Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Komm, dunkle Nacht

Komm, dunkle Nacht

Titel: Komm, dunkle Nacht
Autoren: Iris Johansen
Vom Netzwerk:
alles in Ordnung. Das war Logans Plan.«
    Sie starrte ihn in ungläubigem Entsetzen an. »Er wollte in die Luft gesprengt werden? Sind Sie wahnsinnig?«
    »Logan ist kein Selbstmörder. Nicht die Anlage ist gesprengt worden, nur das Abflussrohr. Wir wussten von den
    Sprengladungen im Keller und haben sie in das Rohr verlegt.
    Rudzak hat die Zündung ausgelöst, als er selbst in dem Rohr  war.«
    Hoffnung wallte in ihr auf. »Das Labor ist nicht explodiert?«
    »Nein, nur der Abwassertunnel.«
    »Sie wussten, dass Rudzak durch dieses Rohr kommen würde, und haben trotzdem nicht die Polizei gerufen?«
    Galen schwieg einen Augenblick. »Logan wollte nicht, dass er gefasst und ins Gefängnis gesteckt würde. Er wollte seinen Tod.
    Er hat schon einmal den Fehler gemacht, ihn am Leben zu lassen. Er hatte nicht die Absicht, diesen Fehler zu wiederholen.«
    »Und hat sich selbst als Köder präsentiert? Was ist, wenn Rudzak ihn getötet hat, bevor er das Labor verließ?«
    »Logan glaubte nicht, dass er das vor …«
    »Und wenn er sich irrt?« Sie begann zu zittern. »Wer kann ahnen, was in diesem kranken Gehirn …«
    Eine zweite Explosion erschütterte die Erde.
    Voller Entsetzen starrte Sarah auf das Gebäude. Der Rauch verzog sich und offenbarte, dass nicht nur das Abwasserrohr in die Luft gesprengt worden war. Sie flüsterte:
    »War das das Labor?«
    Galen fluchte. Das war Antwort genug.
    12:55 Uhr
    Die Feuerwehrleute spritzten das Abwasserrohr aus, um es von Staub und giftigen Gasen zu reinigen. Sarah bohrte sich die Fingernägel in die Handflächen, während sie ihnen zusah.
    »Ich weiß nicht, wie das passiert ist«, sagte Galen.
    »Meine Männer sind zuverlässig. Sie haben bestimmt keine Sprengladung in dem Labor übersehen.«
    »Es ist aber passiert«, sagte sie. »Und Logan kann von Glück sagen, wenn er nicht unter einer Tonne Trümmer liegt. Wenn er noch lebt. Ich weiß nicht, wie man ihn da rausholen kann. Der Teil des Gebäudes ist vollständig eingestürzt.«
    Monty drängte sich an ihre Beine und sah zu ihr auf.
    Suchen?
    Sie senkte die Hand und streichelte ihm den Kopf.
    Suchen?
    Ja, man soll die Hoffnung am Leben halten, selbst wenn man zu Tode geängstigt ist. Also hör auf, herumzustehen und zu zittern. Vielleicht gibt es einen Weg. Lieber Gott, sie hoffte, dass es einen gab. »Suchen.« Sie machte sich auf den Weg zur Einsatzzentrale der Feuerwehr, Monty folgte ihr.
    »Wo wollen Sie hin?«, rief Galen.
    »Meinen Job machen.«

    Christus, war das dunkel!
    Monty kroch ihr voraus durch die Trümmer, die den Abwassertunnel verstopften. Sie konnte ihn kaum sehen, aber er kroch stetig voran. Er wusste, wohin er zu gehen hatte, er hatte die Witterung aufgenommen.
    Aber das hieß nicht, dass Logan noch am Leben war.
    Denk nicht daran. Wenn sie dieses Rohr erst hinter sich hatten, würden sie Logan finden und er würde am Leben sein.
    Wiederholen wie ein Mantra.
    Er ist lebendig.
    Er ist lebendig.
    Er ist lebendig.
    Sie konnte kaum atmen.
    Sie blickte auf den Monitor, den sie am Hals trug. Keine giftigen Gase. Es musste der Betonstaub sein. Und Angst. Mit  den Ellenbogen in den Trümmern kroch sie langsam weiter.
    »Alles in Ordnung, Sarah?« Das war Donner, der sich aus der Einsatzzentrale über Funk nach ihrem Befinden erkundigte.
    Nein, es war nicht in Ordnung. Sie war in Todesängsten. Aber sie sagte: »Kein Problem. Es gibt hier mehr Luftblasen, als ich dachte. Und ich habe keine Schwachpunkte gefunden, die ich nicht abstützen konnte.«
    »Das heißt nicht, dass es solche Schwachpunkte nicht gibt.
    Sarah, Sie sollten da rauskommen und uns machen lassen.«
    Unmöglich, wusste sie doch, dass die Feuerwehrleute Vorsichtsmaßregeln treffen mussten, die eine Menge Zeit kosten würden. Logans Zeit. »Kein Problem«, wiederholte sie.
    Monty winselte leise.
    Sie kannte diesen Laut. O Gott, er hatte etwas gefunden. Und es war nicht lebendig.
    »Ich kann jetzt nicht weiterreden, Donner, ich höre Monty …«
    Sie kroch weiter, bis sie Monty still vor sich stehen sah.
    Er stand neben einem Körper, der unter Betonplatten zermalmt lag.
    Tot.
    Bitte, Jesus. Mach, dass Monty sich irrt!
    Mach, dass in Logan noch ein Funken Leben ist, so dass sie ihn retten konnte.
    Sie kroch näher.
    Blut. Sie kroch durch Blut.
    »Ganz ruhig, mein Junge. Rück mal ein bisschen rüber. Ich muss ihm helfen.«
    Monty winselte und rückte beiseite.
    Ihre Taschenlampe durchschnitt die Finsternis und ihr zog sich der Magen zusammen. Blut.
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher