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Komisch - die Liebe

Komisch - die Liebe

Titel: Komisch - die Liebe
Autoren: Andrea Manni
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leckst mir das Gesicht, kaust auf meinen Schuhen
     herum? Warum?
    Clelia …

A ls Achille Compagnoni starb, hat mich das tief getroffen. Es tat mir leid. Sicher, er war schon alt. Aber es hat mich trotzdem
     mitgenommen.
Through My Sails
von Neil Young. Compagnoni war der erste Italiener, der den K2 bestiegen hat. Ob mit oder ohne Sauerstoff ist dabei egal.
     Ich habe nicht einmal den hundert Kilometer entfernten Terminillo bestiegen. Ich bin nicht gut im Bergsteigen. Der Abstieg
     liegt mir mehr. Ich bin faul.
    Wie mit Clelia. Mit ihr bin ich über verwunschene Hochebenen gewandert und über Felsplateaus, doch kaum erreiche ich die erste
     Steigung, drehe ich mich um und steige wieder hinab. Bloß weg hier. Ein ungebremster Abstieg, weg von ihr. Weg von uns. Wo,
     verdammt, gehe ich nur hin?
    Wo, verdammt, gehe ich hin?
    Ich sehe den Radler Nino, der mit seinem Fahrrad hinabfährt und nicht nach hinten guckt, zu schwierig. Ich fahre hinab. Zurück
     zu mir. Allein. Auf meinem Fahrrad, ohne Windschutzscheibe. Mit vom Fahrtwind geröteten Augen. Die Haare im Wind zerzaust.
     Die Hände von der Sonne verbrannt. Mit den Gedanken woanders. Das Herz gebläht vor Mitleid, für mich selbst. Für diesen lauen
     und gleichgültigen Radler, treubrüchig, furchtsam, feige, nichtsnutzig, dumm und faul.
    Wo, verdammt, gehe ich hin?
    Warum sitzt auf diesem Fahrrad kein gesunder Nino? Der auch bergauf fahren kann? Der stolze, gerechte, liebevolle, starke
     und lebenslustige Nino? Ich bin wie Fabio: ein Dummkopf auf dem Fahrrad des Lebens. Ich trete janicht einmal. Ich lasse mich vom Rückenwind schieben. Ich angele mir, was gerade kommt, wahllos, ziellos. Ich bin nicht der
     heilige Petrus. Ich bin ein miserabler Radler und ein miserabler Fischer. Ich habe andere Qualitäten. Nur welche?
    Wo, verdammt, gehe ich hin?
    Ich bin entschlossen: Schluss damit!
    Nicht mehr an Clelia denken. Nicht mehr um sie kreisen. Keine Opfer mehr. Schluss mit allem.
    Schluss!
    Ich bin einundvierzig Jahre alt und der, der ich bin. Es ist schwierig, um nicht zu sagen unmöglich, sich in diesem Alter
     noch zu ändern. Warum auch? Wegen einer Romanze? Einer romantischen Illusion, flüchtig und nicht greifbar? Der Idee einer
     nicht greifbaren Liebe? Schluss, aus!
    Schluss mit den Lügen. Schluss mit den Selbstlügen. Mir geht es gut so. Ich bin glücklich. Allein. Ich will bergab leben.
     Das ist mein Weg. Eine süße, steile Abfahrt. Ohne Kurven, ungebremst und ohne Clelia.
    Wo, verdammt, gehe ich nur hin?
    Was für ein Lügner …

I ch sehe sie am Meer, wie sie lacht. Wie sie ins Wasser springt.
Allegro vivace
aus der Symphonie Nr. 34 in C-Dur von Mozart.
    Ich erinnere mich, an sie in meinem Bett. Ich in ihrem. Auf der Tiberinsel. In meinen Armen. Ich in ihren Armen. Durch meine
     Windschutzscheibe. Um ihr Cello geschlungen. Unter der Dusche. Mit mir. Vor dem Fernseher. Während wir essen. Ich und sie,
     die Etrusker. Wie sie das Amati ausprobiert. Wie sie für mich kocht. Mich umarmt. Ich sie umarme. Ich sehe sie auf der Madison,
     wie sie für uns ein Taxi ruft. Wie sie in Ponza das Boot festmacht. Wie sie mir beim Check-in nach Paris zulächelt. Wie wir
     den Annapurna besteigen. Wie sie sich die Zähne putzt. Blumen für Schuhs Grab kauft. Für mich spielt. Wegen
Vier Minuten
gerührt ist. In meinen Armen einen Orgasmus hat. Wie sie
Frankenstein Jr.
sieht und lacht. Mir ins Gesicht bellt. Mir die Haare schneidet. Meine stinkende Buchhandlung betritt. Redet. Lügt. Lächelt.
     Lacht. Wahrheit.
    Fröhliche Zähne und reines Gesicht.
    In meinen Träumen.
    Unter dem Regen.
    Wo, verdammt, gehe ich hin?
    Wo, verdammt, gehe ich hin, ohne sie?
    Der Wald … Der Wald, versteckt hinter lauter Bäumen.
    Clelia.

I ch klingele.
    Sie macht die Tür auf. Sagt nichts. Ich sage nichts.
    Wir sehen uns an.
    Sie ist gebräunt. Sie ist hinreißend.
    Sie lehnt sich an den Türrahmen.
Tekno Love Song
von CocoRosie.
    »Was machst du hier? Warum bist du hergekommen?«
    »Um diese Fahnen auf deiner Terrasse aufzuhängen, wenn du magst …«
    Ich bringe ihr die Gebetsfahnen mit den tibetanischen Mantras mit, die Paolo mir geschenkt hat, als braver Naldjorpa, in weiser
     Voraussicht …

L uciano macht den Umzug und haut dabei wieder mein Motorino um. Aber das geht in Ordnung.
    Meine Wohnung stinkt nicht mehr.
    Ich habe eine neue Wohnung. Mit Terrasse. Die Mantrafahnen flattern schon ausgelassen im Wind. Die Gebete wurden erhört.
    Das Leben treibt schnell und glücklich
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