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König Artus

König Artus

Titel: König Artus
Autoren: John Steinbeck
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Beardsleys Zeichnungen. Aus Steinbecks amerikanischem Umfeld sind die Parodien des Artus-Stoffes von Mark Twain ( A Connecticut Yankee in King Arthurs Court – 1889) James Branch Cabell ( Jurgen , 1919) und William Faulkner ( Mayday , 1926) zu nennen. Edwin Arlington Robinsons Trilogie Merlin, Lancelot, Tristram , (Pulitzerpreis 1928), T. S. Eliots Waste Land (1922) und Walker Percys Roman Lancelot (1976) stellen repräsentative Beispiele moderner Neugestaltung des traditionellen Stoffes dar.
    Steinbeck hatte seit seiner Kindheit ein enges persönliches Verhältnis zu Artus und seiner Welt. »Das erste Buch, das mir gehörte, wirklich mir – war Caxtons Morte d’Arthur «, schreibt er 1957 an C. V. Wicker. »Ich bekam das Buch, als ich neun war. Über die Jahre hat es mich mehr beeinflußt als irgendein anderes Buch außer der King James Bibel.« Das Manuskript seiner Übertragung der Artussagen widmet er seiner Schwester Marie. Sie, die ihm im Alter der gemeinsamen Kinderbegeisterung für König Artus »treue Knappendienste geleistet habe«, erhebt er, wie es die altertümlich spaßige Widmung formuliert, endlich in den Ritterstand. Bereits als Junge ist er nicht allein von der spannenden Abenteuerhandlung, sondern auch von Malorys Sprache fasziniert: »Ich muß schon damals in Wörter verliebt gewesen sein. Ich hatte Freude an den alten und nicht mehr gebräuchlichen Wörtern« (an Elizabeth Otis, 1956). Später, als er den notleidenden und verbitterten dreißiger Jahren in Tortilla Flat sein großes humorvoll-kritisches Geschenk macht, formuliert er mit Gusto die Überschriften seiner Schelmengeschichten in Anlehnung an Malory und sendet die Kämpen aus Dannys komischer Tafelrunde ironisch auf ritterliche Abenteuerfahrt. Trotz dieser deutlichen Malory-Spuren wird es wahrscheinlich viele Steinbeck-Leser überraschen, daß der Nobelpreisträger (1962) und Erfolgsbuchautor ( Tortilla Flat , 1935; Of Mice and Men , 1937; The Grapes of Wrath , 1939; East of Eden , 1952) weitergehende Mittelalterstudien betrieben hat. Sein durch Malory stimuliertes Interesse »habe ihn ziemlich intensiv Alt- und Mittelenglisch lernen lassen« (an C. V. Wicker, 1957). Die als Anhang von Steinbecks Malory-Übersetzung veröffentlichten Briefe an seine Agentin Elizabeth Otis und den hilfsbereiten New Yorker Buchhändler Chase Horton geben Zeugnis von Steinbecks begeisterten mediävistischen Studien zur Artus-Literatur. Außer Chase Horton, der sich als unermüdlicher Führer durch die verwirrend vielfältige Artus-Forschung erwies, standen Steinbeck hervorragende Mittelalterforscher wie Eugène Vinaver, Herausgeber der großen Malory-Ausgabe, hilfreich zur Seite. In der eigentlichen Vorbereitungsphase vor der Malory-Übertragung, 1956 bis 1959, las Steinbeck Hunderte von Dokumenten, Quellen, Werken der Primär- und Sekundärliteratur. Er benutzte bedeutende Bibliotheken, ließ sich Mikrofilme herstellen und legte eine ansehnliche Fachbibliothek an. Von seiner Frau Elaine Steinbeck tatkräftig unterstützt, suchte er sich durch den Aufenthalt in England (Discove Cottage, Somerset, England, 1958-1959), durch den Besuch aller mit Malory und Artus in Beziehung stehender Szenerien und Orte, nicht zuletzt durch die Assimilation der Atmosphäre der englischen Natur- und Kulturlandschaft auf seine Aufgabe vorzubereiten. Trotz dieser Bemühungen um Einfühlung und genauere Kenntnisse in Textkritik, Literatur-, Kultur- und Sozialgeschichte sowie der vergleichenden Mythen- und Archetypenforschung zeigt Steinbecks »Artus-Roman«, daß ihm die Formen mittelalterlichen Denkens und Gestaltens fremd blieben. Seine Malory-Bearbeitung ist nicht in erster Linie als Beitrag zur Mittelalterforschung, sondern zur amerikanischen Literatur des 20. Jahrhunderts zu betrachten.
    Der Text wie die seine Entstehung begleitenden Briefe lassen erkennen, daß Steinbeck über seine psychologischen Motive, seine künstlerische Konzeption und ihre Realisierbarkeit nie völlige Klarheit gewann. Offensichtlich stürzte er sich enthusiastisch in das Wiedererlebnis einer literarischen Kindheitserfahrung, um das menschlich-künstlerisch unerträgliche Bewußtsein des Ausgeschriebenseins zu überspielen. Seine Freudsche Neugestaltung der Projektions-Figur, Lancelot, ist in dieser Hinsicht aufschlußreich. Solange er sich vorbereitete und in den ersten Kapiteln eng an die Vorlage hielt, fand er in der Beschäftigung mit Malorys Artus eine beglückend idyllische Ablenkung:

    Ich
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