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Komisch - die Liebe

Komisch - die Liebe

Titel: Komisch - die Liebe
Autoren: Andrea Manni
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oder besonders
     vertraut gewesen wären, aber wir haben uns gemocht und geschätzt.
    »Wie geht es dir?«
    Sie erzählt von sich. Von den Kindern. Vom Job. Fabio erwähnt sie nicht. Also tue ich es.
    Ich zeichne ihr zunächst ein wunderbares Bild der Familie, detailverliebt und wortreich. Sie hört zu. Fabio sitzt daneben
     und sieht mich aufmerksam an. Ohne sich zu rühren. Er lässt sich kein einziges meiner schönen Worte entgehen. Und ich gebe
     alles. Ich bin fast schon selbst davon überzeugt, dass Familie die schönste Sache der Welt ist und Fabio ein wirklich außergewöhnlicher
     Mensch. Einzigartig. Unersetzlich. Barbara lässt mich reden, doch kaum hole ich Luft, geht sie dazwischen:
    »Nino, warum hast du dann selbst nie geheiratet? Oder habe ich was verpasst? Meinst du das ernst oder willst du mich auf den
     Arm nehmen?«
    Mir fällt keine Antwort ein.
    »Ist Fabio bei dir?«
    Ich schweige.
    »Gib ihn mir mal.«
    »Ciao, Barbara.«
    Ich reiche Fabio das Telefon, der wie ein ausgezählter Boxer aussieht. Abwesend.
    »Sie will dich sprechen.«
    Fabio nimmt das Telefon und legt die Hand auf die Sprechmuschel. Ohne Boxhandschuh.
    »Wie ist sie drauf?«, fragt er mich fast unhörbar. Schüchtern.
    »Gut. Ich glaube, gut …« Nino, der Lügner.
    Fabio holt tief Luft. Es ist, als würde er sich den Mundschutz einsetzen.
    »Liebling …«
    Ich behalte ihn im Auge, in seiner Ecke, bereit, das Handtuch zu werfen.
    »Aber nein … ich …«
    Es sieht nicht so aus, als ließe Barbara ihm viel Raum zur Verteidigung. Fabio kann nicht eine einzige Antwort einflechten.
     Ich wünsche, der Gong möge ihn retten vor diesem Hagel an rechten und linken Haken, Geraden und Uppercuts.
    »Bitte … entschuldige … nein wirklich, ich …«
    Ich will das Handtuch werfen.
    »In Ordnung … Ciao, Liebling …«
    Fabio gibt mir das Telefon.
    »Sie will dich noch mal …«, flüstert er kaum hörbar.
    Ich bin etwas überrascht, nehme aber das Telefon wieder an mich.
    »Barbara …«
    Von der anderen Seite ertönt der Vulkan Krakatau in voller Eruption.
    »Du weißt aber schon, dass dein braver Freund meine Kinder bei seiner kleinen Hure hat schlafen lassen, während sie nackt
     durch die Wohnung lief und über mich lästerte? Weißt du das? Oder hat er das etwa nicht erzählt? Und vielleicht hat er dir
     auch verschwiegen, dass er, anstatt zum Geburtstag seiner Tochter zu kommen, mit ich weiß nicht welcher anderen Nutte einen
     Ausflug nach Capri gemacht hat! Weißt du das oder nicht?«
    Ich bin stumm. Stumm wie ein Kugelfisch. Ich betrachte den armen Fabio mit einem gewissen Erbarmen.
    »Nein … das wusste ich nicht …«
    »Gut, jetzt weißt du es.«
    »Klar, Barbara. Wir sprechen uns ein anderes Mal.«
    »Wann immer du willst, Nino, aber nicht, um mit mir über dieses Arschloch zu reden. Mach’s gut.«
    Sie legt auf, ohne dass ich etwas erwidern kann, was hätte ich ihr auch groß sagen sollen?
    Fabio sieht mich an wie ein Holzkopf. Er sieht wirklich wie ein geschlagener Boxer aus. Den Mund einen Spaltbreit offen.
    »Du bist aber auch ein Idiot.«
    »Was hat sie gesagt?«
    Ich fasse kurz zusammen. Der arme Fabio hat den Titel verloren. Untröstlich schüttelt er den Kopf.
    »Andererseits hast du es dir aber auch wirklich selbst zuzuschreiben… Musste das wirklich sein, die Kinder mit deinen Bräuten
     zusammenzubringen? Wochenenden gehen so schnell vorbei. Barbara hat recht …«
    Fabio rührt sich nicht, starrt schweigend auf den Fußboden.
    »Du hattest eine besondere Frau und tolle Kinder. Ihrwart eine schöne Familie. Das gibt es nicht so oft. Du bist echt ein Idiot. Versuch noch mal, mit ihr zu reden. Versuch es.
     Ich weiß nicht, was ich dir sonst sagen soll …«
    »Dann halt einfach den Mund.«
    Fabio steht auf und geht zur Tür. Demütig und traurig.
    Ich sehe ihn weggehen. Schweigend.
    Das hätte er sich früher überlegen müssen.
    Mein armer Freund …
    Du läufst herum, bist immer ganz nah dran und siehst es nicht. Du bist mittendrin und siehst es trotzdem nicht. Du siehst
     nur Bäume.
    Weil der Wald sich hinter lauter Bäumen versteckt.
    Fabio tut mir leid, aber das Leben ist nun mal kein Supermarkt.
    Wenn du nicht hinschaust, siehst du den Wald nicht.

A ugust. Ich schließe. Morgen endlich mache ich die Buchhandlung für zwei Wochen zu. Anwälte, Praktikanten, Assistenten, Richter,
     Steuerberater, Studienabgänger, Diplomanden, Studenten – ein unerträgliches Kommen und Gehen. Dutzende Kunden treten
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