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Golem - Schicksalstraeger

Golem - Schicksalstraeger

Titel: Golem - Schicksalstraeger
Autoren: Jacqueline S. Brockmann
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Der Brockenknirscher
    Ich bin jener, der nirgendwo hinpasst. Ich bin unbekümmert, genießerisch und außerdem überaus gemütlich. So verschlafe ich gerne Winter oder auch nicht. Kurzum, ich vereinte alles in mir, was zu wider den meinen stand. Meine schlimmste Eigenschaft bestand darin, dass ich ein gutmütiges Kerlchen war, das zu viel dachte.
    In meinem Volk waren ein rauer, grober Umgang und Ton, Angriffslust, Gnaden-und Furchtlosigkeit die Essenzen aus denen unser aller Leben bestand beziehungsweise zu bestehen hatte. Was auch erklärte, warum ich nicht mehr bei ihnen lebte.
    Meine Mitbrocken konnten mich nicht leiden und ich konnte noch viel weniger alles leiden, was sie leiden mochten; Höhlen zum Beispiel, brech.
    Brocken mochten nur sich selbst, aber sich selbst mochten sie dafür genug um nichts anderes mehr mögen zu müssen außer ihren eingestaubten, zwielichtigen Höhlen vielleicht.
    Ich war ein Ausgestoßener und war nicht verdrießlich drum. War das genaue Gegenteil von denen von denen ich kam.
    Wir schimpften uns Brockenknirscher, wobei wir meistens einfach nur Brocken genannt wurden. Wir waren allesamt aus Stein, purem, rauem und sehr solidem Stein, keinem mickrigen, bröseligen Sandstein.
    Granit und wenige, eher die Arroganzprotze, besaßen sogar Stahlfasern. Wir alle waren aus Steinstücken oder -brocken zusammengesetzt und wir alle knirschten und schliffen bei jeder Bewegung. Daher stammte auch unser Name.
    Starben wir, was nicht häufig vorkam, so zeugte nur ein Steinhaufen von der erloschenen Existenz, um die es nicht zwangsläufig schade war.
    Ironischerweise war ein Steinhaufen aber auch eine Tarnung, die Einzige für Brocken. Dieser Tarnung bediente sich wohl kaum ein Brocken außer meiner Wenigkeit. Denn ich stromerte gern dort herum, wo ich eigentlich besser wegbleiben sollte: In der Nähe von Menschen. Ich hatte sogar gelernt mich leise zu bewegen. Der einzige Nachteil war, dass ich dann sehr langsam war.
    Ich war eine Schande für meinesgleichen und zwar alles an und in mir.
    Jeder andere Brocken hätte sich im wahrsten Sinne meiner Haut geschämt. Sie war nämlich ursprünglich bloß grau und trist gewesen. Ganz ohne besonderen Stahlprunk oder auch nur einer schnöden Maserung.
    Ich für meinen Teil mochte jedoch meine Erscheinung.
    Was der Rasur des Menschen gleichkam, war bei uns das Mooskratzen. Niemand mochte Moos auf seinen Steinen; der Moosbelag auf meiner Pelle wurde noch hübsch ergänzt mit kleinen Pflänzchen, die mir aus den Ohren sprossen und den krönenden Abschluss bildete das Vogelnest auf meinem Kopf.
    Dort lebte mein Gefährte und treuer Freund. Ein kleiner Vogel, genaugenommen ein Wetterprophet, den ich Prophet nannte. Hier sei bemerkt, was die Namensgebung anbelangte, war ich nicht sehr einfallsreich und hatte auch kein Interesse zu viel Tamtam darum zu machen.
    Vielleicht auch, weil ich selbst keinen Namen besaß. Es war nicht gebräuchlich, dass ein Brocken einen Namen hatte, also war meine Namenlosigkeit auch nicht wunderlich. Und doch erschien sie mir … bizarr.
    Da ich mehr Zeit mit jenen Wesen verbrachte, die ich eigentlich meiden sollte, bekam ich jedoch einen Rufnamen: Golem.
    Mit jenem notdürftigen Behelfstitel in der Tasche und meinem Vogelfreund auf dem Kopf wanderte ich durchs Land.
    Ich liebte das Leben, insbesondere auf Reisen. Da sog ich es förmlich ein. Musste nur meiden, wer mir feindlich gesonnen war. Menschen, was wiederum ein sonderbarer Zufall war, da meine geliebte Silvana ja auch ein Mensch war. Eine Hexe, um genau zu sein und dies war der Grund für ihr Exil. Doch vielleicht waren wir auch deswegen Freunde, weil wir beide zu den Geächteten gehörten, wer weiß.
    Ich konnte mich auch schon gar nicht mehr daran erinnern, wie sich unsere Wege das erste Mal kreuzten oder mein Weg und der von Prophet. Ich wusste es nicht mehr.
    Das gesellte sich zu meiner sonstigen Andersartigkeit. Ich konnte vergessen und vergaß. Brocken konnten nicht vergessen, auch wenn ihre geistigen Leistungen sonst sehr beschränkt waren, aber ich konnte.
    Ich schob es meiner für meinesgleichen übermäßigen Belastung des Hirns zu, aber sonderbar war es schon.
    Wiederum gab es andere Dinge, die meine Gedanken nicht mehr losließen.
    Diese Dinge waren der Anlass, weshalb ich einst das Land durchstreifte auf der Suche nach jenen, die noch an die alten Pfade glaubten. Suchte vornehmlich nach Magiern.
    Diese waren seit der dunklen Hexe zum Tode verdammt, deshalb hüteten
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