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Komisch - die Liebe

Komisch - die Liebe

Titel: Komisch - die Liebe
Autoren: Andrea Manni
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gesetzt und das Mofa umgestoßen. Nicht dass es vorher tipptopp in Schuss gewesen
     wäre, aber es ist doch immerhin mein Roller, und die Windschutzscheibe war auf keinen Fall derartig zerkratzt!
    Ich mache die rumänischen Möbelpacker zur Schnecke, die ungerührt hin- und herlaufen. Dann kommt Luciano, der Chef, ein relativ
     kleiner, relativ rundlicher Fünfzigjähriger vom Typ sympathische Kanaille: dunkelbraungebrannt, grauer Bart und raue Stimme.
     Er erobert mich im Sturm mit seiner furztrockenen, pragmatischen Art. Ein echter Römer.
    »Ach, halb so wild, ich schreib dir die Nummer der Signora auf. Wofür gibt’s denn Versicherungen … Und außerdem, ist ja weiter
     nichts passiert. Nun sieh sich das mal einer an, weiowei, war brandneu, was?« Er lacht amüsiert. Nun ja … Ich muss selbst
     lachen. Ich nehme die Nummer der »Signora« in Empfang. Er verspricht mir hoch und heilig, ihr meinen Anruf anzukündigen, ich
     muss los zur Arbeit. Der Roller ist zwar ziemlich ramponiert, springt aber sofort an.
    »Hier, ich mache Top-Preise!« Luciano reicht mir sein Kärtchen und verabschiedet sich. Man weiß ja nie, wann man wieder mal
     umzieht.
    Der Verkehr fließt. Ich nutze jede Lücke und schlängele mich zwischen den Autos durch. Von zwei Rädern aus gesehen ist Rom
     ein gefährliches Pflaster. Alle meine Mitmenschen in ihren Autos haben nur eine einzige Mission: mich zu überfahren. Das machen
     sie nicht aus Bosheit, es ist einfach stärker als sie. Kaum sehen sie einen Zweiradfahrer, packt sie der Neid. Elegant legen
     sie auf ihn an, sie tun so, als wären sie abgelenkt oder telefonierten gerade mit dem Handy, in Wirklichkeit aber sind sie
     permanent wachsam und einzig auf ihr großes Ziel aus: alles zu überrollen, was schneller ist als sie. Wer da heil herauskommen
     will, muss immer auf der Hut sein und hoch konzentriert. Normalerweise gelingt mir das.

M eine Tage sind im Großen und Ganzen durchstrukturiert, gleichförmig. Mein Job ist ein Job, mehr nicht.
    Meine Eltern hatten eine kleine Buchhandlung gegenüber dem Zivilgericht. Fachliteratur für Anwälte, Richter und Steuerberater.
     Völlig unromantisch. Für »richtige« Bücher gehen die Leute woanders hin. Vor zehn Jahren sind meine Eltern bei einem Autounfall
     ums Leben gekommen. Und seit eben zehn Jahren bin ich Buchhändler. Mein Abschluss in Philosophie hat mir wenig geholfen, höchstens
     darin, die Dinge so zu akzeptieren, wie sie sind. Ich arbeite vormittags von neun bis um eins und nachmittags von vier bis
     um sieben.
    Ich arbeite.
    Außer Fachtexten verkaufe ich auch ein paar Krimis. Im Hinterzimmer der Buchhandlung habe ich mir ein kleines Wohnbüro eingerichtet:
     Computer, Fernseher, Minibar, ein alter Sessel, abgewetzt, aber total bequem. Auch mein Wohnbüro stinkt ein bisschen nach
     nassem Hund.
    Vor dem Mittagessen will ich noch diese Umzugsdame anrufen. Ich nehme die Nummer von Luciano und wähle. Der Anrufbeantworter
     springt an.
    »Guten Tag, Nino Globi hier. Heute Morgen haben Ihre Möbelpacker mein Motorino mit der Tür des Transporters umgestoßen und
     … Luciano hat mir Ihre Nummer gegeben und … tja, vielleicht könnten Sie mich zurückrufen … Danke, schönen Tag noch.«
    In der Mittagspause gehe ich in ein nahe gelegenes Lokal, eine typisch römische Osteria. Wie üblich herrschtRiesenandrang, denn hier isst man gut und günstig, aber der Besitzer Gianni schafft es immer, mich schnell zu bedienen. Ich
     gehe zu Fuß, die Hände in den Taschen, und pfeife vor mich hin.
    Es ist komisch, die Leute pfeifen nicht mehr.
    Ich treffe eine Menge Anwälte, alles Kunden von mir, aber normalerweise sitze ich lieber allein, außer wenn Gianni mir einen
     Platz am Tisch einer jungen Frau beschafft, die ohne Begleitung da ist.
    Gianni ist ein Freund. Er wird bald siebzig und hat mit meinem Vater die Schulbank gedrückt. Er hat mich in sein Herz geschlossen.
     Er findet mich nett, und unter uns gesagt: Ich bin auch nett. Heute setzt er mich zu zwei japanischen Touristinnen an den
     Tisch, Kyoko und Aska. Wir kommen sofort ins Gespräch. Ich kann ganz gut Englisch und sie auch. Sie sind jung und super trendy,
     wie es nur Japaner sind. Sie leben in Kyoto.
    Kyoko ist nett, aber eher unhübsch. Aska hingegen ist eine echte Augenweide. Zierlich und einfach bezaubernd. Sie hat eine
     Haut wie aus Porzellan und ein ansteckendes Lächeln. Aber sie ist schüchterner als Kyoko. Vor zwei Tagen sind sie angekommen,
     einen weiteren
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