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Komm mit mir nach Caracas

Komm mit mir nach Caracas

Titel: Komm mit mir nach Caracas
Autoren: Lynne Graham
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andere als glücklich gewesen war. „Aber jetzt sind wir eine Familie, und wir können dazulernen."
    „Eine Familie?" wiederholte er beunruhigt. „Ja, wahrscheinlich schon."
    Nachdem er sie informiert hatte, dass sie am Nachmittag zu seiner Villa an der karibischen Küste fliegen würden, verabschiedete Raul sich von ihr. Polly kehrte nach Hause zurück, um ein Bad zu nehmen. Bei ihm wusste man nie, woran man war. Im einen Moment spielte er sich als Tyrann auf und drohte damit, Patrick Gorman zu entlassen, nur weil sie entgegen seinem Rat nicht auf Distanz geblieben war. Und im nächsten?
    Im nächsten weckte er den überwältigenden Wunsch in ihr, ihn in die Arme zu nehmen und ihn zu trösten, denn während seiner Kindheit und Jugend hatte er viele traumatische Erlebnisse gehabt.
    Sicher hatten alle seine Mutter verachtet und gemieden, so dass er bereits in jungen Jahren einen Schutzwall um sich errichtet hatte. Nach dem Tod seiner Mutter war er zum Zankapfel zwischen Ehepartnern geworden, die sich nicht liebten. Er hatte einmal gesagt, dass das Kind in Auseinandersetzungen zwischen Partnern oft als Druckmittel benutzt wurde, doch zu dem Zeitpunkt war ihr nicht klar gewesen, dass er aus Erfahrung sprach. Außerdem erinnerte sie sich daran, wie wütend er reagiert hatte, als sie einen Witz darüber gemacht hatte, was er unter einer „anständigen Mutter"
    verstand.
    Allmählich verstand sie den Mann, den sie liebte. Dass er vor tiefen gefühlsmäßigen Bindungen zurückschreckte, war reiner Selbstschutz. Es äußerte sich in seinen Beziehungen zu Frauen und auch in der zu seinem Großvater. Bei Luis war es jedoch anders. Raul liebte seinen Sohn über alles und zeigte es auch.
    Sie machte sich also falsche Hoffnungen. Er würde sie niemals lieben. Wenn ihre Ehe von Dauer sein sollte, musste sie, Polly, Prioritäten setzen und durfte nicht zu viel von ihm erwarten. Andererseits hatte Melina behauptet, er hätte sie geliebt...
    Raul saß lässig auf dem Rattansofa und betrachtete Polly mit einem amüsierten Gesichtsausdruck, während sie fasziniert die Tänzer am Strand beobachtete. Frauen und Männer bewegten sich hingebungsvoll zum Rhythmus der tambores, aus hohlen Baumstämmen gefertigten afrikanischen Trommeln.
    „Ich habe mir gedacht, dass es dir Spaß macht", bemerkte Raul zufrieden.
    „Deswegen habe ich es auch organisiert."
    Als Polly seinem Blick begegnete, schoss ihr das Blut in die Wangen. Schnell richtete sie ihre Aufmerksamkeit wieder auf die Tänzer, deren sinnliche Bewegungen immer wilder wurden.
    Als er ihr einen Arm um die Schultern legte, verspürte sie sofort ein erregendes Prickeln. In den letzten zwölf Tagen hatte er sie gelehrt, jede Stunde zu genießen, die sie zusammen verbrachten, und wenn sie morgens aufstand, rechnete sie immer damit, dass er sagte, sie würden an diesem Tag abreisen. Schließlich würde an diesem Wochenende die Fiesta auf der Ranch stattfinden.
    Obwohl Raul auch hier arbeitete und in ständigem Kontakt mit seinen Mitarbeitern stand, verbrachte er die meiste Zeit mit ihr, Polly, und wirkte so entspannt wie nie zuvor. So war er auch in Vermont gewesen, wie sie überrascht feststellte. Er unterhielt sich mit ihr, zeigte Interesse an ihr, war amüsant und sogar zärtlich. Der einzige Unterschied zu damals bestand darin, dass sie nun miteinander schliefen.
    Als der Tanz sich dem Höhepunkt nahte, kam eine neue Frau dazu, die die ursprüngliche Hauptakteurin verdrängte und deren Platz neben dem männlichen Hauptakteur einnahm.
    „Ein Symbol für die Unbeständigkeit der Männer", erklärte Raul, als Polly erstaunt die Stirn krauste. „Du bist so unschuldig, querida ."
    Von wegen, dachte sie, weil dieser Partnerwechsel sie an Melina D'Agnolo erinnerte.
    Wie lange würde sie noch mit der Angst leben können, dass Raul seine heimliche Affäre mit Melina eines Tages wieder aufnahm? Melina hatte unmissverständlich klargestellt, dass sie auf ihn warten würde, und sicher war sie bereit, alles dafür zu tun, um ihn zurückzubekommen. Wann wurde er sich mit ihr, Polly, langweilen? Wann würde es ihm schwer fallen, ihr, die er nicht liebte, treu zu sein? Schnell verdrängte sie diese unliebsamen Gedanken.
    Nachdem sie sich bei den Tänzern bedankt hatten, kehrten sie in die Villa zurück.
    Diese war geräumig und luxuriös und lag an einem abgeschiedenen, von Palmen gesäumten Sandstrand.
    Auf Zehenspitzen gingen sie zu Luis, der in seiner Wiege lag und schlief. Raul legte Polly
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