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Komm mit mir, liebes Hausgespenst

Komm mit mir, liebes Hausgespenst

Titel: Komm mit mir, liebes Hausgespenst
Autoren: Marie Louise Fischer
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Jedenfalls, die Reise und all das ist jetzt gar nicht mehr wichtig. Ich muß Frieden mit Amadeus schließen, nur darauf kommt es an.“
    „Mein Vater könnte ihn austreiben“, schlug Norbert vor.
    „Daß ich nicht lache!“ Monika brachte tatsächlich ein nicht sehr überzeugendes „Ha, ha, ha!“ hervor. „Als dein Vater bei uns war, hat er Amadeus nicht einmal entdecken können.“
    „Er könnte ihn aber trotzdem austreiben, wenn wir ihn überzeugen könnten
    Ingrid fiel Norbert ins Wort. „Aber warum nimmst du ihn nicht einfach mit?“
    „Das habe ich dir vorhin schon gesagt: weil er an einen bestimmten Platz gebannt ist.“
    „Das heißt aber doch nur, daß er aus eigener Kraft nicht über die Grenzen eines abgesteckten Raumes hinaus kann! Wenn du ihm hilfst...?“
    „Wie könnte ich das?“
    „Du könntest ihn in deinen Koffer packen.“
    „Du glaubst, Amadeus würde sich einsperren lassen? Niemals!“
    „Du müßtest ein eigenes Gepäckstück für ihn haben“, meinte Norbert, „so etwas wie einen Katzenkorb...“
    „Und wie soll ich Amadeus da hineinbringen? Gestern abend hat er sich riesengroß gemacht... vom Fußboden bis zur Zimmerdecke! Erklärt mir, wie ich so jemanden in ein Körbchen bringen kann!“
    „Voraussetzung ist natürlich, daß er mitmachen will“, sagte Ingrid, „aber warum sollte er nicht? Es muß doch ganz schön langweilig sein, zweihundert Jahre in ein und demselben Haus und in ein und derselben Ruine herumzugeistern. Wenn ihr mich fragt, müßte Amadeus geradezu wild nach ein wenig Abwechslung sein. Eine Kreuzfahrt durch die Karibik wäre gerade das richtige für ihn.“

    „Glaubst du?“
    „Ich bin ganz sicher.“
    Die Kellnerin brachte die Milch und die Suppe für Monika.
    Monika löffelte eine Weile schweigend. „Ich könnte es versuchen“, meinte sie dann.
    „Du mußt es!“ rief Norbert. „Das ist unsere einzige Chance.“
    „Aber selbst wenn Amadeus zustimmt, fürchte ich, daß ich ihn nicht aus seinem Bannkreis herausbringe. Auch nicht in dem von euch zitierten Körbchen.“
    Norbert nahm einen kräftigen Schluck Milch und wischte sich den Bart mit dem Handrücken fort. „Wir müssen einen Gegenbann machen“, sagte er.
    „Wie das?“ Monika schob den leeren Suppenteller von sich fort.
    „Der Korb muß verschließbar sein“, sagte Norbert, „und wir müssen ihn mit frommen Sprüchen bepappen...“
    „Ah, ich verstehe!“ rief Monika. „Etwa mit: Alle guten Geister fürchten Gott den Herrn!“
    „Genau! Das wird genügen. Wenn wir rundherum Bänder damit anbringen, kann Amadeus nicht aus dem Korb. So bringst du ihn bestimmt über die Grenze.“
    „Und wenn es nicht klappt?“
    „Du mußt eine Abmachung mit ihm treffen, daß du es versuchen willst“, sagte Ingrid, „... und er muß dir dafür versprechen, daß er stad sein wird...“
    „Was heißt das?“ fragte Norbert dazwischen.
    „Daß er sich ruhig verhalten wird“, übersetzte Monika.
    „Aha!“ sagte Norbert.
    „...auch wenn es nicht gelingen sollte“, führte Ingrid ihren Satz fort.
    Die Aussicht, mit Amadeus ein Abkommen zu treffen, tröstete Monika so sehr, daß sie die Schrecken der Nacht vergaß und ganz vergnügt ihr Schmalzbrot verzehrte. Norbert tat es ihr gleich, und beide gaben ein Stück an Ingrid ab, die sich nichts bestellt hatte, aus Angst, sich den Appetit aufs Mittagessen zu verderben.
    Alle drei empfanden ganz stark, wie gut es war, Freunde in der Not zu haben.

Ein seltsamer Pakt

    Nichts konnte friedlicher sein als die Landschaft, durch die Monika später nach Hause schritt: Der Himmel war blau, mit freundlichen federweißen Wölkchen betupft, die Vögel tirilierten, und auf der großen Wiese vor dem Haus am Seerosenteich blühten die Schlüsselblumen.
    Kaspar, der große, bernhardinerartige Hund, lief ihr freudig erregt entgegen, und nur mit Mühe konnte sie ihn davon abhalten, an ihr hochzuspringen. An sich hatte sie gegen solche Beweise freundschaftlicher Gefühle gar nichts, aber der Boden war noch feucht, und Kaspar hätte sie über und über mit Schmutz bedeckt. Das wollte sie ihrer Mutter nicht antun.
    Bevor sie ins Haus trat, lief sie, von Kaspar auf den Fersen gefolgt, in den Stall hinüber, um Bodo, ihr gutes altes Pferd, zu begrüßen. „Wie geht’s, mein Alter?“ fragte sie und streichelte ihm die Nase. „Ziemlich langweilig so ganz allein, was? Kann ich mir vorstellen. Aber jetzt lege ich mich erst ein bißchen auf die Nase, und dann machen wir
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