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Komm mit mir, liebes Hausgespenst

Komm mit mir, liebes Hausgespenst

Titel: Komm mit mir, liebes Hausgespenst
Autoren: Marie Louise Fischer
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Bahamas zu fliegen“, sagte er, als sie in die Klasse zurückgingen, „wo es hier in der Nähe noch so viel zu sehen gibt!“
    „Bin ganz deiner Meinung!“ sagte Klaus.
    „Aber wir haben die Reise gewonnen!“ erinnerte ihn Ingrid. „Wenn wir eine Fahrt nach München und einen Besuch im Deutschen Museum gewonnen hätten, hätten wir auch das gemacht. Warum fährst aber du, Norbert?“
    „Mein Vater will ein Buch schreiben, in dem eine Reise zu den Bahamas und eine Kreuzfahrt durch die Karibik vorkommen.“
    „Und deshalb muß er selber hin? Wie es da ausschaut, kann er doch bestimmt aus anderen Büchern abschreiben.“
    „Mein Vater sagt, ein Schriftsteller muß soviel wie möglich selber erleben“, erklärte Norbert in großartigem Ton und fügte nüchterner hinzu, „außerdem kann er es von der Steuer absetzen.“
    „Ach so“, sagte Ingrid, obwohl sie sich nichts Rechtes darunter vorstellen konnte.
    Erst dann fiel ihnen auf, daß Monika still geblieben war. Ingrid stieß sie an. „Was ist mit dir? Was meinst du dazu?“
    „Mir wird wohl nur das Deutsche Museum bleiben“, platzte Monika heraus, „ich kann euch nicht auf die Bahamas begleiten.“
    „Nicht?“ — „Warum nicht?“ — „Nun sag schon!“ Norbert und Ingrid bestürmten sie mit Fragen.
    Mit Mühe hielt Monika ihre Tränen zurück. „Ich sag’s euch nach der Schule!“
    Noch selten zuvor waren sie — Monika, Norbert und Ingrid - so froh gewesen, als die Glocke das Ende des Unterrichts verkündete. Mit den anderen stürmten sie die Treppen hinunter. Aber erst als sie sich aus dem allgemeinen Gedränge entfernt hatten, griffen sie das Thema, das sie so brennend interessierte, wieder auf.
    „Wie war das?“ fragte Norbert und strich sich durch die blonden Locken. „Du willst die Reise absagen?“
    „Es wird mir nichts anderes übrigbleiben. Ich habe Amadeus heute nacht davon erzählt, und er hat sich wie ein Wahnsinniger aufgeführt.“
    „Hättest du nur den Mund gehalten!“ rief Ingrid. Sie war ein kräftiges Mädchen mit braunem Wuschelhaar und großen braunen Augen, von ihrer sehr achtsamen Mutter immer ein bißchen zu fein angezogen; heute zum Beispiel trug sie einen Faltenrock, Pullover und Regenmantel, während Monika und Norbert Jeans und Anorak anhatten.
    „Du meinst, ich hätte mich heimlich fortschleichen sollen? Wie stellst du dir das vor? Erstens hätte er es ja doch gemerkt... gewöhnlich kriegt er alles mit, was im Haus vorgeht, auch wenn wir uns bemühen, nicht darüber zu sprechen „Wenn ihr nur aufgepaßt hättet, wäre es doch gegangen!“ beharrte Ingrid.
    „...und zweitens“, fuhr Monika fort, „hätte er es ja spätestens dann bemerkt, wenn ich weggewesen wäre! Und was hätten meine Leute dann durchmachen müssen! Das ist nämlich der springende Punkt: Selbst wenn ich bis zur Abreise durchhalten könnte, ich würde unterwegs an nichts Freude haben. Ich müßte mir dauernd vorstellen, wie meine Familie unter ihm leiden müßte.“
    Sie hatten die Straße verlassen und den Weg eingeschlagen, der sich nach einer Weile gabelte. Rechts führte er weiter zum Haus am Seerosenteich und links zum Weiler Heidholzen, in dem Ingrid lebte. Norbert war den Freundinnen treulich gefolgt, obwohl er in Geretsried wohnte, noch dazu am anderen Ende des Ortes.
    Plötzlich blieb er stehen.
    „Hört mal“, sagte er, „das ist ein schweres Problem. Das können wir nicht einfach vertagen und zum Mittagessen gehen. Ich persönlich würde keinen Bissen hinunterbringen.“
    „Wenn du nicht reist, Moni, verzichte ich auch“, erklärte Ingrid.
    „Quatsch!“ protestierte Monika. „Du hast ja kein Hausgespenst, warum solltest also du...“
    „Laßt uns in die Post gehen!“ schlug Norbert vor. „Da können wir in Ruhe über alles reden.“
    Die Post, von der Norbert redete, war richtig ein Gasthof zur Post. Die Mädchen wußten natürlich sofort, was er meinte und sahen sich einen Augenblick nachdenklich an.
    „Einverstanden“, sagte Ingrid dann, „ich muß nur zu Hause anrufen, damit meine Mutter sich keine Sorgen macht.“
    Ingrids Vater war Gymnasiallehrer in Ottobrunn, einem Vorort von München, und kam später als sie nach Hause.
    „Ich auch!“ stimmte Monika zu.
    Sie gingen zurück.
    „Ohne euch“, behauptete Norbert, „würde mir die Reise auch keinen Spaß machen. Ich würde mich zu Tode langweilen.“

    „Ingrid fährt auf alle Fälle“, erklärte Monika, „sie kann jemand anderen
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