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Körper-Haft (German Edition)

Körper-Haft (German Edition)

Titel: Körper-Haft (German Edition)
Autoren: Martin Romey
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Betten, die in diesem Zimmer gestanden hatten, war eines übrig geblieben! Meins!
    Die beiden anderen hatten realisiert, dass es keinen Weg zurück ins frühere Leben gab. Einer nach dem anderen hatte sich aufgegeben und war gestorben.
    Ich kann inzwischen verstehen, wenn jemand, unter diesen Umständen, den Tod dem Leben vorzieht. Wenn das Leben lediglich bedeutet, nicht tot zu sein.
    Aber war ich wirklich auch schon so weit? Bereit fürs Sterben? Einfach so zu gehen, ohne auch nur irgendetwas Wichtiges im Leben getan zu haben? Tief in meinem Inneren keimte etwas auf. Es war die Saat der Hoffnung und der blanke Wille, etwas zu tun, was noch niemand vor mir getan hatte.

Teambesprechung
    Der Tod meiner beiden letzten Zellengenossen hatte mich zutiefst erschreckt, aber vielleicht auch aufgeschreckt! Vermutlich hatten wir, seitdem uns Doktor Gregor und Doktor Gralstor gesagt hatten, dass es kein grünes Serum , also keinen Weg zurück, sehr ähnliche Gedanken gehabt. Und obwohl wir am Ende rein technisch gesehen die Möglichkeit gehabt hatten, mittels unserer Kehlkopfpflaster zu sprechen, hatten wir nie auch nur ein Wort getauscht.
    Jeder von uns hatte es im Laufe seiner Körperhaft geschafft, in seiner eigenen Welt zu leben und seine Probleme selbst zu lösen. Die Stille war zu unserem Freund geworden. Doch die Perspektivlosigkeit, nie wieder den eigenen Körper als Transportmittel des eigenen Geistes zu nutzen, schien für die beiden am Ende zu viel geworden zu sein. Am Ende blieb nur der Rückzug! Vermutlich hatte nur ich eine weitere Option …
    Ich war seit Wochen nicht mehr auf meiner geliebten Zwischenebene gewesen und entschied mich, es wieder einmal zu wagen. Als ich dort die frische Luft einatmete, das weiche Gras unter mir und die wärmenden Strahlen der Sonne auf meiner Haut spürte, schob sich eine Frage ganz unverhohlen nach oben, direkt in mein Bewusstsein. »Warum war ich nur so lange weg?!«
    Ich öffnete die Augen und sah die ganze Pracht vor mir. Es war unglaublich schön! Es war mir völlig egal, ob dies nun in irgendeiner Weise real oder nur ein Produkt meiner Phantasie war. Es war einfach nur schön! Und warum sollte ich mir deswegen irgendwelche Gedanken über mögliche, nicht mögliche oder gar unmögliche Realitätsebenen machen? Das einzige was zählte, war, dass es für mich funktionierte.
    Eine wohlbekannte Stimme riss mich aus meinen Überlegungen. »Lange nicht hier gewesen, Junge. Du siehst abgemagert aus!«
    Ich schaute an mir herunter und dachte: »So ein Blödsinn, warum sollte ich auf dieser Ebene abgemagert aussehen?« Doch er hatte recht, ich war tatsächlich dünner geworden! »Weißt Du, bei mir lief es in letzter Zeit nicht so toll.«
    »Wem sagst Du das?«, sagte mein persönlicher Gott und kaute nachdenklich auf einem Gänseblümchen herum.
    »Jetzt sag bloß, Du hast Probleme?«
    Seine Miene hellte sich auf. »Das Thema hatten wir, glaube ich, schon mal! Ich spreche lieber von Herausforderungen als von Problemen . Aber das Leben besteht nun mal aus Auf und Ab . Wenn Du so willst, sind es die Gezeiten des Lebens, die uns in Bewegung halten. Und ohne Bewegung gibt es nur Stillstand!«
    Ich fiel ihm ins Wort und sagte: »Und Stillstand ist der Tod!«
    »Du sagst es, mein Junge!« Er grinste mich an und mümmelte eine Weile schweigend auf seinem Gänseblümchen herum. Dann fragte er: »Und was hast Du nun vor?«
    Ich legte den Kopf schief und fragte: »Wie meinst Du das?«
    Er räusperte sich: »Ähm, nun ja, nachdem Du Dein Leben nun aufgeräumt hast, könntest Du Dich ja, sagen wir mal neuen Projekten zuwenden.«
    Das Loch in seiner Wohlsocke schien plötzlich unheimlich wichtig geworden zu sein, denn er bohrte mit einer Inbrunst darin herum, als könne er ein neues Universum darin entdecken.
    Ich schaute ihn fragend an und fragte ihn amüsiert: »Sag mal, willst Du mich etwa abwerben?«
    Abwehrend warf er die Hände hoch und meinte in einem Tonfall, der eindeutig dafür sprach, dass ich ihn ertappt hatte: »Nönö, äh, ich dachte nur, es könnte Dir vielleicht langweilig werden und so …«
    Ich musste grinsen. Was für eine durchgeknallte Type! »Vielleicht komme ich darauf zurück, aber vorher muss ich noch etwas erledigen!«
    »Du meinst Du willst tatsächlich Deine Memoiren schreiben?«, fragte er.
    »So was in der Art – was meinst Du dazu?«, antwortete ich.
    Er strich sich durch seinen Vollbart und sah mich freundlich an. »Es ist Deine Entscheidung. Und schließlich
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