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Königin der Piraten

Königin der Piraten

Titel: Königin der Piraten
Autoren: Danelle Harmon
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den begehrtesten Offizier der Königlichen Marine zu heiraten. In seinem Alter ist er schon Admiral - das hat es noch nie gegeben! Vor Euch liegt ein glückliches Leben. Entzückende Kinder, nette Verwandte, den besten aller Ehegatten ...«
    »Aber meine Familie ist nicht da.« Maeve kämpfte gegen ihre Tränen an und starrte niedergeschlagen auf ihre zitternden Hände. »Und ich hätte mir für diesen Tag nichts mehr gewünscht, als dass ... dass mein Vater mich zum Traualtar führt ...«
    »Aber Euer Cousin, Admiral Lord, ist hier«, sagte Emma langsam. »Hat er die Ehre?«
    »Admiral Lord habe ich noch nie im Leben gesehen. Ich kenne ihn nicht, und außerdem ist seine Frau Deirdre meine Cousine. Er ist nicht direkt mit mir verwandt. Aber Deirdre kenne ich auch nicht, und ihren Sohn Colin auch kaum ... ach, ich will nur meinen V-V...« Sie verbarg das Gesicht in den Händen und brach in Tränen aus. »Vater ...«
    Mütterlich und impulsiv zog Emma die unglückliche Braut an ihre Brust. Draußen hörte sie weitere Kutschen vorfahren, hörte Begrüßungen von Gästen, die einander kannten, weibliche Stimmen, das schallende Gelächter von Seeleuten, Nelsons helles Lachen, als er der bewundernden Menge die kleine Horatia präsentierte. Die Gäste würden nie erfahren, dass die Kleine seine eigene Tochter war ...
    Nun blieb nicht mehr viel Zeit, und allmählich verspürte auch Emma die Unruhe, die Nelson schon am Morgen nicht mehr hatte unterdrücken können. Aber was konnte sie tun? Was konnte irgendjemand von ihnen tun?
    »Nicht weinen, Herzchen.« Fast zum ersten Mal in ihrem Leben fühlte Emma sich hilflos. »Nicht weinen ... es wird alles gut, Ihr werdet schon sehen ... Bitte, nicht weinen ...«
    Doch Maeves Tränen flössen immer noch, als Emma und deren Mutter ihr zwei Stunden später das Kleid glatt strichen, ihr das Diadem auf die hochgesteckte Haarpracht setzten und sie nach unten führten. Dort stand feierlich der Mann l»ereit, dem sie noch nie begegnet war, der berühmte Admiral Christian Lord, um ihre Hand zu nehmen und sie zu dem Ehemann zu geleiten, der draußen im Garten auf sie wartete.
     
    In späteren Jahren erinnerte Maeve sich nur noch verschwommen an jene letzten Augenblicke, wie an einen Traum. Sie wusste noch, dass sie einen kleinen Dolch in ihr Mieder gesteckt hatte, als Lady Hamilton gerade nicht hinsah. Sie hatte zu dem großen Mann aufgeschaut, in dessen Armbeuge ihre Hand ruhte und dessen Gesicht ihr fremd war. Er wirkte ernst und vornehm, sah trotz seines Alters gut aus und strahlte eine selbstverständliche Autorität aus, die ihm ebenso gut stand wie die goldenen Epauletten auf seinen breiten Schultern. Er war ganz anders als ihr lustiger, fröhlicher Vater. Als Maeve erneut die Tränen in sich aufsteigen fühlte, reckte sie das Kinn in die Höhe, nahm ihren ganzen Mut, ihren Stolz und all ihre Kraft zusammen und ließ sich von Admiral Lord in den hellen Sonnenschein hinausführen.
    Schon von weitem konnte sie die Kapelle spielen hören, dazu fröhliche Stimmen, Lachen und Scherzen. Alle Geräusche verstummten jedoch abrupt, als der Admiral sie über den Rasen zu den Gärten geleitete, wo die Gäste sich in zwei Gruppen zu beiden Seiten eines blumervgesäumten Weges aufgestellt hatten.
    Gesichter.
    Alle erwartungsvoll ihr zugewandt.
    Als sie daran vorbeischritt, sah sie Aisling und Sorcha, die sich von Enolia kaum daran hindern ließen, begeistert zu winken, damit die Hauptperson des Tages sie bemerkte. Maeve lächelte zaghaft. Ihre Füße bewegten sich wie von selbst, und ihre Finger in dem Satinhandschuh verkrampften sich auf dem muskulösen Arm, der ihr so fremd vorkam.
    Gesichter.
    Sie sah den Gutsbesitzer und seine Frau - Grays Eltern - und ihre sechs Töchter. Auf jedem dunklen Haarschopf saß ein farbenfroher Hut, und alle strahlten aufgeregt.
    Gesichter.
    Sie sah Bekannte und Unbekannte. Orla und die ungehobelte Besatzung der Kestrel. Colin, der sich schwer auf seine Krücken stützte. Neben ihm stand eine hübsche Frau mit schwarzem lockigem Haar und einem seltsamen keltischen Kreuz um den Hals - das musste seine Mutter Deirdre sein, Maeves Cousine. Mrs Cadogan neben einer Schwester Nelsons, und Emma, die unter Freudentränen an die Spitze der Reihe eilte. Eine Gruppe unbekannter Marineoffiziere mit ihren Gattinen, die schöne Kleider trugen und Sonnenschirmchen aufgespannt hatten, um ihren Teint zu schützen ...
    Gesichter.
    Dort, am Ende des Weges, als Letzter in der Reihe,
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