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Komisch - die Liebe

Komisch - die Liebe

Titel: Komisch - die Liebe
Autoren: Andrea Manni
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sich
     in meinem stinkenden Laden auf die Füße. Sie wollen Bücher für die Ferien oder für die Fälle, die sie noch studieren müssen.
     Strafgesetz, Bürgerliches Gesetzbuch, Fachtexte, Kommentare, Handbücher, Amtsblätter, Reiseführer … Ich kann nicht mehr.
    Guardo gli asini che volano nel ciel
, gesungen von Alberto Sordi.
    Ich habe die Nase gestrichen voll von diesem Job. Gianni hat schon geschlossen, und Rom ist halb leer. Lediglich Millionen
     von Ausländern schleppen sich durch die sengende Hitze. Wie Soldatentrupps folgen sie brav ihren Führern, die sie wie kleine
     Büffelherden zusammenhalten, indem sie auch von fern erkennbare Gegenstände in die Luft halten: Fähnchen, bunte Schirme, Schilder.
     Ein geordneter Almauftrieb.
    Es ist heiß. Unerträglich heiß. Schwül und stickig.
    Ich habe Clelia seit über einem Monat nicht gesprochen. Sie fehlt mir, aber ich bleibe bei meiner Haltung. Hart. Wie ein Dolmen.
     Ein Grabstein. Es ist besser so. Ich weiß, dass sie mit Freundinnen auf Sardinien ist. Einer Violinistin und einer Harfenistin.
     Hat sie mir geschrieben.
    Ich habe ihr geantwortet, dass ich meinen Cousin Davide in Paris besuchen will. Er ist der letzte enge Verwandte,den ich habe. Er ist
Maître de salle
in einem Toprestaurant in der Nähe der Bastille. Ein guter Typ. Zweiundfünfzig Jahre alt, jung geblieben. Er lebt seit Anfang
     der Achtziger in Paris. Irgendwelche Probleme mit der Justiz haben ihn zum Auswandern gezwungen. Nichts Gravierendes, aber
     die Hexenjagd jener Jahre war hitzig und unangenehm. Das scheint alles so weit weg. Wie aus einer anderen Welt, und wenn heute
     jemand eine kurze Geschichte der italienischen Politik der letzten Jahre schreiben wollte, wäre diese Episode wirklich ein
     Witz. Bitter.
    Davide hat sich sein Leben neu aufgebaut. Er ist mit Christina verheiratet, und sie haben eine wunderbare Tochter. Julia.
     Wir sehen uns nie, aber es ist, als wäre er mein älterer Bruder. Eine Woche werde ich bei ihnen sein und mich ganz mir selbst,
     dem Essen und dem guten Wein widmen.
     
    »Ich werde im Meer schwimmen. Werde springen. Schwimmen und springen, bis ich Wellen mache. Viele Wellen.
    Eine von ihnen wird größer sein als die anderen.
    Sie wird wandern.
    Wird das Mittelmeer überqueren. Immer größer und schöner werden.
    Schön und riesig.
    Sie wird die Meerenge von Gibraltar passieren. Stolz und stark wird sie sich in den Atlantik werfen. Dort wird sie auf andere
     Riesenwellen treffen, wie sie.
    Sie werden von der Liebe reden.
    Sie wird die Bretagne, die Normandie streifen und gegen die Ozeanströme ankämpfen, um dann den Ärmelkanal zu erreichen.
    Müde, aber nicht erschöpft, wird sie sich in die Seine ergießen. Nach Le Havre rollen. An Rouen lecken und dann nach Paris
     kommen.
    Wie Lawrence von Arabien nach Akaba.
    Ich werde dich überall suchen. In der Rue Vieille du Temple. Auf der Bastille. In der Métro. Bei Notre-Dame. Auf dem Eiffelturm.
     Im Louvre. Auf der Place des Vosges.
    Überall.
    Aber wenn ich dich nicht finden sollte, und du eines Tages traurig bist, ohne zu wissen warum, und ein Regen, wild und sanft,
     kommt zu dir und begrüßt dich, dann wisse, dass es unsere Welle ist, die zu Tränen geworden ist, und dass der Regen mein Wasser
     für dich ist … wo auch immer du bist. Clelia.«

S chuh. Lieber Schuh, wo bist du? Wo bist du, mein Freund? Warum bist du nicht bei mir? Warum bellst du nicht mehr mein Herz
     an? Selbst dein geliebter Gestank ist fast weg. Mit deinem weisen Schwanz hättest du mir den Weg gewiesen.
Raga Manni
von Teho Teardo. Wie heißt es bei Carlotto: »Nicht einmal Zeit, um Ciao zu sagen …«
    Lieber Schuh …
    Ich fühle mich einsam.
    Ich fühle mich wieder unerbittlich, irreparabel und unermesslich einsam. Traurig. Das Herz so voll. Clelias Worte haben mich
     mit dieser Melancholie erfüllt. Mit diesem latenten Unglücklichsein. Warum ergreife ich es nicht, das Glück, das an mir vorübergeht?
     Warum packe ich es nicht und nähre mich davon? Warum will ich es nicht genießen? Warum ergebe ich mich nicht? Ist das alles
     die Schuld meines trägen Herzens und meines leeren Kopfes?
    Warum bin ich nicht sauer wie Luca?
    Warum bin ich nicht idiotisch wie Fabio?
    Warum muss ich mir Luisas berechtigte Vorwürfe anhören?
    Warum will ich kein Naldjorpa sein wie Paolo?
    Warum bin ich immer auf der Flucht, wie dieser verrückte Nino?
    Warum bist du nicht bei mir, lieber Schuh? Warum bellst du mich nicht mehr an,
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