diensttuenden Inspektor. Man führte ihn schließlich in eine Doppelzelle. Der Inspektor zog sich an die offene Tür zurück.
    „Sieh mal an“, murmelte Morry, als er die beiden Dicken aus dem Mulatten Klub trübselig auf der Pritsche hocken sah. „Hier ist es nicht so lustig wie am Sodom Wall, wie? Und stellen Sie sich nur vor, Sie werden vielleicht jahrelang in Haft bleiben, wenn Sie nicht endlich den Mund auf machen.“
    Felix Humper erhob sich schnaufend und asthmatisch keuchend von der Pritsche. Man sah ihm an, daß ihm die Haft schrecklich auf die Nerven fiel. Sein schlaffes Gesicht war fahl und teigig. Die Augen lagen tief eingesunken in den Höhlen.
    „Was wollen Sie denn von uns hören, Kommissar?“ fragte er nervös.
    „Ob Sie einen gewissen Burt Lukin kennen? Geben Sie es doch endlich zu. Dann werde ich sehen, was
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