Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kohl des Zorns

Kohl des Zorns

Titel: Kohl des Zorns
Autoren: Robert Rankin
Vom Netzwerk:
Zeit. Wir alle sind Teil der Welt, doch wir haben ihr niemals Beachtung geschenkt. Und jetzt wird vermutlich niemand je erfahren, was Kaleton zu sagen hatte, geschweige denn irgend etwas gegen das Übel unternehmen.«
    »Gott sei Dank ist das so!« sagte Omally.
    Pooley schüttelte den Kopf. »Irgend jemand sollte wirklich etwas unternehmen, John. Die Welt geht vor die Hunde, das ist mir inzwischen klar geworden. Meine Augen wurden mir gründlich geöffnet, und ich habe die ganze schonungslose Wahrheit gesehen. Was, wenn Kaleton nur der erste einer ganz neuen Rasse war? Nur eine Warnung an uns Menschen? Wir müssen uns ändern, oder wir werden einen hohen Preis bezahlen.«
    Professor Slocombe nickte zustimmend. »Ein Mann, der finanziell unabhängig ist, könnte sich durchaus einer derartigen Aufgabe verschreiben«, sagte er.
    »Was meinst du dazu, Jim?«
    Pooley grinste und tätschelte die Hosentasche, in der er seinen Millionen-Pfund-Wettschein aufbewahrte. Dann hob er das leere Glas, um sich nachzufüllen. »Ich sage: Ja, Professor. Es gibt eine ganze Menge Dinge, für die ich dankbar sein muß. Ich sage: Ja.«
    »Du bist ein guter Mann, Jim. Vielleicht wird die Zukunft dich sogar als einen der ganz Großen schätzen. Obwohl …«
    »Obwohl was, Professor?«
    »Nun ja«, sagte der alte Gelehrte nachdenklich, »ich habe das ungute Gefühl, daß die Geschichte noch nicht ganz zu Ende ist. Daß ich irgendwie etwas Offensichtliches übersehen habe. Schließlich gibt es noch eine Menge unbeantworteter Fragen.«
    »TEMPORA PATET OCCULTA VERITAS«, sagte Omally.
    »Hä?«
    »Mit der Zeit kommt die verborgene Wahrheit ans Licht«, übersetzte der Professor.
    »Hört mal!« sagte Omally und streckte den Kopf durch die Verandafenster nach draußen. »Klingt ganz danach, als ginge es jeden Augenblick los!«
    Hoch über Brentford breitete sich mit einem Mal erwartungsvolle Stille im Stadion aus. Auf dem Podium hob der Zeremonienmeister seine Startpistole, um das erste Rennen zu starten. Auf der ganzen Welt rückten die Menschen näher an ihre Fernseher und hielten den Atem an.
    »Der Start findet jeden Augenblick statt!« gellte Jim laut. »Ich bin reich!«

Letztes Kapitel
     
    Wenn man einen Polizisten braucht, ist nie einer in der Nähe. Das ist eine Tradition, eine alte Bulle oder so was in der Art. Das Schild an der Tür der Brentforder Konstablerei jedenfalls besagte:
     
    WIR SIND ZU DEN SPIELEN GEGANGEN
     
    Soviel dazu.
    »Verdammt typisch.« Champagner-Pooley versetzte der Konstablereitür einen mächtigen Tritt mit dem Stiefel und löste den Alarm aus, doch niemand tauchte auf. Die Straßen lagen leer und verlassen da. Alle waren zu den Olympischen Spielen gegangen.
    »Komm schon«, drängte Omally. »Bringen wir die Geschichte hinter uns. Falls Bob dir Schwierigkeiten machen will, bin ich schließlich auch noch da.«
    »Du bist ein wahrer Freund.«
    Die beiden wandten sich von der verlassenen Polizeistation ab und stapften durch die menschenleere Albany Road. Sie passierten eben den verlassen daliegenden Kinderspielplatz, als beiden zugleich ein ganz schrecklicher Gedanke kam.
    »Ist es vielleicht möglich?« lautete die Frage hinter diesem Gedanken. »Ist es vielleicht möglich, daß Bob der Buchmacher, anstatt Jim seinen Gewinn auszuzahlen, sich in ferne Gegenden abgesetzt und nichts außer einer schlechten Erinnerung zurückgelassen haben könnte?«
    Pooley und Omally blieben wie angewurzelt stehen. John blickte Jim an, und Jim blickte John an.
    »O nein!« ächzte Jim. »Sag, daß das nicht wahr ist!«
    »Es ist nicht wahr«, sagte Omally … und fing an zu rennen. Pooley war bereits ein gutes Stück voraus.
    Als sie sich Bobs Laden an der Ecke der Ealing Road näherten, bemerkten sie zu ihrer beider unaussprechlichem Entsetzen, daß die Dinge nicht so waren, wie sie in dieser speziellen Ecke Brentford üblicherweise sein sollten. Ganz und gar nicht so.
    Mehrere große Lkws standen auf der Straße vor dem Buchmacherladen. Männer in grauen Overalls gingen ein und aus. Mit leeren Händen hinein in den Laden, aber nicht mit leeren Händen wieder heraus.
    »O nein!« Atemlos schlitterte Jim Pooley zu einem Halt, mit Omally dicht auf den funkenstiebenden Nagelstiefelabsätzen. Ein säuerlich dreinblickender Gentleman in einem schicken Geschäftsanzug, bewaffnet mit Klemmbrett und Stift, überwachte das Ein- und Ausgehen der grauen Overalls. Er bedachte Pooley mit einem kurzen, abschätzigen Blick. »Arbeiten Sie
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher