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Komm mit mir nach Caracas

Komm mit mir nach Caracas

Titel: Komm mit mir nach Caracas
Autoren: Lynne Graham
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Raul unerwartet schroff.
    Verwirrt richtete Polly den Blick auf Patrick. „Ich habe ihn nicht betrachtet...
    Warum sollte ich das, verdammt?"
    Sie wandte sich ihm zu. Er kochte vor Wut. Ohne sich noch einmal umzudrehen, verließ er das Zimmer.
    Er war eifersüchtig auf Patrick. Langsam schüttelte sie den Kopf. Warum war sie nicht früher darauf gekommen? Gleich nach ihrer ersten Begegnung mit Patrick hatte Raul sie vor ihm gewarnt. Aber konnte er wirklich eifersüchtig auf einen anderen Mann sein, wenn er seine Affäre mit Melina fortsetzen wollte?
    Doch es gab Männer, die eine Frau erst dann wertschätzten, wenn sie einen Verehrer hatte oder wenn sie glaubten, die Frau würde sie nicht mehr begehren. Und dann konnte er auch besitzergreifend sein, wenn er sie nicht liebte. Zu welcher Kategorie mochte Raul wohl gehören? Oder betrachtete er sie lediglich als sein Eigentum, weil sie mit ihm verheiratet war?
    Aschfahl sank Polly aufs Bett. Was hatte Raul nur gemeint, als er zu Melina gesagt hatte, er würde ihre Loyalität schätzen? Hatte er ihr damit dafür gedankt, dass sie geduldig auf ihn wartete? Glaubte er tatsächlich, er könnte die Affäre weiterführen, ohne dass man ihm auf die Schliche kam?
    Die Tür wurde wieder geöffnet, und Raul erschien auf der Schwelle. Nach kurzem Zögern streckte er Polly die Hand entgegen und lächelte strählend. „Wir haben Besuch, gatita . Mein Großvater ist da."
    Fidelio Navarro stand in der Eingangshalle und drehte nervös seinen Hut zwischen den Händen. Polly eilte die Treppe hinunter, um ihn zu begrüßen. Spontan küsste sie ihn auf beide Wangen, wie es in Venezuela unter Familienmitgliedern üblich war. Er lächelte und entspannte sich merklich, während Raul ihre Begrüßungsworte übersetzte.
    Zusammen gingen sie nach oben ins Kinderzimmer. Polly nahm Luis aus der Wiege und legte ihn Fidelio in die Arme. Dieser seufzte schwer und schüttelte sichtlich gerührt den Kopf.
    „Er sagt... Luis hat die Augen meiner Mutter", übersetzte Raul schroff.
    Fidelio hatte Tränen in den Augen und presste die Lippen zusammen. Sie nahm ihm Luis wieder ab und sah Raul, der unschlüssig dastand, erwartungsvoll an. „Ihr beide nehmt jetzt zur Feier des Tages einen Drink und redet miteinander", erklärte sie, weil sie befürchtete, dass Raul sonst lediglich höflich Konversation mit seinem Großvater machen würde. „Du wirst über deine Mutter sprechen ... und darüber, wie sehr du sie geliebt hast und dass in dieser Familie jetzt alles gut wird."
    „Si ..." Er ballte die Hände zu Fäusten, neigte den Kopf und schluckte mühsam.
    Dann verließ er mit Fidelio das Zimmer.
    Zwei Stunden später beobachtete Polly erleichtert von einem Fenster im oberen Stockwerk aus, wie Fidelio sich von Raul verabschiedete und ihn in die Arme nahm, bevor er auf sein Pferd stieg.
    „Es sind eigentlich keine Geschenke", meinte Raul einige Stunden später, als Polly vor dem Spiegel saß und die wunderschöne Diamantkette und die dazu passenden Ohrringe betrachtete, die er ihr gerade gegeben hatte. „Sie haben meiner Mutter gehört, und jetzt gehören sie dir."
    „Sie sind wunderschön", brachte sie hervor.
    Raul machte den Verschluss der Kette zu. „ Keiner außer mir hat sie sie je tragen sehen. Mein Vater hat sich nie mit ihr in der Öffentlichkeit gezeigt."
    Sie schluckte. „Wie traurig!"
    „Nein, mi esposa ." Er beobachtete, wie sie die Ohrringe ansteckte und dann aufstand. „Wir gehören einer anderen Generation an, und ich bin dir sehr dankbar dafür, dass du mir dabei geholfen hast, mich wieder mit Fidelio zu versöhnen."
    Polly krauste die Nase, um die Tränen der Rührung zu unterdrücken, und wandte sich um, um sich im Spiegel zu betrachten. Sie sah sehr elegant aus. Das Haar hatte sie hochgesteckt und einzelne Strähnen herausgezupft, und sie trug ein ärmelloses, tief ausgeschnittenes grünes Designerabendkleid mit kunstvoller goldfarbener Stickerei, dazu hochhackige Pumps. Die funkelnden Diamanten vervollständigten ihr Outfit. Das alles bedeutete ihr jedoch nichts, wenn sie an den ernsthaften Ausdruck in Rauls Augen dachte.
    Unvermittelt nahm Raul ihre Hand und drückte sie fest. „Ich glaube, ich liebe dich
    ..."
    Polly sah ihn verblüfft an und entzog ihm dann die Hand. „Nein, das tust du nicht.
    Du bist nur etwas sentimental", entgegnete sie mit bebender Stimme. „Es ist keine Liebe."
    „Ich habe mich falsch ausgedrückt, aber ich habe nicht viel Übung in der Hinsicht",
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