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Königin für neun Tage

Königin für neun Tage

Titel: Königin für neun Tage
Autoren: Rebecca Michéle
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Königin steht jetzt wohl nichts mehr im Wege, nachdem alle Widrigkeiten beseitigt worden sind.«
Erst die beiläufigen Worte von Malcolm Douglas erweckten Antonias Aufmerksamkeit. Sie merkte, wie sich Normans Körper neben ihr anspannte.
»Was meint Ihr damit, Mylord? Ich dachte, sie hätte Prinz Philipp längst geheiratet.«
»Ach, es dauert schrecklich lange, bis Nachrichten vom englischen Hof nach Schottland vordringen, wenn wir überhaupt etwas erfahren. Die diplomatischen Beziehungen der beiden Länder lassen sehr zu wünschen übrig. Da Ihr aber Engländer seid, Sir Norman, verstehe ich Euer Interesse an den Belangen Eures Landes.«
Norman senkte demutsvoll den Kopf. »In erster Linie bin ich jetzt Schotte, auch wenn ich nicht als solcher geboren worden bin. Da mein einziger Verwandter hier lebt, fühle ich mich dem Land meines Onkels verbunden.«
Gut gesprochen, dachte Antonia.
»Seid vorsichtig, Malcolm«, unkte Duncan Fairbanks. »Wer weiß, wofür er die Informationen verwenden wird!«
»Welche Widrigkeiten meint Ihr, Mylord?«, fragte Antonia Malcolm Douglas, ohne auf Fairbanks einzugehen. »Hat das Volk einer Vermählung zugestimmt und sich damit abgefunden, in Zukunft nur noch ein Vasallenstaat von Spanien zu sein?«
Der Laird runzelte nachdenklich die Stirn. »Höre ich da etwa Zweifel in Eurer Stimme? Ihr scheint nicht viele Sympathien für Eure Königin zu hegen, Lady Antonia.«
Unter dem Tisch trat Norman ihr so kräftig ans Schienbein, dass Antonia nur mit Mühe einen Aufschrei unterdrückte. Sie wusste, dass sie einen Fehler begangen hatte, und sagte schnell: »Obwohl ich wie mein Mann Schottland lieben gelernt habe, liegt mir das Wohl meines Heimatlandes am Herzen, das versteht Ihr doch sicher, Mylord?«
Malcolm Douglas schien von ihren Worten überzeugt zu sein. Er fuhr fort: »Letzte Woche wurde ich davon in Kenntnis gesetzt, dass Königin Mary endlich ihre Widersacherin Jane Grey hingerichtet hat. Das hat Prinz Philipp vor der Eheschließung mit der Begründung gefordert, er könne es nicht verantworten, dass eine Person, die durch eine Revolte jederzeit wieder auf Englands Thron gelangen könnte, weiterhin am Leben bleibt.«
Alles Blut wich aus Antonias Gesicht, ihre Glieder fühlten sich an, als seien sie in Eiswasser getaucht wurden. Norman stöhnte, auch er hatte seine Gefühle nicht mehr unter Kontrolle. Unwillkürlich griff er nach Antonias Hand und drückte sie so fest, dass es schmerzte. Antonia, über diesen Schmerz froh, war Norman dankbar, zeigte er ihr doch, dass sie nicht träumte.
»Erzählt, was Ihr wisst«, bat sie Douglas mit belegter Stimme, der dieser Aufforderung gerne nachkam:
»Mir wurde berichtet, dass zuerst Henry Grey, der ehemalige Herzog von Suffolk, aufs Schafott geschickt wurde. Die letzten Tage durfte er mit seiner Tochter zusammen in einer Zelle verbringen. Grey trat dem Tod würdevoll und gefasst entgegen. In seinen letzten Worten bat er seine Tochter um Verzeihung und nahm die gesamte Schuld an dem Verrat auf sich. Guildford Dudley, Janes Ehemann, starb zwei Tage später. Er soll jedoch keine Stärke bewiesen haben, im Gegenteil! Er jammerte, weinte und schrie, und es brauchte drei starke Männer, um ihn auf den Richtblock zu schleppen. Er wies jegliche Schuld von sich, und zwei Männer mussten ihn festhalten, damit der Henker sein Werk vollenden konnte. Guildford Dudley starb als jämmerlicher Feigling.«
»Und Jane? Was geschah mit Jane Grey?«, hauchte Antonia.
»Sie starb wenige Stunden nach ihrem Ehemann. Da sie königlichen Blutes war, führte man sie auf die Richtstätte innerhalb des Towers, wo bereits zwei Ehefrauen von König Henry ihr Leben ließen. Mein Berichterstatter erzählte, sie habe würdevoll und aufrecht das Schafott bestiegen und keine Worte verschwendet. Sie bat lediglich darum, ein letztes Gebet sprechen zu dürfen. Dann wurden ihr die Augen verbunden, und für einen kurzen Moment befiel sie Panik. Blind tastete sie sich vorwärts, suchte den Richtblock und stammelte: ›Was soll ich tun? Was soll ich nur tun?‹ Eine Frau nahm sie am Arm, und Jane legte ihren Kopf auf den Richtblock. Ihre letzten Worte lauteten: ›Gott, in deine Hände lege ich meine Seele.‹ Dann fiel die Axt und das Blut spritzte nach allen Seiten ...«
»Genug! Seid still!« Antonia sprang auf und hielt sich die Ohren zu. Heftig schüttelte sie den Kopf. »Wer weiß, ob Ihr die Wahrheit sprecht? Woher wollt Ihr das alles so genau wissen?«
Malcolm Douglas erhob
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