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König Artus

König Artus

Titel: König Artus
Autoren: John Steinbeck
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September abklappern und, sobald der Verkehr schwächer wird, in größere Entfernungen schweifen. Und nur wir zwei. Ich kann mit niemandem sonst reisen. Dann, wenn ich wieder zu Hause bin, werde ich auf mich gestellt sein. Mit Recht nennt man die Schriftstellerei den einsamsten Beruf der Welt. Vielleicht wird die Arbeit dann eine Form annehmen. Wer weiß? Aber es gibt einen Punkt, wenn man den hinter sich gelassen hat, kann einem niemand mehr helfen, bis es geschafft ist.
    Aber ich glaube, mit dem Speicherprozeß habe ich recht. Ich möchte die ganze Küste vom Bristol Channel bis Land’s End kennenlernen. Ich habe so viel gelernt, als ich den See sah und die Gezeiten beobachtete. Gezeiten waren nämlich sehr wichtig.
    Gerald Wellesley hat angerufen und gesagt, Sir Philip Antrobus, dem sowohl Stonehenge als auch Amesbury Abbey (wo Guinevere starb) gehören, sei einer seiner ältesten Freunde und werde sich freuen, wenn wir uns dort umsehen wollen. Das werden wir tun, sobald ich von ihm eine Antwort auf einen Brief bekomme. Das ist aber ein seltsamer Name: Antrobus. Das Oxforder Ortsnamen-Lexikon gibt keine Wurzel an, schreibt aber, es sei schwerlich englischen Ursprungs. Ich werde die Familie im Burke’s nachsehen, sobald ich dazu komme, bei Alex Barclay vorbeizuschauen. Könnte es nicht einfach das griechische Wort anthropos sein, was Mensch bedeutet? Jedenfalls ist es ganz anders als alle englischen Namen, die ich jemals gehört habe. Aber wie dem auch sei, wir werden uns wahrscheinlich nächste Woche einige Zeit dort aufhalten. Der ganze Salisbury-Komplex fasziniert mich. Es ist wahrscheinlich das älteste Bevölkerungszentrum in ganz England. Vielleicht kann mir Sir Philip Zugang zu Stonehenge verschaffen, damit ich mir das Aufstellen der umgestürzten Steine aus der Nähe ansehen kann, das zur Zeit vom Ministry of Works [Ministerium für öffentliche Bauten] durchgeführt wird. Ich möchte sehen, was darunter war. Vielleicht noch weitere Queräxte. Auf jeden Fall werde ich mein Vergrößerungsglas mitnehmen, damit ich mir die Dinge genau ansehen kann. Außerdem möchte ich einen ausgiebigen Blick auf Old Sarum werfen. Manchmal, wenn ich die Augen zusammenkneife, kann ich Sachen richtig sehen. Den Tag, an dem Elaine in London war, habe ich zum größten Teil auf den Cadbury-Hügeln verbracht und bin allein in den Gräben umhergewandert. Ich weiß jetzt, warum Caerleon dort ist, wo es ist, aber gelesen habe ich darüber noch nie etwas. Das eben meine ich mit den Gezeiten: wenn man in einem Boot in der Mündung des Usk die hereinkommende Flut erwischt, trägt sie einen in einem Schwung bis nach Caerleon, und das gleiche gilt umgekehrt bei einsetzender Ebbe. Diese Dinge waren damals sehr wichtig. Ich weiß eine Menge über Camelot, seit ich hier allein umherwandere. Es geht darum zu spüren, »wie es einst war«.

    AN CHASE – SOMERSET, 27. AUGUST 1959
    Heute vormittag habe ich meinen neunten Brief in Sachen Kugelschreiber an das Customs and Excise Office [die Finanzbehörde für indirekte Steuern] in London geschrieben. Ich mußte mir eine Einfuhrgenehmigung beschaffen, vier Briefe schreiben, Formulare ausfüllen, noch einmal drei Briefe. Ich habe den Leuten jetzt erklärt, wenn sie die verdammten Dinger nicht freigeben können, sollen sie sie konfiszieren und ins Meer werfen. Sobald man mit irgendwelchen Ämtern zu tun bekommt, kriegt man Scherereien. Ich könnte meinen Briefwechsel vermutlich an den Punch verkaufen.
    Gestern nach Amesbury gefahren und dort den Tag mit dem bewußten Antrobus verbracht, dem es gehört und dem bis vor kurzem auch Stonehenge gehört hat. Er hat uns überall herumgeführt. Von der frühen Kirche nur noch Spuren erhalten.
    Nach ihrer (der Familie) Überlieferung ist es so, daß Amesbury oder Almsbury als Name von einem Ambrosius Aurelius {*} abgeleitet ist und der Sitz jener Familie und daher Eigentum Arthurs war, weswegen Guinevere hierhergeschickt wurde. In der Kirche wird ein gemeißelter Kopf aufbewahrt, von dem sie annehmen, es handle sich um eine Darstellung dieses Aurelius Ambrosius, doch als ich näher hinsah, bemerkte ich darauf eine Lilienkrone. Es sind reizende Leute. Er ist dreiundachtzig und sieht aus wie sechzig. Ich fragte ihn wegen seines eigenartigen Namens – Antrobus. Die Familie stammt aus Cheshire, eine ziemlich alte Baronetcy. Er sagte, sie nähmen an, der Name sei vielleicht französischen Ursprungs und komme von »entre bais«. Er war erstaunt und
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