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Königin der Piraten

Königin der Piraten

Titel: Königin der Piraten
Autoren: Danelle Harmon
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Gesicht, achtete darauf, dass er keine Seife in die Augen bekam, und tupfte ihm die nun vor Sorge und Verzweiflung zusammengekniffenen Lippen ab. »Außerdem ist die Hochzeit erst am Nachmittag. Vielleicht hat ihre Kutsche einen Achsbruch, oder ein Pferd hat ein Hufeisen verloren. Wer weiß, es kann sogar sein, dass sie sich verfahren haben!«
    »Sie wollten gestern sch o n hier sein, Emma!«
    »Genau wie die Cousinen und Cousins der Braut, aber auch sie sind noch nicht da. Und gerade du müsstest doch wissen, dass Admiral Sir Christian Lord so zuverlässig ist wie der Schuss aus einer Karronade. Er wird kommen. Sie alle werden kommen. Und jetzt halt, bitte, einmal still. Wenn du so herumzappelst, rutsche ich noch ab und du bekommst Seife ins Auge.«
    Nelson ergriff ihre Hand, führte sie an die Lippen und murmelte mit einem resignierten Seufzer: »Emma, liebe, süße Emma ... was würde ich nur ohne dich machen?«
    »Oh, du kämst sicher ganz gut zurecht«, scherzte Emma. »Schließlich bist du Nelson. Jetzt halt still - wir haben noch so viel zu tun, bevor Gray und seine zukünftige Braut ankommen!«
    Sie lachte, doch ihr Herz war voller Tränen, Kummer und Schmerz, weil Nelson bald zur Victory nach Portsmouth fahren würde. Und sie hatte das seltsame, schreckliche Gefühl, er würde nicht mehr zu ihr zurückkehren.
     
    Merton Place lag unmittelbar südwestlich von London. Es war ein großes, hübsches Anwesen - sogar ein Flüsschen gehörte dazu, das man im Gedenken an den berühmten Sieg des Besitzers »Nil« getauft hatte. Ferner gab es einen Teich mit Hechten, sanft geschwungene Rasenflächen, die von Büschen begrenzt wurden, und eine kiesbestreute Auffahrt, die unter den Rädern der Kutsche knirschte, deren schweißnasse Pferde soeben vor den Steinstufen zum Stehen kamen.
    »Da wären wir«, verkündete Gray fröhlich und wartete darauf, dass der Lakai die Tür öffnete. »Jetzt schau nicht so traurig, Liebste. Du heiratest heute. Ich muss ja glauben, dass du mich doch nicht willst!«
    Maeve nickte und versuchte zu lächeln. Sie hatte den Brief an ihre Eltern zu Ende geschrieben und zur Post gegeben.
    In ein paar Wochen würden sie ihn lesen.
    Oh, wenn sie doch nur schon vor Monaten geschrieben hätte! Wenn ihre Familie doch heute hier sein könnte, an diesem glücklichsten und zugleich traurigsten Tag in ihrem Leben...
    Die Tür des großen Hauses öffnete sich, und eine Frau eilte über den noch taufeuchten Rasen herbei. Ihr wallendes, cremefarbenes Kleid leuchtete golden in der
    Sonne. Maeve legte Gray die Hand auf den Arm und ließ sich von ihm aus der Kutsche helfen.
    »Warum kommt Ihr so spät?« Emma schloss Gray in die Arme und gab ihm ungeniert einen zärtlichen Kuss auf die Wange. Dann wandte sie sich ohne Zögern um und umarmte auch Maeve. In ihren Gefühlen war sie ebenso aufrichtig und unverstellt wie Nelson. »Kommt her, lasst Euch einmal anschauen. Ihr seid die Frau, von der Mylord mir erzählt hat. Ihr wusstet als Einzige, wohin die Franzosen gesegelt waren, und habt so viel für unsere ruhmreiche, edle Marine getan! Oh, Ihr seid reizend und schön, so exotisch - Ihr werdet unseren Freund Gray sehr glücklich machen, wirklich, sehr glücklich! Seid Ihr nervös, meine Liebe? Fürchtet Ihr Euch? Bitte, lasst mich Eure Sachen nehmen und kommt herein. Wir wollten gerade zum Frühstück Platz nehmen; dabei müsst Ihr uns unbedingt Gesellschaft leisten.«
    Emma hatte die derbe, unaffektierte Stimme einer Frau vom Lande - laut, fröhlich und lebhaft. Maeve verschlug ihre Art zunächst die Sprache, sodass sie sie nur anstarrte.
    Das war also die Frau, wegen deren Charme und Sinnlichkeit Nelson seine kühle Gattin verlassen hatte, die Freundin und Vertraute der Königin von Neapel, die Frau, über deren Tun und Treiben sich ganz England das Maul zerriss - und dereivPorträt in Lord Nelsons Kajüte hing, um seinen Hals und das er in jedem Winkel seines großen, weichen Herzens trug.
    »Es ist mir ein Vergnügen, Euch kennen zu lernen, Lady Hamilton.«
    »Oh, das Vergnügen ist ganz meinerseits. Aber bitte, Ihr müsst mich Emma nennen! Jetzt kommt, wir haben noch viel zu tun, bevor die Gäste da sind! Wirklich, Gray, Ihr seid so ein Schuft. Warum habt Ihr die Ärmste nicht schon gestern hergebracht? Wir haben genug
    Platz, das wisst Ihr doch, und Ihr seid immer willkommen in Merton!«
    Gray zuckte nur die Achseln und betrachtete die beiden Frauen mit einem zerstreuten Lächeln - die eine war groß,
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