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Kohärenz 01 - Black*Out

Titel: Kohärenz 01 - Black*Out
Autoren: Andreas Eschbach
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ihnen nur in den Ohren? Egal.
    Rus schob sich, die Pistole im Anschlag, von der Seite auf die Öffnung zu, den Rücken an die Wand gepresst. Obwohl er immer noch seinen fusseligen grauen Strickpullover trug, wirkte er auf einmal überhaupt nicht mehr gemütlich.
    Er spähte in die Lagerhalle, verharrte einen Herzschlag lang in geduckter Sprunghaltung, um sich dann, mit einem jähen Satz, ins Innere zu werfen und in atemberaubender Weise in die nächste Deckung zu rollen.
    Einen Augenblick lang – der sich anfühlte wie eine kleine Ewigkeit – passierte nichts, starrten alle nur auf die freigesprengte Öffnung, in der Rus verschwunden war. Dann tauchte er wieder auf, struppig und staubig, und winkte ihnen zu. »Alles okay. Hier ist niemand. Kommt.«

 
    87 | Kyle Forrester Jones, einundzwanzig Jahre alt und Student der Umweltbiologie, beobachtete mit einem unguten Gefühl, wie die anderen in der dunklen Höhlung der Lagerhalle verschwanden. Sein Vater hatte angeordnet, Zweiergruppen zu bilden. Er und Rus gingen voraus, gefolgt von Brian und George sowie Nick und Finn als Nachhut – bei dieser Aufteilung, so hatte er gemeint, sei sichergestellt, dass in jeder Gruppe »mindestens einer was vom Kämpfen versteht«, wie er sich ausgedrückt hatte.
    Kyle merkte, dass er unwillkürlich die Luft angehalten hatte, und atmete tief durch.
    Fuck! Alles, aber auch alles war schiefgegangen. Der verfluchte Christopher. Er hatte doch gleich geahnt, dass der Junge die Sache versauen würde.
    Er holte noch einmal Luft.
    Okay. Okay. Okay. Sie würden das schaffen. Mussten es einfach. Sie würden hier irgendwie wieder rauskommen – alle. Heil.
    Er ging einmal um den Wagen herum, spähte in alle Richtungen. Keine Polizeisirenen zu hören, kein Blaulicht zu sehen, keine Bewegungen. Nichts rührte sich.
    Was irgendwie seltsam war. Seit dem Alarm waren schon fast zehn Minuten vergangen. Behauptete zumindest seine Uhr. Die Polizei hätte längst hier sein müssen. Und was war mit den Leuten, die in der Nähe wohnten und die Explosion gehört haben mussten? Da rührte sich auch nichts.
    Irgendetwas Unheimliches lag in der Luft.
    Wobei … Das konnten auch seine Nerven sein. Die hatten ihm schon manches Mal seltsame Streiche gespielt. In Prüfungen zum Beispiel. Das erzählte er nur niemandem.
    Er zuckte zusammen wie von einem elektrischen Schlag getroffen, als plötzlich das Walkie-Talkie in seiner Hand losbrüllte. »Da lang! Wir nehmen die -«, krachte es aus dem Lautsprecher, dann war es wieder still.
    Beinahe hätte er das Gerät fallen lassen. Er sah es an und begriff: Er war nicht der Einzige, der hier nervös war. Einer der anderen trug sein Walkie-Talkie ebenfalls in der Hand und hatte aus Versehen den Sprechknopf gedrückt!
    Da. Schon wieder.
    »… euch das an. Das reinste Heerlager.« Das war Finns Stimme, oder? Dann war Nick derjenige mit dem nervösen Daumen. »Mindestens zwanzig Leute müssen hier auf Christopher gewartet …«
    Kyle brauchte nur den Bruchteil einer Sekunde, um zu begreifen.
    Es war also tatsächlich eine Falle gewesen, von Anfang an! Am Ende hatte Christopher mit denen unter einer Decke gesteckt!
    Kyle spürte ein Kribbeln im Bauch, ein Gefühl, als begännen ein paar seiner dortigen Organe zu vibrieren.
    Er zog die Fahrertür auf, schwang sich hinter das Lenkrad, um bereit zu sein. Der Motor brummte leise im Leerlauf.
    »… ja. Vorsicht. Da lang?« Wer war das? Die Stimme war nicht zu erkennen, wurde überdröhnt von raschen Schritten auf metallenen Gittern.
    »Hier. Hier. Da, nimm mal … Abgeschlossen. Geh da drüben …«
    Rus. Der gemütliche Rus. Heute Nacht zeigte er sich von einer Seite, die man an ihm nicht kannte. Die Seite vermutlich, von der er mal gesagt hatte, er wolle vergessen, dass er sie hatte.
    »… sind da drin. Alle, wie’s aussieht.« Jones.
    »Was ist das? Die Werkhalle?« Rus.
    »Ja. Nick? Kannst du die Tür hier …?«
    Und wieder Stille. Kyle hielt den Atem an. Was zur Hölle ging da drinnen vor sich?
    Irgendetwas im Rückspiegel erregte seine Aufmerksamkeit. War da jemand? Er wandte den Kopf, lugte aus allen Fenstern, und das Gefühl wachsender Beklemmung wurde immer stärker.
    Da war niemand. Und trotzdem, irgendetwas stimmte nicht!
    Kyle öffnete die Tür, spähte hinaus. Man sah ja nicht alles aus den Fenstern eines Campingbusses, oder vielleicht spiegelten die Scheiben.
    »… ja, ihr seid gemeint!«, schrie das Walkie-Talkie los. »Hände hoch, alle!«
    »Rus, sie haben
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