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Komisch - die Liebe

Komisch - die Liebe

Titel: Komisch - die Liebe
Autoren: Andrea Manni
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… Clelia.
    »Ich habe mir Sorgen gemacht. Du warst verschwunden. Das Handy ausgeschaltet. Geht es dir gut?«
    »Klar geht es mir gut …« Riesenlügner! »Kommst du hoch?«
    »Nein, ich geh nach Hause.« Ein Glück …
    »Na, komm schon.«
    Wieder Schweigen.
    Geh, mein Liebling, du bist verletzt. Geh nach Hause, denn hier herrscht Krieg. Du könntest dir weh tun. Ich werde auf die
     eine oder andere Art überleben. Aber du nicht. Geh weg, Clelia. Geh nach Hause.
    »Sicher?« Sie zögert.
    Ich weiß, dass sie eingeschnappt ist, wütend. Stinksauer. Sie ist Penthesileia, die Achilles gegenübersteht. Siehasst ihn und liebt ihn doch. Meine Haustür ist ein Festungsturm Trojas. Homer sitzt auf seiner Stufe und brummelt etwas vor
     sich hin. Odysseus rät Clelia, zu gehen. Nicht in die Falle zu tappen, und davon versteht er wirklich etwas.
    »Klar. Ich mache auf.« Das Schloss klickt.
    Schweigen.
    Ich bleibe stehen und höre dem Nichts zu, das aus dem Hörer der Sprechanlage klingt. Dann, wie durch Magie, höre ich die Haustür,
     die auf- und wieder zugeht.
    Clelia Stelle kommt zu mir hoch. Befriedet die Heere. Nehmt Helme, Schwerter, Schilde und Köcher ab. Legt die Lanzen weg.
     Tränkt die Pferde. Gebt den Soldaten zu essen.
    Clelia kommt auf Zehenspitzen herein. Nino, der Lügner, geht ihr in Unterhosen und mit ausgebreiteten Armen entgegen.
    »Tut mir leid, dass du dir Sorgen gemacht hast. Ich wollte dich nicht wecken.«
    »So spät ist es doch gar nicht …«
    Ich umarme sie, um nicht zu antworten.
    »Möchtest du etwas trinken?«
    »Nein, danke. Alles gut?«
    Clelia ist Dido vor Aeneas, als er ihr sagt, dass er wegfährt.
    Ich ähnele kein bisschen einem Helden. Bin ein Papiertiger. Bereit, ins Feuer geworfen zu werden.
    »Ja doch, hab ich doch gesagt. Nach dem Abend mit Luca wollte ich einfach ein bisschen alleine sein. Er hat mir nur schreckliches
     Zeug erzählt. Der Arme, hat einen Haufen Probleme bei der Arbeit. Und die Schuld gibt er der Regierung, der Krise, den Amis
     … Er musste sich mal richtig auskotzen. Ziemlich anstrengend. Ein Glück, dass du nicht dabei warst, du hättest dich zu Tode
     gelangweilt.«
    Sie sieht mich etwas skeptisch an, dann erscheint auf ihrem Gesicht ein wunderschönes Lächeln.
    Ich bin wohl doch eher ein Nachfahre von Odysseus, nicht von Aeneas.
    Sie umarmt mich. Fest.
    Ich drücke mich an sie, und genau in dem Moment, als ich mich an sie drücke, passiert das Wunderbare: Ich begreife, dass ich
     verrückt nach ihr bin. In diesem Moment überkommt mich eine gute, heilige, selig machende und belebende Kraft. Stärker als
     ich. Größer als ich. Als Nino und Nino. Stärker als alle.
    Ich vergöttere diese Frau. Geliebte Clelia. Mein Herz. Wie schön, dass es dich gibt auf dieser Welt. Wie schön, dass du lebst,
     dass du da bist. Wie schön, dich zu sehen.
    »Schön, dich zu sehen.« Ich küsse sie sanft. Sehr sanft.
    Mit meinem ganzen Wesen.
    Dem wahren Nino.
    Dem vom Wasser …
    In dieser Nacht schlafe ich mit Clelia.
    Wieder einmal, wie immer, seit jenem Sonntag.
    Heute ist wirklich ein komischer Tag.
    Komisch.
    Wie ich.
    Viva.

I ch irre über das Meer. Ich bin nicht ihr Wasser. Ich bin eine Riesenwelle, einsam und unschuldig. Ich irre über den Ozean
     der Ungewissheit. Ich habe mit Clelia geschlafen. Wir haben uns geliebt. Die ganze Nacht lag ich an ihr Hinterteil geschmiegt,
     ihren Rücken, ihren Nacken. Ich habe durch ihre Haare geatmet. Mit den Händen auf ihren Brüsten. Träge und träumend, dicht
     an ihrem Körper. Vereint.
    The Thoughts of Mary Jane
von Nick Drake.
    Ich bin aufgewacht und habe Kaffee gekocht. Limoges-Tässchen und Zucker. Viel Zucker. Wir haben schweigend Kaffee getrunken.
     Dann hat sie sich angezogen.
    »Telefonieren wir später?«
    »Ja.«
    »Schönen Tag.«
    »Dir auch.«
    Ein Kuss, und weg ist sie.
    Heute Morgen ist es, als sei ich aus meinem Liebestraum erwacht. Als sei die Liebe mit dem ersten Licht des Morgens verschwunden.
     Von wegen Lerche. Shakespeare schläft noch …
    Nino, der Andere, steht unter der Dusche. Das Wasser spült die Reste der wiedergefundenen Liebe in den Abguss. Der neu entdeckten,
     neu bewerteten, schon wieder verlorenen Liebe.
    Wer könnte mich in diesem Moment völliger Ungewissheit trösten? Der akuten Unentschlossenheit? Der grausamen Verwirrung? Der
     ausgetüftelten Kurzsichtigkeit? Wer?
    Nur Nino, der Wahre. Der aus dem Regen. Der mit dem Gestank. Der mit der Harmonie.
    Ich irre über das Meer.
    Ich gehe
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