Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Komm wieder zurück: Roman

Komm wieder zurück: Roman

Titel: Komm wieder zurück: Roman
Autoren: Deborah Reed
Vom Netzwerk:
umgebracht haben.«
    Annie dreht ihr ein Ohr zu. Sie muss diesen Satz noch einmal hören, um sicherzugehen, dass sie sich nicht verhört hat, nur fällt ihr partout nicht ein, wie sie das sagen soll.
    Das Problem ist nur … Sidsel hat einen Ehemann, Magnus.
    Im Geist schweift sie zum Hain ab. Sie muss Mrs Lanie sagen, dass die Pflücker kommen müssen. Sie findet keine Worte für das Gefühl in ihrer Brust. Nur das Bild einer weichen durchlöcherten Schale.
    Ihre Mutter zückt ein Taschentuch und putzt sich die Nase. »Ich habe ihn gerade besucht. Seine Tics sind alle wieder in vollem Gang. Er brachte kaum einen Ton heraus.«
    »Na, aber irgendwas muss er doch gesagt haben.«
    »Er hat gesagt, er hätte damit nichts zu tun. Natürlich nicht. Er musste das wohl einfach mal sagen.«
    Annie beugt sich vor, stützt die Ellbogen auf die Schenkel und faltet die Hände, als wollte sie über einem Teller ein Tischgebet sprechen. Sie schlägt sich an ihren geschlossenen Mund und denkt, dass sie nicht weiß, was sie denken soll.
    »Er hat gesagt, er muss mit dir reden«, fügt die Mutter hinzu. »Er wollte, dass ich dich überrede, zu ihm zu kommen.«
    Die Ahornscheite setzen eine rauchige Süße frei, die sie schmecken kann. Ihr Wohnzimmer wird warm und still sein, und sie will nichts weiter als hineingehen und die Tür vor all dem verschließen. Ihre Gedanken irren umher, außer Kontrolle. Sie muss noch ein paar Ster Holz aus dem Schuppen hereinschaffen. Sie stellt sich das kratzige Gefühl von Borke in ihren Händen vor, und in dem Moment fällt ihr aus dem Nichts und siedend heiß ein alter Erinnerungsfetzen wieder ein. Lange bevor die Lakeview Road asphaltiert war, als ihr Vater noch lebte, hatte Annie mal einen riesigen Ast aufgehoben und hätte beinahe Josh und Gabe Pinckney totgeprügelt, als sie nicht von Calder ablassen wollten.
    Ihre Mutter beugt sich vor und hebt die Kuhglocke auf, die Calder umgestoßen hat. Sie stellt sie auf das Geländer. »In meinem ganzen Leben habe ich keinen einzigen Menschen gekannt, der verhaftet wurde.« Sie schluckt, offensichtlich ein Versuch, nicht zu weinen.
    Annie kann nicht fassen, dass sie jemals zu so etwas fähig war. Noch unfassbarer ist all das, was später kam, als sie daran denkt, wie sie die Jungen mit übel zugerichteten blutigen Köpfen auf der Straße liegen ließ. Sie denkt an Josh. Dann an Calder. Ihre Hände zittern.
    »Bist du sicher, dass er es nicht getan hat?« Die Worte rutschen ihr heraus, ehe sie es sich versieht.
    Ihre Mutter gräbt ihre Nägel in die Handtasche. »Dein Bruder hat diesen Magnus nicht getötet – oder wie der heißt – ebenso wenig wie du oder ich.«
    Jørgenson, denkt Annie. Mit Schrägstrich durch das erste o.
    »Wie kannst du so was auch nur denken?«
    »Ich mein ja nur.«
    »Du
meinst
ja nur? Mein Gott, wenn dein Vater das noch erleben müsste.«
    Detours Schwanz klopft an die Veranda.
    »Was hast du denn den ganzen Tag gemacht? Wann hast du zum letzten Mal die Gitarre in die Hand genommen?«
    Annie sieht auf ihre Hände.
    »Hast du schon einen Weihnachtsbaum aufgestellt?« Ihre Mutter versucht angestrengt, durch das vordere Fenster zu sehen. Sie ertappt Annie dabei, wie diese auf ihre Hände sieht. »Was hast du denn mit deinen Händen gemacht?«
    »Nichts.«
    »Von irgendwas müssen die doch so rau sein.«
    »Sandpapier.«
    »Was zum Teufel machst du denn mit Sandpapier?«
    »Bist du nicht gekommen, um über Calder zu sprechen?«
    Bei der Erwähnung von Calders Namen überkommt es die Mutter von Neuem. Ihr Mund formt sich zu einem weichen O,und sie tupft sich die Augenwinkel mit einem Taschentuch ab. »Es ist schlimmer, als du glaubst. Calder hat was mit der Frau von diesem Mann gehabt.«
    Annie blinzelt vorsichtig, nur halb entschlossen, die Augen wieder aufzuschlagen.
    »Ich habe ihn gefragt, ob er den Mann, der ermordet wurde, gekannt hat. Er meinte, er hätte von ihm gewusst«, sagt ihre Mutter. »Dann hat er mir erzählt, wieso.«
    »Wann wurde er getötet?«
    »Vor einer Woche. An deinem Geburtstag.«
    »Calder war an dem Morgen hier.«
    »Ich weiß. Ich habe mich gefreut, dass ihr beide euren dummen Streit beigelegt habt.« Sie schüttelt den Kopf, als wollte sie sagen
Und jetzt das!
    »Um wie viel Uhr wurde er denn ermordet?«
    »Keine Ahnung. Abends, glaube ich. Warum?«
    »Ich versuche nur, die ganze Geschichte zu erfahren.«
    »Das war auf dem Parkplatz irgendeiner Landstraßenkneipe.«
    »
Hal’s

    »Ja,
Hal’s
.
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher