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Körper-Haft (German Edition)

Körper-Haft (German Edition)

Titel: Körper-Haft (German Edition)
Autoren: Martin Romey
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über der grünen Wiese baumeln zu lassen, bis wieder Ruhe in mir eingekehrt war.
    Danach begab ich mich wieder in Natalies Wohnung. Sie saß mit ihrem Laptop auf der Couch und sah angestrengt auf den Bildschirm. Ich war erleichtert, dass es ihr anscheinend inzwischen besser ging. Sie hatte endlich wieder Farbe im Gesicht. Und in ihrer Mimik lag wieder der Kampfgeist, den ich von ihr kannte. Ihre Augen wanderten entschlossen über den Bildschirm, während sie murmelte: »Isch muss es wissen! Isch muss es wirklisch wissen!
    Ich stellte mich neugierig hinter sie, um zu sehen, was sie wissen musste. Ich ging davon aus, dass sie irgendetwas im Internet recherchierte. Als ich jedoch sah, dass sie ihren Kalender offen hatte, war ich irgendwie enttäuscht. Dennoch schaute ich etwas genauer hin. Nein, das war keineswegs ihr Kalender … es war der von Mike! Und so wie es aussah, suchte sie nach Terminen, in denen Mike für ein paar Tage geblockt war. Schließlich tippte Sie mit dem Finger auf einen Termin und meinte: »Bingo!« Ich las den Eintrag. Mike war für drei Tage für eine Präsentation im Ausland gebucht! Ein schlaues Mädchen! So wie es aussah, musste ich mir keine Gedanken über ihre Sicherheit machen. Sie war clever genug, um auf sich selbst aufzupassen!
    Danach ging alles furchtbar schnell. Soweit es meine Zeit zuließ, begleitete ich Natalie auf Schritt und Tritt. Ich wollte sichergehen, dass ihr nichts passieren würde. Ich hatte meinen gut ausgearbeiteten Notfallplan in der Tasche: Wäre irgendetwas schief gegangen, dann hätte ich mich zurück in meinen Körper gebeamt. Auf meinen E-Mail Accounts hatte ich diverse Notrufbriefe gespeichert. Ich hätte sie im Zweifelsfalle nur öffnen und verschicken müssen. Sogar für den dümmlichen Kommissar Nattok hatte ich einen Brief vorbereitet um Natalie abzufangen, falls sie wider Erwarten etwas mit dem Mord an Sunny zu tun gehabt hätte. Selbst Telefonnummern, um diverse Notrufe via Skype abzusetzen hatte ich vorbereitet, um gegebenenfalls anzurufen – schließlich hatte ich ja das Internet!
    Wie vermutet wusste Natalie exakt, wo sich ein Zweitschlüssel zu Mike´s Wohnungstür befand. Natalie nutzte das Zeitfenster während seiner Abwesenheit und ging in seine Wohnung.
    Klar war sie aufgeregt und ich war es auch. Der Zutritt zur Wohnung verlief völlig unproblematisch. Zielstrebig ging sie ins Schlafzimmer und fand zu ihrer eigenen Verblüffung tatsächlich den Alukoffer mit den Flashspeichern. Sie stand ungläubig davor und schüttelte den Kopf. Frank …, wo-´er ´ast Du das gewusst? Sie schaute sich kurz erschreckt um, als könne sie ein Geist beobachten. Dann griff Sie sich die Flashspeicher mit Ihrem Namen, dann die von Sunny und mir. Sie zögerte kurz und lies noch ein paar weitere in Ihrer Handtasche verschwinden, deren Namen sie vorher erstaunt gelesen hatte. Sie gab sich alle Mühe, keine Spuren zu hinterlassen und verschwand so schnell sie konnte wieder aus Mikes Wohnung.
    Mit hochrotem Kopf und französische Flüche ausstoßend, sichtete sie das Material zuhause an ihrem Laptop. Doch dann änderte sich ihre Haltung. Sie sackte zusammen und wurde kreidebleich. Sie hatte einen der Flashspeicher mit der Aufschrift »Sunny« eingelegt. Wie um einen Aufschrei zu verhindern, hatte sie sich die Hand auf den Mund gelegt … während Mike den Kinderwagenschirm in Sunnys Rachen rammte und genussvoll den Auslöseknopf drückte. Im Hintergrund lief etwas blechern die Musik, voll triefender Ironie:

    What a glorious feeling, …
    … I’m happy again! …
    I walk down the lane …

    Scheinbar zur Sicherheit kopierte Natalie jeden einzelnen Flashspeicher auf ihren privaten Laptop. Mit tiefen Augenringen und ohne eine Minute geschlafen zu haben, ging sie am nächsten Morgen mit einem Anwalt im Schlepptau zur Staatsanwaltschaft um das Verfahren wieder aufzunehmen. Sie übergab Mikes »Poesiealbum.«
    Mike wurde noch am Tage seiner Rückkehr am Flughafen festgenommen. Einen solchen Willkommensgruß hatte er vermutlich nicht erwartet und setzte sich gewaltsam gegen seine Verhaftung zur Wehr. Er versuchte durch die Zollschleuse wieder ins Flughafeninnere zu gelangen. Vielleicht hoffte er, sich mit irgendeiner Maschine ins Ausland absetzen zu können. Aber den 50.000 Volt einer Taserpistole hatte er letzten Endes nichts als ein epileptisches Gezappel entgegenzusetzen. Er wurde noch am selben Abend dem Haftrichter vorgeführt.
    In der gleichen Nacht erreichte mich eine
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