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Komm mit mir nach Caracas

Komm mit mir nach Caracas

Titel: Komm mit mir nach Caracas
Autoren: Lynne Graham
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ihre Garderobe durchsah, die seit ihrer Abreise noch beträchtlich angewachsen war, ließ sie ihren Aufenthalt hier noch einmal Revue passieren. Raul und sie waren Hand in Hand den Paseo Colon in Puerta la Cruz entlanggeschlendert, waren im Mochina Nationalpark mit einem Motorboot durch die Mangrovensümpfe gefahren, hatten auf der Insel Margarita knusprige churros mit heißer Schokolade zum Frühstück und zum Abendbrot gegessen und waren nach Caracas gefahren, um dort einen ausgedehnten Einkaufsbummel zu machen.
    Polly musste sich eingestehen, dass sie sehr glücklich war. Nachdem sie sich für einen raffiniert geschnittenen kurzen grünen Rock und ein dazu passendes Top entschieden hatte, ein Outfit, in dem sie sich sehr wohl fühlte, warf sie einen Blick in Luis' Zimmer und lächelte, als sie sah, dass die Wiege leer war. Offenbar hatte Raul Luis mit ins Arbeitszimmer genommen.
    Als sie die Tür zum Arbeitszimmer erreichte, hörte sie ihn bereits reden.
    „... ob ich mich langweile?" fragte er amüsiert. „In meinen Flitterwochen, Melina?"
    Dann fügte er zerknirscht hinzu: „In letzter Zeit denke ich sogar schon auf Englisch."
    Wie erstarrt blieb Polly stehen. Ihr Herz klopfte zum Zerspringen. Als Raul schwieg, riskierte sie einen Blick um die Ecke. Er hatte ihr den Rücken zugewandt und trommelte lautlos mit den Fingern auf den Schreibtisch. Seine Haltung verriet starke Anspannung.
    „Natürlich schätze ich deine Loyalität, Melina", fuhr er schließlich mit einem verführerischen Unterton fort. „Ich freue mich auch darauf, dich heute Abend zu sehen. Nein, es dürfte kein Problem sein. Noch liege ich nicht an der Leine."

11. KAPITEL
    „Du siehst immer noch mitgenommen aus. Du solltest dich hinlegen", erklärte Raul, als er Polly ins Ranchhaus führte.
    „Was ist mit der Fiesta ... den ganzen Gästen?" brachte sie hervor.
    „Die findet schon seit hundert Jahren ohne dich statt, mi esposa ." Kurzerhand hob er sie hoch und ging mit ihr zu der breiten Treppe. „Leg dich ins Bett, bis es dir besser geht. Alles andere ist unwichtig."
    Während des Flugs hatte sie sich ständig übergeben müssen und ihm gesagt, es wäre eine Virusinfektion. Er hatte sich so rührend um sie gekümmert, als hätte sie eine lebensbedrohliche Krankheit. Und sie konnte seine Nähe nicht ertragen, hielt es andererseits aber auch keine Minute ohne ihn aus, weil sie dann nicht wusste, was er dachte oder tat.
    Es war ein Schock gewesen, sein Gespräch mit Melina D'Agnolo zu belauschen.
    Als Raul sie nun an den herrlichen Blumenarrangements vorbeitrug, die überall standen, und im ganzen Haus wegen der bevorstehenden Party geschäftiges Treiben herrschte, beschloss Polly, an diesem Abend auf keinen Fall im Bett zu bleiben, während Melina die Gastgeberin spielte.
    Im Schlafzimmer setzte er sie ab. Stell ihn zur Rede, schoss es ihr durch den Kopf.
    Sie ging zum Fenster, hin und her gerissen zwischen den widersprüchlichsten Gefühlen, die sie erst ergründen wollte. Was sollte sie ihm vorhalten, wenn sie jetzt mit ihm sprach? Dass er Melinas Loyalität schätzte? Oder dass er zu Melina gesagt hatte, er würde sich darauf freuen, sie zu sehen?
    Das bewies überhaupt nichts. Doch allein die Tatsache, dass er in diesem Tonfall mit Melina gesprochen hatte, machte sie fertig. Sie hatte ihm vertraut und war zu dem Ergebnis gekommen, dass es lediglich ihre eigene Unsicherheit war, die sie so quälte
    ...
    „Glaubst du, ein verheirateter Mann braucht eine Geliebte?" fragte Polly abrupt.
    Raul schwieg.
    Sie drehte sich zu ihm um. Er runzelte die Stirn. Schließlich umspielte ein Lächeln seine Lippen. „Nicht wenn er so viel Zeit mit seiner Frau im Bett verbringt wie ich!"
    „Das war eine ernste Frage, Raul."
    „Aber keine besonders vernünftige. Angesichts meiner Vorgeschichte wäre eine Scheidung die bessere Lösung", meinte er nachdenklich.
    Ihr Magen krampfte sich zusammen, und sie bekam weiche Knie. Sie wandte sich wieder ab.
    „Gibt es da etwas, worüber du mit mir reden willst?" erkundigte sich Raul.
    „Nein."
    „Ich habe das Gefühl, dass dich etwas beschäftigt - und es ist nicht das erste Mal."
    Polly faltete die Hände und blickte starr aus dem Fenster, ohne etwas wahrzunehmen. Er kam zu ihr und sah ebenfalls hinaus.
    Patrick Gorman gab einigen Arbeitern, die unten im Garten zusätzlich Lampen anbrachten, Anweisungen.
    „Wenn ich zu Eifersucht neigen würde, würde ich ihn umbringen, weil du ihn betrachtest!" verkündete
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