Körper-Haft (German Edition)

Idee. »Warten Sie Doc, ich will etwas ausprobieren. Wundern Sie sich nicht, wenn mein Puls sinkt und ich nicht ansprechbar bin. Das gehört zum Plan!«
    Er setzte gerade zu einem Widerspruch an, als ich schon auf meine Zwischenebene sprang. Im nächsten Moment stand ich auf meiner grünen Wiese und genoss die Ruhe um mich herum. Ein paar Schritte von mir entfernt lag mein persönlicher Gott mit seiner Latzhose im Gras und schien unter dem ausgefransten Strohhut an einem Gänseblümchen zu mümmeln.
    Er hatte ein Bein über das andere geschlagen und seine große Zehe lugte aus dem Loch in seiner ausgeleierten Wollsocke hervor.
    »Na Junge, wie läuft’s denn so?«
    »Bisher ganz gut, wie’s aussieht. Wir sind gerade bei den ersten Tests. Ich komm später noch mal vorbei und erzähl Dir, wie’s gelaufen ist.«
    Ohne den Strohhut aus dem Gesicht zu nehmen, winkte er mir zu. »Na dann, bis später!«
    Im nächsten Augenblick war ich wieder in meinem Bett. Doktor Gralstor stand mit offenem Mund neben mir. »Wer war das?«, fragte er völlig entgeistert.
    »Vermutlich der beste Freund, den ich während meiner Zeit hier hatte!«
    Er schaute mich verwirrt an. »Komisch, ich habe ihn hier nie gesehen!«
    Ich grinste in mich hinein. »Och, das wundert mich eigentlich nicht!«
    Doktor Gralstor war schlichtweg begeistert. Die Qualität der Holographie hatte ihn einfach umgehauen. Er sagte: »Sie werden es nicht glauben, ich habe sogar die einzelnen Fasern seiner Wollsocken im Licht der Sonne glitzern sehen! Wie haben Sie das gemacht?«
    »Das ist eine längere Geschichte. Sind Sie bereit?«
    Er nickte bedächtig.
    »Dann nehmen Sie das jetzt bitte auf. Und versprechen Sie mir eines. Egal, was jetzt passiert, stellen Sie es ins Internet!«
    Er sah mich mit großen Augen an, zögerte kurz, sagte dann aber: »Versprochen!«
    Ich sah mich noch einmal in meiner Zelle um. Gedankenfetzen huschten an mir vorüber. »Heute ist der große Tag … heute darf ich über mein Leben im Wachkoma berichten … über meine Geschichte …
    Weshalb ich das Einzige von den sieben Versuchskaninchen bin, das übrig ist, weiß ich nicht. Warum ich der Einzige bin, der über seine Erlebnisse berichten kann, ist einfach. Weil ich der Letzte bin, der übrig geblieben ist. Ansonsten hätte vielleicht ein anderer seine eigene Geschichte erzählt …
    Warum mir das Erzählen so wichtig ist? Nun, jeder Mensch möchte etwas hinterlassen … und sei es nur eine Geschichte.«

Das Ende vom Anfang:
    »So Herr Schirmer, jetzt müsste es gleich losgehen. Vielleicht brennt die Neurokanüle ein wenig, aber danach dürften wir Bild und Ton haben …«

Der Anfang vom Ende:
    » Wow ! das sind ja unglaubliche Bilder … Herr Schirmer.«
    »Wir haben, glaube ich, alles im Kasten. Das ist ja wirklich kaum zu fassen!«
    »Herr Schirmer?!«
    »… die Verbindung ist abgebrochen, ich kriege keinen Kontakt mehr zu ihm!«
    »Verdammt noch mal, kannst Du denn nichts machen?!«
    »… er ist weg … er ist einfach weg …«
    »Schnell! Er hat keinen Puls mehr …«

Ende

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Imprint
    KÖRPER-HAFT
von Martin Romey
    Erscheinungsdatum: Dezember 2012
    Lektorat, Korrektorat und Satz: Hannes Windisch, Leipzig

Coveridee: Martin Romey
Fotografie: Thomas Klink, Schorndorf
Layout: Yvonne Endlich, Halle/Thomas Klink, Schorndorf
published by: epubli GmbH, Berlin, www.epubli.de
Copyright: © 2012 Martin Romey
ISBN 978-3-8442-4004-7

Danksagung
    Um dieses Buch in aller Ruhe schreiben zu können, hatte ich nur einen einzigen Menschen in dieses Projekt eingeweiht – meine Frau. Vielen Dank für Deine Hilfe und Unterstützung jeglicher Art!

    Als die letzte Zeile des Manuskriptes fertig war, begab ich mich auf die Suche nach weiteren guten Helfern und wurde fündig. Mein besonderer Dank gilt:
    Hannes Windisch, Leipzig
    Thomas Klink, Schorndorf
    Jolly Gatzanis, Stuttgart
    Yvonne Endlich, Halle.

    Mein Dank gilt auch allen anderen, die mir – bewusst oder unbewusst – geholfen haben, dieses Buch zu realisieren.

Vita des Autors
    Martin Romey wurde in Stuttgart geboren. Er hat bei einem namhaften medizinischen Fachbuchverlag den Beruf des Verlagskaufmannes erlernt. Im Anschluss hat er dort in der Werbung und im Marketing gearbeitet.
    Später studierte er BWL und arbeitet seit etlichen Jahren im Papiergroßhandel. Er berät Werbeagenturen und Werbeabteilungen der Industrie.
    Im Großraum Stuttgart ist er in der Werbeszene bekannt und kennt das Umfeld auch jenseits der