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Kommissar Morry - Der Judas von Sodom

Kommissar Morry - Der Judas von Sodom

Titel: Kommissar Morry - Der Judas von Sodom
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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naß und glitschig. Sie drohte jeden Moment abzustürzen. Aber dann schaffte sie es doch. Atemlos kam sie oben an. Vergebens spähte sie nach Emest Prince aus. Er war bereits weggelaufen. Er hatte sie einfach im Stich gelassen. Als die Polizei wenige Minuten später eintraf, fand sie ein erschöpftes Mädchen vor, das kaum sprechen konnte vor Übermüdung. Der Mann aber, dem die aufregende Jagd gegolten hatte, war längst über alle Berge.

    21

    Die nächste Nacht sollte endlich die Entscheidung bringen, der Kommissar Morry seit vielen Wochen entgegenfieberte. Zunächst begann alles ganz harmlos. Angela Si- rion verließ zehn Minuten vor elf Uhr die Austern Bar und ging durch die dunklen Straßen ihrer Wohnung zu. Sie blickte weder nach links noch nach rechts. Sie hielt den Kopf tief gesenkt. Die letzten Tage und Nächte waren einfach zuviel für sie gewesen. Sie hatte eigentlich nur den Wunsch, sich einmal richtig ausschlafen zu dürfen. Aber diese Hoffnung würde sicher nicht in Erfüllung gehen. Sie wartete auf Emest Prince. Sie wollte ihn diese Nacht endgültig zu Fall bringen. Während sich noch alle ihre Gedanken mit ihm beschäftigten, war er schon in nächster Nähe. Er tauchte aus einer Seitengasse auf. Lautlos wie ein Schatten kam er auf sie zu. Er versperrte ihr den Weg. Seine Gestalt war dunkel wie die Nacht.
    „Guten Abend“, sagte er lässig. Seine Stimme klang fremd. Er war überhaupt irgendwie verändert. Angela Sirion merkte das sofort. Anscheinend hatte er Rauschgift genommen. Seine Augen blickten starr und gläsern. Die Pupillen waren auffällig verengt.
    „Darf ich Sie begleiten?“ fragte er.
    Angela nahm allen Mut zusammen. Sie unterdrückte tapfer die Angst, die in ihr aufsteigen wollte.
    „Meinetwegen“, sagte sie mit krampfhafter Gleichgültigkeit. „Kommen Sie ruhig mit. Eine Tasse Tee habe ich immer für Sie.“
    Sie nahm ihn wirklich mit in ihre kleine Wohnung. Er setzte sich wieder in den einzigen Sessel, den das Wohnzimmer zu bieten hatte. Seine Hände tasteten nervös über die Tischkante. Seine Blicke waren stechend wie die einer giftigen Schlange.
    Er ist der Mörder, dachte Angela Sirion schaudernd. In dieser Verfassung ist er immer gewesen, wenn er seine Opfer mordete. Genauso hat er ausgesehen, als er vor Kate Hugard und den anderen stand. Sie konnte sich kaum bewegen, so hart griff die Aufregung nach ihrem Herzen. Mit einem Tauchsieder machte sie das Wasser für den Tee heiß. Dabei war sie ständig darauf bedacht, Ernest Prince nicht den Rücken zuzukehren. Zehn Minuten etwa blieb Ernest Prince völlig ruhig in seinem Sessel sitzen. Dann erhob er sich plötzlich. Er kam auf sie zu. Tappend griffen seine Hände nach ihrem Körper. Angela Sirion wehrte sich nicht. Nun mußte sich, zeigen, ob ihre Vermutung richtig war oder nicht. Er drängte sich hart an sie heran, bis sie in ihrem Rücken plötzlich die Wand spürte. Sie konnte nicht weiter. Sie mußte stehenbleiben. Sie lag nachgiebig in seinen Armen.
    „Wozu soll die Waffe gut sein?“ fragte er plötzlich.
    Angela Sirion schrak entsetzt zusammen. Er hatte die Dienstpistole gefunden, die sie in einer Tasche des Kleiderfutters verborgen hielt. Lässig nahm er sie heraus. Mit einem matten Lächeln warf er sie auf das Sofa. Ich komme einfach nicht gegen ihn an, dachte Angela Sirion in panischer Verzweiflung. Er ist ein wahrer Teufel. Kein Wunder, daß er der Polizei monatelang entwischen konnte. Er ist uns allen überlegen.
    Als er sie keuchend an sich preßte, steigerte sich ihre Angst zu gräßlicher Todesfurcht. Sie wußte genau, daß sie sich mit bloßen Händen nicht gegen ihn wehren konnte. Er war stärker als sie. Sie spürte es. Seine Hände hielten sie eisern umklammert. Sein Gesicht war ein fahler, zuckender Fleck. Er war wie im Irrsinn. Kein Mensch konnte auf die Dauer diese lodernden Blicke ertragen, die von dumpfen tierischen Trieben durchglüht waren.
    „Lassen Sie mich doch los“, stöhnte Angela Sirion erschöpft, „Sie tun mir ja weh. Was haben Sie denn? Warum sind Sie plötzlich so verändert?“
    Ernest Prince gab ihr keine Antwort, wie er nie einem Opfer eine Antwort gegeben hatte. Seine Hände legten sich um ihren Hals. Zehn Finger gruben sich in ihre Kehle. Es wurde ihr schwarz vor den Augen. Das Herz zuckte gefoltert unter der lähmenden Angst.
    „Hilfe!“ schrie sie mit verlöschender Stimme. „Hilfe!“
    Siebenmal war dieser Ruf ungehört verhallt. Siebenmal waren die Opfer dieses schurkischen
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