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Komisch - die Liebe

Komisch - die Liebe

Titel: Komisch - die Liebe
Autoren: Andrea Manni
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zur Arbeit.
    Rechtstexte, Verwaltungstexte und Gesetzestexte. Die Texte und ich, der ich keinen Kopf für Texte habe. Kein Herz für Clelia.
     Ich möchte davonlaufen. Weit weg von ihr. Weg!
    Ich bekomme eine SMS: »Ich bin in dich verliebt. Vergiss das nicht.«
    Ein mächtiger Hammerschlag geht auf mich nieder. Zerknautscht meinen leeren Kopf wie ein Stück Blech. Eine Hochofenpresse
     quetscht mich in Form. Ich werde eine große, glatte Platte. Vollkommen eben. Ohne Sinn. Schön und zwecklos. Geplättet.
    Ich weiß nicht, was ich antworten soll. Lügen? Vergessen? Auf Zeit spielen? Ausflüchte machen?
     
    »Hunger?«
    Luisa steht in der Tür. Lächelt. Es ist fünf vor eins.
    »Ja.« Ich lächele zurück.
    Auf dem Weg zu Gianni reden wir. Ich erzähle ihr von den letzten Tagen. Luisa hakt sich bei mir ein. Hört still zu. Mit einem
     Anflug von Verlegenheit lege ich ihr meine zusammengereimten Thesen dar.
    Luisa lässt meinen Arm los. Mir fällt es nicht einmal auf. Ich rede weiter von mir, mir, mir und wieder mir. Sie bleibt stehen.
     Ich bemerke es erst nach ein paar Schritten. Ich halte an, blicke mich fragend um und gehe zu ihr zurück.
    »Ja, bist du denn total verrückt?«
    »Wie bitte?«
    »Nino: Bist du verrückt?«
    »Verrückt?«
    »Ja, verrückt. Dumm. Bescheuert. Irre. Wie willst du am liebsten genannt werden?«
    »Ich?«
    »Ja, du. Als sie wieder bei dir war, warst du der glücklichste Mensch auf der Welt und Clelia schien die einzige Frau des
     Planetensystems …«
    »Ja und?«
    »Und?!«
    »Man wird ja wohl noch seine Meinung ändern dürfen, oder? Ich schaffe das eben nicht.«
    »Du bist verrückt.« Wie sie es sagt, klingt es nach einem unanfechtbaren Urteil. Einem unangreifbaren Verdikt.
    Ich schweige. Kratze mir den Kopf wie ein stummes Insekt. Wie ein Verrückter.
    »Na komm, wir gehen essen …« Luisa nimmt wieder meinen Arm und zieht mich weiter.

E s ist halb vier. Zum Glück muss ich gleich in die Buchhandlung zurück und aufschließen. Zum Glück, denn Luisa und Gianni haben
     mich in die Zange genommen. Die Trattoria ist leer. Nur wir drei sind noch hier, und sie lassen mir keine Ruhe. Sie geben
     allen möglichen Quatsch von sich, schaukeln sich gegenseitig hoch, stinksauer, weil ich mich nicht auf Clelia einlassen will.
    Pack Up Your Troubles
, Maggie and The Ferocious Beast.
    Mehr noch, weil ich, wie sie sagen, vor Clelia davonlaufe. Warum kümmern sie sich nicht um ihren eigenen Mist? Als Außenstehender
     hat man immer leicht reden. Ich will meine Autonomie behalten.
    »Was hat denn das damit zu tun? Deine Autonomie behältst du genauso in einer Beziehung. Das ist doch die Basis von allem,
     nur so bleibt sie gesund. Sonst wird sie tatsächlich erstickend.«
    »Luisa hat recht.«
    Gianni und Luisa tun so, als wären sie Signora Stelles Anwälte. Sie sind vollkommen einer Meinung. Vereint gegen mich. Mann,
     wie das nervt …
    »Aber das ist doch keine Frage der Autonomie! Ich will einfach weiter alleine sein.«
    Die beiden wechseln einvernehmliche Blicke.
    »Liebst du sie oder nicht?« Luisa eröffnet das Feuer.
    »Willst du diese Frau oder nicht?« Gianni schießt als Zweiter.
    Ich fühle mich wie vor einem Exekutionskommando.
    Diese Frage stelle ich mir seit Tagen. Will ich sie, oderwill ich sie nicht? Ich glaube, ich will sie nicht, aber dann ändert sich plötzlich alles wieder, wie gestern, als ich sie
     umarmt habe. Ich ändere mich. Die Lust, sie neben mir zu spüren, ändert sich, in meinen Armen, ganz nah bei mir. Und klar,
     dann will ich sie. Will sie mit meinem ganzen Wesen. Kann mir nicht vorstellen, ohne sie zu leben.
    Wenn sie nicht da ist, ist es anders. Es geht mir wie Clelia auf der Tiberinsel: Am liebsten wäre ich ihr nie begegnet.
    »Du darfst nicht weglaufen, Nino.«
    Luisa kann einem wirklich auf die Nerven gehen. Vielleicht, weil sie mir das bereits gesagt hat. Vielleicht, weil sie recht
     hat.
    »Entschuldigt, aber ich muss die Buchhandlung aufschließen.« Ich erhebe mich.
    Zum Glück habe ich eine eherne Ausrede.
    »Hau schon ab, geht aufs Haus.«
    »Danke, Gianni.«
    »Und noch etwas, Nino, du kannst mich mal …«
    Gianni erhebt sich und geht.
    Ich stehe da wie ein Idiot. Alle haben es mit mir. Eine kosmische Verschwörung.
    »Gianni hat recht.«
    »Ach komm, Luisa, hör mit der Standpauke auf. Ich hab’s ja begriffen.«
    »Ja, ja … Nino, du darfst nicht weglaufen!«
    Ohne eine Antwort mache ich mich auf den Weg.
    »Ich liebe dich.«
    Zuneigung liegt
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