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Kohl des Zorns

Kohl des Zorns

Titel: Kohl des Zorns
Autoren: Robert Rankin
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vielleicht hier?« erkundigte er sich.
    Jim schüttelte den Kopf.
    »Dann verschwinden Sie gefälligst. Ich habe zu tun.«
    »Sie haben was?« Jim schob die Manschetten hoch und ballte die Fäuste. Omally hielt ihn zurück.
    »Wo ist der Besitzer?« fragte er.
    »Drinnen.« Der säuerliche Gentleman warf einen Blick auf eine seltene Topfblume, die einer seiner grauen Lakaien aus Bobs Laden schleppte. Er hakte sie von einer Liste auf seinem Klemmbrett ab. »Gummibaum«, sagte er. »Ein Fünfer, mehr nicht.« Er winkte den Lakaien zu der weit offenstehenden Hecktür eines der Lkws.
    »Was geht hier vor?« verlangte Omally zu wissen.
    »Pfändung und Beschlagnahme. He, Sie!« brüllte der Säuerliche quer über die Straße, wo Leo Felix den neuen Rolls Royce von Bob mit einer Winde auf seinen alten Abschleppwagen zog. »Passen Sie gefälligst mit dem Chrom auf, ja? Der Wagen kommt zur Versteigerung.«
    »Komm mit!« Omally schob Jim durch die offene Tür in den Buchmacherladen. Die Dinge im Innern sahen alles andere als vielversprechend aus. Überall waren die Burschen in den grauen Overalls am Werk. Sie hängten Bilder von den Wänden ab und rollten Teppiche auf.
    Omally packte den am nächsten Stehenden am Kragen und schwang ihn zu sich herum.
    »Wo steckt Bob der Buchmacher?« fauchte er zwischen gebleckten Zähnen hindurch.
    »Da drin.«
    Der Lakai wies mit zitterndem Daumen auf Bobs Büro im hinteren Teil des Ladens.
    »Danke sehr.« Omally ließ den Burschen los, und dieser glitt zu Boden. »Komm mit, Jim.«
    Der Ire durchquerte das Wettbüro mit zwei langen Schritten und trat die Bürotür mit einem einzigen wohlgezielten Tritt aus den Angeln.
    Und blieb wie angewurzelt stehen. Pooley stolperte heran und spähte über die breite Schulter seines Freundes.
    »O Mann!« entfuhr es ihm. »O Mannomann!«
    Das Büro war allen Mobiliars, aller Bilder und Einrichtungsgegenstände beraubt. In einer Ecke des Zimmers wand sich zusammengekrümmt und schluchzend ein Wrack von einem Mann auf den nackten Dielen. Das war also das, was von Bob dem Buchmacher übriggeblieben war.
    Omally starrte auf die Überreste hinab. Ihm entgingen weder das wirre Haar noch das stoppelige Kinn, der zerrissene Hemdenkragen und die abgebrochenen Fingernägel.
    »Bob«, sagte Omally, »Bob, was geht hier vor?«
    Der gebrochene Buchmacher starrte seine ungeladenen Gäste aus rot unterlaufenen Augen an.
    »O nein!« heulte er los. »O nein, nein, nein!«
    »Mir gefällt ganz und gar nicht, wie der Bursche aussieht«, flüsterte Jim. »Ich schlage vor, wir nehmen unseren Gewinn und machen, daß wir so schnell wie möglich von hier wegkommen.«
    »O nein, nein, nein!«
    Die Tonlage von Bobs Stimme erreichte mit jedem Nein neue tragische Höhen.
    »Nein?« Omally funkelte den Buchmacher an.
    »Nein.« Bob schüttelte heftig den Kopf. »Das ganze schöne Geld! Alles weg! Weg!«
    » Weg? «
    Pooley bemühte sich verzweifelt, die gleiche Frage zu formulieren, doch das Wort wollte einfach nicht über seine Lippen kommen.
    »Weg.« Bob begann zu sabbern. »Alles weg. Ich habe all meinen Besitz investiert, um deinen Gewinn abzudecken. Alles in die Kaleton-Organisation gesteckt. Aktien, Anteilsscheine und so weiter. Ein todsicherer Tip. Und heute morgen … weg. Die Kaleton-Organisation hat aufgehört zu existieren! Ich bin erledigt. Bankrott!«
    »Bankrott?« Mit einem Satz war Omally durch den Raum. Er packte Bob am Kragen und riß ihn zu sich hoch. »Bankrott? Das ganze Geld? Jims Millionen? Du hast alles Geld verloren?«
    »Alles.« Bob nickte eifrig.
    »Nein!« Omally versetzte ihm einen Nasenstüber. »Jim hat das nicht verdient! Nach allem, was er durchgemacht hat! Alles, was ihm widerfahren ist! Du wirst ihm das Geld geben, und zwar jetzt, auf der Stelle.«
    »Aber es ist weg!« schluchzte Bob. »Ich hab’ kein Geld mehr. Alles futschikato!«
    »Dann bist du gleich auch futschikato.« Omallys Augen verengten sich zu Schlitzen, und seine Hände schlossen sich um die Kehle des bankrotten Buchmachers.
    »John! Nein!« Pooley hatte endlich seine Stimme wiedergefunden. Sie war zwar noch weit von dem lauten Organ entfernt, das er für gewöhnlich sein eigen nannte, doch es war wenigstens eine Stimme. »Laß ihn los, John. Laß ihn in Ruhe.«
    »Ihn in Ruhe lassen?« Omally schüttelte Bob heftig. »Aber das ist nicht fair, Jim! Du hast ein Recht zu gewinnen. Du hast ein Recht darauf!«
    Jim schüttelte den Kopf. »All das Geld. All meine Träume. Was soll
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