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Komm, dunkle Nacht

Komm, dunkle Nacht

Titel: Komm, dunkle Nacht
Autoren: Iris Johansen
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immer noch holen.«
    Er ging hinüber zu Logan. »Und ich kriege sie, Logan. Denk daran, wenn diese Säulen über dir zusammenbrechen.«
    Er öffnete seine Reisetasche. »Ich habe ein Geschenk für dich.
    Eigentlich sollte der Spiegel mein letztes Geschenk sein, aber ich habe es mir anders überlegt. Ich bin zu dem Schluss gekommen, dass hier die letzte Ruhestätte all meiner Geschenke an Chen Li sein soll.«
    Er zog einen großen Teakholzkasten aus der Tasche.
    »Also habe ich die restlichen sechs Kostbarkeiten, die sie von mir erhalten hat, in diesen Kasten gelegt, und noch eine andere Kleinigkeit dazu.« Er hob den Deckel und zeigte Logan die vier Stangen Dynamit, die neben den Kunstgegenständen in dem  Kasten lagen.
    Logan sagte: »Entschuldige die Frage, aber warum doppelt und dreifach?«
    Ah, endlich eine Reaktion. Logan versuchte, es zu verbergen, aber er kriegte es doch mit der Angst zu tun.
    »Vom Abwassertunnel aus werde ich die Ladungen zünden, die Duggan hier angebracht hat. Aber ich finde das doch ein wenig phantasielos. Also möchte ich, dass du zusehen kannst, wie diese Zündschnur herunterbrennt und das Ende näher und näher kommt.« Er stellte den Kasten neben die Logan am nächsten stehende Säule und wickelte die Zündschnur ab, während er durch das Labor zur Tür ging. Dort bückte er sich, um die Zündschnur anzuzünden. »Sie brennt langsam. Du kannst nicht wissen, welche Ladung als erste hochgeht, Duggans oder meine. Du hast ungefähr drei Minuten. Lieg da und zähl die Sekunden.« Er warf einen letzten Blick auf Logan. Logans Ausdruck war finster, aber zu Rudzaks bitterer Enttäuschung war keine Angst darin zu lesen. »Lebe wohl, Logan, du wirst sterben.«
    »Wenn ich sterbe, wird Chen Li mich willkommen heißen. Ich habe getan, was ich konnte, um sie zu retten. Dich wird sie nicht willkommen heißen, Rudzak. Du hast sie ermordet. Sie wird dich hassen.«
    »Du lügst. Ich habe sie erlöst.« Er warf die Tür zu und rannte die Treppe hinab. Wenige Augenblicke später war er im Abwassertunnel.
    Scheiße.
    Logan starrte auf die helle Glut der brennenden Zündschnur.
    Denken. Keine Panik.
    Keine Panik, wenn dieses verdammte Labor jede Minute über ihm zusammenbrechen konnte? Sein Herz schlug so schnell, dass es ihm aus der Brust zu springen schien.
    Einen sicheren Ort suchen.
    Er begann, über den Boden zu kriechen.

    Rudzaks Schritte hallten von den Wänden wider, als er den Abwassertunnel entlanglief.
    Was Logan gesagt hatte, war nicht die Wahrheit. Chen Li würde ihn niemals hassen. Es war Logan, nicht Chen Li, der alles, was zwischen Rudzak und ihr gewesen war, für hässlich und sonderbar hielt.
    Noch zwei Minuten, dann konnte er auf den Knopf drücken.
    Logan würde sterben.
    Und mit ihm die Erinnerung an die Nähe zwischen Logan und Chen Li. Dann würde Rudzak sich nur noch an Chen Li erinnern, wie sie gewesen war, ehe Logan in ihr Leben trat.
    Er zog den Schalter aus der Tasche. Noch eine Minute, Chen Li.
    Er rannte schneller.
    Nur noch ein kleines Weilchen, Chen Li.
    Bald, Liebste.
    Bald …

    Sarah öffnete die Augen und sah über sich den schwarzen Himmel und Geäst. Sie lag im Gras, Montys Kopf war auf ihrem Arm.
    Und Galen stand riesig über ihr und redete mit jemandem.
    Er musste ihren Blick bemerkt haben, denn er sah zu ihr hinunter. »Tut mir Leid.« Sein Ton war angespannt.
    »Aber ich musste Sie da rausbringen.«
    Sie erinnerte sich dunkel an seine Hand auf ihrer Schulter. Ein Einstich. »Sie haben mich betäubt …«
    »Es war nur ein mildes Sedativ, anderenfalls wären Sie noch  immer bewusstlos.«
    »Haben Sie … Was ist mit Logan?« Sie setzte sich auf.
    »Ich glaube, es ist alles in Ordnung.«
    »Glauben Sie?« Sie sah sich um. Gras. Männer. Ein Abwasserrohr aus Beton. »Wo sind wir?«
    »Draußen vor dem Institut.«
    »Und Logan ist noch immer drin?«
    »Es sind erst zehn Minuten.«
    »Mit Rudzak.« Sie kam auf die Knie. »Warum sind Sie ihm nicht gefolgt?«
    »Wir warten.«
    »Warten?«
    Er deutete auf das Abwasserrohr. »Auf diesem Wege ist Rudzak ins Gebäude gekommen.«
    »Dann folgen Sie ihm, verdammt noch mal.«
    »Logan hat uns befohlen, zu warten.«
    »Was wollen Sie damit … Er wird in die Luft …«
    Die Erde bebte unter ihr, bevor sie die Explosion hörte.
    Das Abwasserrohr explodierte, ein Feuerball schleuderte Betonsplitter und Rauch.
    »Nein!«
    Sie sprang auf die Füße und rannte auf das Rohr zu. Galen packte sie, ehe sie dort war. »Sarah, es ist
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