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König Artus

König Artus

Titel: König Artus
Autoren: John Steinbeck
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interessiert, als ich die Vermutung äußerte, es könnte sich um das griechische Wort anthropos handeln.
    Heute geht es nach Glastonbury, wo ich wieder beim Ausgraben zusehen will. Nächste Woche fahren wir in den Süden, um den ganzen Cornwall-Komplex abzuklappern. Wir werden vielleicht eine Woche oder zehn Tage fort sein. Alles, um Material für die Zukunft zu speichern. Ich bin unzufrieden damit, wie ich an die ganze Sache herangehe, ganz und gar unzufrieden. Vielleicht ergibt sich irgend etwas Neues. Ich weiß es nicht.
    Ich werde Ihnen später über weitere Pläne schreiben. Wir haben vor, hier am 1. Oktober unsere Zelte abzubrechen und am 15. auf der Flandre nach Hause zu fahren, falls wir Plätze bekommen.
    Ist es nicht eigenartig, daß Malory, der den Weg von Amesbury nach Glastonbury kannte, Stonehenge nicht erwähnte, obwohl er daran vorbeikommen mußte? Ich glaube, ich kenne den Grund. Werde ihn Ihnen aber erst verraten, wenn wir uns sehen.

    AN ERO – SOMERSET, 10. SEPTEMBER 1959
    Es war eine sehr gute Fahrt. Wir waren acht Tage unterwegs, und ich kenne jetzt die Küste von der Themse bis zum Bristol Channel sehr genau. Eines Tages werde ich mir die walisische Küste um St. David’s Head und weiter nach Norden vornehmen. Küsten sind mir anscheinend sehr wichtig. Ich kann nicht recht sagen, warum.
    Was meine Arbeit betrifft – damit bin ich zutiefst unzufrieden. Es hört sich einfach wie ein Aufguß an, wie eine Wiederholung von Dingen, die ich früher geschrieben habe. Vielleicht ist die Flamme erloschen. Das ist ja bekanntlich schon vorgekommen, und ich weiß nicht, warum es nicht auch mir passieren sollte. Ich schreibe voll Begeisterung Dinge aufs Papier, und dann zeigt sich, daß es das gleiche alte Zeug ist, nichts Neues, Frisches, nichts, was nicht schon besser gesagt worden wäre. Vielleicht liegt meine Zukunft in gefälligen, geschickt gemachten Zeitungsartikeln mit einem Körnchen Originalität und ohne jeden Tiefgang.
    Nun ja, darüber können wir sprechen, wenn ich zu Hause bin. Ich habe einen Haufen Material auf den Armen und weiß nicht, was ich damit anfangen soll, und ich bin zu alt, um mir etwas vorzumachen.
    Sagen Sie bitte Chase, daß ich die Kulis schließlich doch noch bekam, nachdem ich den Leuten in einem letzten Brief geschrieben hatte, sie sollen sie ins Meer werfen oder sonst damit machen, was ihnen gefällt.

    AN ERO – LONDON, 2. OKTOBER 1959
    Jetzt zu meiner Arbeit. Ich habe nachgedacht und nachgedacht und nachgedacht. Mir scheint, daß ich möglicherweise eine Lösung habe, aber ich möchte sie Ihnen lieber möglichst anhand einiger Beispiele erzählen. Im Augenblick begutachte ich meine Idee wie eine Kundin das Angebot in Klein’s Souterrain. Sie würde, wenn ich sie umsetzen könnte, die meisten Schwierigkeiten beheben. Ich werde jedenfalls weiter darüber nachgrübeln.
    Wir gehen jetzt zur Themse. Ich schreibe bald wieder.

    AN ERO – NEW YORK
    (ohne Datumsangabe) , 1959 (MITTWOCH)
    Chase hat hoffentlich nicht den Eindruck, daß ich ihn abgehängt habe. Ich kann an nichts anderes denken, solange ich diese Arbeit nicht hinter mir habe. Ich habe auch bei Pat vorbeigeschaut und mit ihm lange Kaffee getrunken. Er drängt mich, halb melancholisch, halb scherzhaft, mir die Arbeit am Malory vorzunehmen, damit er es, wie er sagt, »zu seinen Lebzeiten noch zu sehen bekommt«. Aber im Grund, wissen Sie, ist es gar kein Scherz. Ich habe vor, bis nach Neujahr kein Wort daran zu schreiben. Noch zuviel zu lesen und in Ruhe zu überlegen. Und Chase hat eine solche Unmenge Material für mich zusammengetragen.

    (Keine Briefe zum Thema Morte d’Arthur von Ende 1959 bis zur folgenden Datumsangabe.)

    AN CHASE – SAG HARBOR, 15. MAI 1965
    Ich bin ganz Ihrer Meinung, daß die Handschriften, Artefakte und Illuminationen, deren Liste Sie beigefügt haben, für unsere Arbeit insofern sehr interessant und wertvoll wären, als sie zeigen, wie weit das Arthur-Thema verbreitet war und daß es beinahe universell übernommen wurde, und das schon in sehr früher Zeit. Sie werden neben diesen noch viele weitere Zeugnisse in Italien finden, und ich hoffe, daß sie dranbleiben. Ich habe noch ein paar andere Dinge im Kopf, von denen ich glaube, sie könnten sehr nützlich sein, wenn es oder vielmehr sie sich im Verlauf Ihrer Reisen in Italien erledigen ließen.
    Es wäre gut, wenn Sie Professor Sapori ausfindig machen und sich mit ihm unterhalten könnten. Er ist Florentiner, hatte aber einen
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