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Kokoschanskys Freitag

Kokoschanskys Freitag

Titel: Kokoschanskys Freitag
Autoren: Günther Zäuner
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einen Krieg anzetteln will, braucht Waffen und diese müssen finan­ziert werden“, versucht Kokoschansky ihr weitere Informationen zu entlocken.
    „Ich bin mir sicher, dass die Gelder dafür aus dem arabischen Raum stammen. Vielleicht Saudi Arabien, Pakistan, aber darüber weiß ich beim besten Willen nichts. Aber es dürfte in Wien, zumindest für Waffenlieferun gen, einen Partner und ein Lager gegeben haben, das auch neulich von der Polizei gestürmt wurde, wie ich gelesen habe. Irgendwo im dritten Bezirk , der Name ist mir entfallen.“
    „Das JoJo in der Baumgasse.“
    „Richtig. Darüber wurde manchmal in Fikrets Lokal getuschelt.“
    „Erkan schaute regelmäßig dort vorbei?“
    „Natürlich. Erkan war nicht immer so, er stand sehr unter dem Einfluss seines älteren Bruders. Es war Fikrets Idee und Plan, ihn bei der Polizei für den Tag X einzuschleusen, im Grunde genial. Da sitzt ein tadelloser Polizist mitten in der Höhle des Löwen, spioniert alles aus, was ihm in seinem Ber eich möglich ist und gibt diese Informationen umgehend weiter. Erkan hätte sicherlich noch eine steile Karriere im Polizeidienst vor sich gehabt. Irgendwann muss das entscheidende Gespräch zwischen meinen Brüdern stattge ­funden haben, ich denke so vor rund zwei Jahren. Danach war Erkan nicht wiederzuerkennen. Nach außen hin ein lockerer, gut aussehender, junger Mann mit dem gewissen Schlag bei Frauen, ein beliebter Vorzeigepolizist bei seinen Kollegen und im Inneren ein radikaler Moslem, der über Leichen zu gehen, bereit ist. Nachdem er seine Urlaube ausschließlich für Trainingslager im Jemen und Pakistan, einmal sogar im Hindukusch, verwendet hat, war der alte Erkan endgültig gestorben. Natürlich wurden diese Trips verschleiert, offiziell ging es dorthin in den Urlaub, wohin auch alle anderen fahren.
    Bei einigen Reisen war auch Fikret mit dabei. Dort wurden sie zu perfek­ ten Killermaschinen und seelenlosen Monstern ausgebildet, darauf gedrillt , sich vorerst still zu verhalten und erst nach dem Befehl in der entscheiden den Stunde gnadenlos zuzuschlagen. Ich nehme an, dass meine Brüder mit perfekt gefälschten Papieren diese Reisen unternommen haben und natürlich nicht auf Direktrouten zu ihren wahren Zielen geflogen sind.“
    ***
    Wieder muss Freitag herhalten und Günay Kaytan in seinem Taxi zu Schuberth bringen. Eine reine Vorsichtsmaßnahme, da sich die Frau nicht sicher ist, ob sie beschattet wird. Sie warnt auch Kokoschansky eindringlich davor, dass er seit Längerem im Visier des Wiener Halbmondes steht.
    Günay Kaytan hat sich ihre Geschichte nicht aus den Fingern gesogen und, wie sie Kokoschansky versprochen hat, packt sie vor Schuberth rücksichtslos aus, der nach ihrer Einvernahme sofort alle notwendigen Maßnahmen veranlasst.
    Noch einmal wird das polizeilich geschlossene Café JoJo gründlich durchsucht und sämtliche sichergestellten Geschäftsunterlagen erneut durchfors tet. Fehlanzeige, es findet sich nicht der geringste Hinweis auf Verbindun gen mit den Türken. Trotzdem gibt man nicht auf, verhört die Rugovas getrennt über mehrere Stunden. Der Vater schweigt beharrlich, doch sein Sohn ist aus weicherem Holz geschnitzt. Ein abge­brühter Kriminalbeamter dreht ihn durch den Fleischwolf. Irgendwann bricht Kushtrim zusammen, schiebt alles auf seinen Vater und singt wie ein Kanarienvogel. Beide Kaytans, Erkan wie Fikret, waren oft im JoJo und ihre Gespräche mit den Rugovas drehten sich ausschließlich um Waffen. Den Rugovas war es egal, von w em sie kassierten, die Kasse musste stimmen.
    Das reicht, um Fikret und seinen Vater zu verhaften. Für den alten Kaytan sind die Aufregungen zu viel und noch im Polizeiwagen verstirbt er an einem Herzinfarkt. Fikret erweist sich als harte Nuss. Er macht nur Angaben zu seiner Person und keine Silbe mehr. Doch er rechnet nicht mit den neuesten Möglichkeiten in der Kriminaltechnik. Eine Analyse seiner DNA bringt die Wahrheit an den Tag.
    Fikrets DNA findet sich an der Leiche seines Bruders. Nach hartnäckigem Leugnen gibt er endlich zu, seinen eigenen Bruder ermordet zu haben. Nachdem Erkan und er hinter das Verhältnis ihrer Schwester mit Erden­berger gekommen waren, drehte der jüngere Bruder komplett durch. In seinen Augen war es eine Schändung Günays und diese verwerfliche Tat musste mit Blut gesühnt werden. Fikret und einige andere Leute des Wiener Halb ­ mondes hefteten sich rund um die Uhr an Erdenbergers Fersen, wann immer Erkan dienstfrei
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