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Kohl des Zorns

Kohl des Zorns

Titel: Kohl des Zorns
Autoren: Robert Rankin
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ich sagen? Laß ihn los, John. Laß ihn in Frieden.«
    »Jim!« Omally ließ den Buchmacher los, und dieser sank auf die nackten Dielen zurück. »O mein Gott, Jim!«
    »Laß uns gehen.« Pooley wandte sich ab. »Hier gibt es für uns nichts mehr zu tun.«
    »Aber … Jim.«
    Omally starrte den gefallenen Buchmacher drohend an und überlegte, ihm einen Tritt mit dem Stiefel zu verpassen.
    »Laß ihn in Frieden, John«, sagte Jim, ohne sich umzusehen. »Komm, wir gehen.« Omally warf die Hände in die Luft. Es war einfach zuviel.
    »Halt, Pooley, warte. Geh nicht!« Bob mühte sich auf einen zerrissenen Ellbogen. »Warte. Geh noch nicht.«
    Jim drehte sich in der Tür um.
    »Pooley, es tut mir leid. Es tut mir wirklich unbeschreiblich leid.«
    »Vergiß es.« Jim wandte sich einmal mehr zum Gehen.
    »Nein, warte!« Bob kämpfte sich auf die Knie. »Ich möchte dir etwas geben.«
    Jim blickte über die Schulter auf den Buchmacher. »Falls es ein Tip für das Rennen heute Nachmittag ist, vergiß es. Ich wette nicht mehr.«
    »Nein, es ist das hier.« Bob kramte in seinem Jackett, und seine Hand kam mit etwas Glänzendem und kostbar Aussehendem wieder zum Vorschein. »Meine neue Armbanduhr … Sie ist zwar kein ausgesprochenes Vermögen wert, aber ich möchte, daß du sie nimmst.«
    »Wieviel ist sie wert?« Omally riß die Uhr aus der ausgestreckten Hand.
    »Mindestens hundert.«
    »Was denn, hundert Pfund?«
    »Hundert Riesen«, entgegnete Bob. »Ich trage keinen billigen Schund.«
    »Hunderttausend Pfund?« ächzte Pooley in der Tür. Die Knie drohten ihm nachzugeben.
    »Nun ja, mindestens fünfundsiebzigtausend.«
    »Wir nehmen sie.« Omally hielt den Trostpreis in die Höhe.
    »Und sind quitt?«
    »Du meinst quitt?« Pooleys Kräfte kehrten zurück.
    »Der Wettschein?« Bobs Stimme bebte und zitterte.
    »Ach der.« Jim nahm die Eintrittskarte zum Paradies aus der Tasche und starrte traurig darauf. Und dann, ohne noch einen einzigen Gedanken daran zu verschwenden, zerriß er das Ding in winzige Fetzen.
     
    »Fünfundsiebzigtausend Pfund!« Omally bewunderte die Uhr an seinem Handgelenk.
    »Gib sie her.«
    Widerstrebend reichte er Jim die Armbanduhr. »Ich hab’ sie ja nur angesehen.«
    »Stimmt, das hast du.« Pooley zog seinen Gewinn an das eigene Handgelenk.
    Die beiden Freunde schlenderten über die Ealing Road in Richtung des Fliegenden Schwans, und in ihren Schritten lag eine beschwingte Vorfreude.
    »Am Ende haben wir doch noch gewonnen.« Omally streckte die Brust heraus und atmete in tiefen Zügen die saubere Brentforder Luft. »Wir haben am Ende tatsächlich doch noch gewonnen.«
    »Vielleicht annähernd jedenfalls.«
    »Annähernd? Was meinst du damit?«
    »Ich meine, daß ich das Geld jemandem schulde.« Pooley wich behende zur Seite aus, als Omally ihn ansprang.
    »Du schuldest jemandem das Geld?« Omally landete stolpernd im Rinnstein.
    »Genau.« Pooley half ihm auf die Beine. »Neville. Ich hab’ ihm fünfundsiebzigtausend Pfund versprochen. Er braucht das Geld, um den Fliegenden Schwan zu kaufen. Die Brauerei will den Laden abstoßen und Neville rauswerfen.«
    »Neville rauswerfen?« Omally benötigte eine Weile, um die Ungeheuerlichkeit von Pooleys Worten zu begreifen. »Unseren Neville rauswerfen?«
    »Genau. Ein Tritt in den Hintern. Nun, das können und dürfen wir nicht zulassen, oder?«
    Omally schüttelte heftig den Kopf. »Nein, das können wir ganz bestimmt nicht.«
    »Also habe ich ihm einen Schuldschein unterschrieben«, fuhr Pooley fort. »Über fünfundsiebzigtausend Pfund. Passend, nicht wahr?« Er klopfte auf die edle Armbanduhr. »Was für ein glücklicher Zufall!«
    »Glücklich?« Omally seufzte ergeben. Dann legte er seinem geliebten Kumpan den Arm um die Schultern. »Du bist ein herzensguter Bursche, Jim Pooley«, sagte er. »Und ich bin stolz darauf, dich meinen Freund nennen zu dürfen.«
     
    Die beiden Freunde näherten sich dem Eingang des Fliegenden Schwans.
    Keiner von beiden hatte auch nur annähernd genügend Geld für ein Pint in der Tasche.
    Aber das würde, zumindest am heutigen Tag, kaum eine Rolle spielen.
    Und morgen?
    Nun, morgen war ein neuer Tag.
    Oder vielleicht nicht?
     
    ENDE

Geht’s noch weiter? Klar doch.
    Lassen Sie sich überraschen. Wir wissen noch nicht,
    wie der fünfte Teil der BRENTFORD TRILOGIE
    heißen soll. Favoriten bei Lektor und Übersetzer
    sind Titel wie: DIE RÜCKKEHR DER
    ELEFANTENMENSCHEN oder DUMBO II,
    aber Robert wünscht sich doch
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