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Kölner Totenkarneval: Sandmanns zweiter Fall (German Edition)

Kölner Totenkarneval: Sandmanns zweiter Fall (German Edition)

Titel: Kölner Totenkarneval: Sandmanns zweiter Fall (German Edition)
Autoren: Stefan Keller
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scherzhaft, ob er hier nicht einziehen könne. Der
Alte schaute ihn nur irritiert an, Marius verabschiedete sich und kehrte mit Ökçan
in die Tiefgarage zurück. Als sie auf die Zülpicher Straße einbogen, erblickte Marius
Marie Lundmann, die offenbar auf dem Weg zur nahe gelegenen Universität war. Sie
schaute rasch zu Boden, als sie den Blick des Detektivs bemerkte. Vermutlich hatte
sie Zeitung gelesen. Ökçan bog an der Universitätsstraße rechts ab in Richtung Norden.
    »Wo fahren wir hin?«
    »Lassen Sie sich überraschen. Ich
glaube, es wird Ihnen gefallen.«
    »Das Bad jedenfalls war eine Offenbarung!«
    »Es gibt nichts Erfrischenderes
als zwei Stunden in einem türkischen Bad. Ich werde nie verstehen, warum ihr Deutschen
diesen Brauch nicht auch pflegt.«
    Danach schwiegen die beiden Männer
eine Weile und hingen ihren Gedanken nach. Ökçan schaltete das Radio ein. Verena
Talbots Berichte waren das große Thema.
    »Wie geht es Ihrer Frau?«, unterbrach
Marius das Radio.
    Für einen Moment verschwand die
heitere Fassade des Mercedesfahrers. »Sie kommt zurecht.« Er zögerte einen Moment.
»Wir beide kommen zurecht.«
    Der nächste Beitrag fesselte die
Aufmerksamkeit der beiden Männer wieder an das Radio. Ein Außenreporter berichtete,
dass die Leiche Schusters in einem Hochsitz im Königsforst entdeckt worden war.
Unweit davon war in seinem Auto die Leiche eines weiteren Mannes entdeckt worden,
der sich offenbar selbst erschossen hatte. Die Beschreibung ließ nur einen Schluss
zu: Bronckhorst war tot. Marius hätte gedacht, dass diese Nachricht mehr in ihm
auslösen würde, ihn mehr beruhigen würde. Vielleicht würde die Angst vor den Hintermännern
doch bleiben. Er schauderte.
    Ökçan parkte den Wagen vor einem
Altbau auf der Venloer Straße, nur einen Steinwurf vom Rohbau der neuen Moschee
entfernt. Sie stiegen aus, Ökçan schloss die Haustür auf und führte Marius in eine
Wohnung im Erdgeschoss des Hinterhauses. Die leeren Räume rochen nach Farbe, die
alten Holzdielen wirkten wie neu, im hinteren Raum führte eine dunkel gebeizte Treppe
zu einer Art Falltür, die offen stand. Das obere Geschoss war baugleich und im gleichen
Renovierungszustand wie das Erdgeschoss. Ökçan führte Marius schweigend durch die
beiden miteinander verbundenen Wohnungen. Im Laufe des Vormittags hatte er in seine
Rolle des Geschäftsmannes zurückgefunden. Während Marius die Räume ein zweites Mal
anschaute, lehnte er an einer marmorierten Fensterbank und schnippte einen Fussel
von seinem dunklen Wollmantel.
    »Das sind sehr schöne Räume«, sagte
der Detektiv, als er zurückkehrte.
    »Ich weiß«, antwortete Ökçan.
    »Ich glaube nicht, dass ich sie
mir leisten kann.«
    Ökçan lächelte eines seiner seltenen
Lächeln. »Sie können. Die Familie Ökçan schuldet Ihnen etwas und selbst wenn ich
kein großer Wohltäter bin, meine Frau würde mich aus dem Haus jagen, wenn ich mich
nicht mit Ihnen einige. Und Sie haben sich eine Einigung verdient.«
    Fünf Minuten später hatte Marius
einen Mietvertrag über Büro-und Wohnräume unterschrieben, die Schlüssel in der
Hosentasche stecken und sich von Ökçan verabschiedet. Noch einmal ging er allein
durch seine neuen Räume. Es war perfekt. Das Büro im Erdgeschoss, die Wohnung direkt
darüber. Dazwischen eine Falltür, die sich gut verriegeln ließ. Sein Handy klingelte.
    »Du hast die Neuigkeiten gehört?«
    »Habe ich.«
    »Wo steckst du?«
    »In meiner neuen Wohnung.«
    »Neue Wohnung?«
    Eine Viertelstunde später hörte
Marius Sandmann das erste Mal das Läuten seiner neuen Türglocke. Kurz zuckte er
zusammen. Dann ging er zur Tür und bewunderte den Gang der Frau, die ihm durch den
Hausflur entgegenkam. Verena Talbot hielt ein Paket in der Hand, das sie Marius
mit einem Achselzucken in die Hand drückte. »Das kam von der Zeitung. Ich soll es
dir geben.«
    Marius stellte das Paket auf die
Fensterbank, um es zu öffnen. Ein kleines, komplett eingerichtetes Aquarium kam
zum Vorschein. Zwei Fische schwammen darin, ihre Farben leuchteten kräftig blau
und rot im Sonnenlicht, das durch das Fenster fiel. »Paradiesfische, vermute ich?«
    »Das nehme ich an«, antwortete die
Journalistin.
    Dann ließ sich Verena Talbot von
Marius die Wohnung zeigen, die Büroräume, die er in Gedanken schon eingerichtet
hatte, obwohl sie alle noch völlig leer standen, die Wohnräume und schließlich den
hintersten Raum des ersten Stocks.
    »Das wird das Schlafzimmer.«
    Sie lächelte.
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