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Kölner Totenkarneval: Sandmanns zweiter Fall (German Edition)

Kölner Totenkarneval: Sandmanns zweiter Fall (German Edition)

Titel: Kölner Totenkarneval: Sandmanns zweiter Fall (German Edition)
Autoren: Stefan Keller
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glauben tatsächlich, dass Sie Schuster geholfen haben? Sie haben
einen an der Waffel!«, antwortete er im Brustton der Überzeugung.
    »Das ist eine böse Welt da draußen,
Sandmann. Ich und meine Männer, wir stehen zwischen Ihnen und dem Bösen da draußen.
Uns hilft keiner. Nur wir selbst. Auf unsere Art. Kapieren Sie das nicht?«
    Bronckhorst entsicherte seine Waffe.
In diesem Augenblick erhellte ein Lichtblitz den bis dahin stockfinsteren Wald.
Mit einem Reflex hob der Mann die Hände vor die Augen. Marius nutzte die Gelegenheit,
riss dem Soldaten das Nachtsichtgerät vom Hals und verschwand in der Dunkelheit.
Weitere grelle Blitze leuchteten auf, als er den Waldrand entlang lief, der Lichtquelle
entgegen. Keuchend erreichte er ein Auto, in dessen Fahrertür Verena Talbot lehnte
und mit einem altmodisch wirkenden Fotoapparat Bronckhorst ein ums andere Mal fotografierte.
    »Du hast dir, verdammt noch mal,
Zeit gelassen«, fluchte Marius, als er in den Wagen einstieg. Er hatte ihr, nachdem
er das Café verlassen hatte, am Telefon eingeschärft, sofort aufzubrechen. Verena
startete das Auto noch bei geöffneter Tür und rammte den Fuß auf das Gaspedal. Der
Wagen schoss los, als hinter ihnen die ersten Schüsse abgefeuert wurden.
    »Ich musste die letzten 500 Meter
den Wagen ausrollen lassen und den Rest schieben. Oder glaubst du, der Typ hätte
lange gefackelt, wenn er ein Auto gehört hätte?« Der Wagen schlingerte auf dem engen
Feldweg, bis sie eine Landstraße erreichten. Marius schaute in den Rückspiegel,
aus dem Wald heraus folgte ihnen niemand. Sie hatten Bronckhorst abgehängt. Vorerst.
Dann schaute er auf das Asphaltband im Lichtkegel vor ihnen.
    »Endlich fester Grund.«
    »Was meinst du?«, fragte Verena
verständnislos.
    »Schuster hat die Wiese um seinen
Hochsitz herum vermint.«
    Die Journalistin grinste. »Ich habe
einmal einen Veteranen interviewt, der konnte auch nur auf festem Grund gehen.«
    »Warum das?«
    »Er hatte Angst, dass alles andere
vermint war.«

38
    Nervös blickte Marius Sandmann immer wieder aus den bodentiefen Fenstern
in die tiefschwarze Dunkelheit. Keine Bewegung war dort draußen zu erkennen. Es
wäre ihm allerdings unmöglich gewesen, etwas zu sehen, selbst wenn sich jemand den
Fenstern bis auf fünf Meter genähert hätte. Sie saßen hier im Erdgeschoss auf dem
Präsentierteller für jeden potenziellen Attentäter, der halbwegs mit einer Schusswaffe
umgehen konnte.
    Er schob die Angst beiseite und
widmete sich wieder den beiden anderen Menschen im Raum. Neben ihm auf einem von
zwei Gästesesseln saß Verena Talbot, leicht nach vorne gebeugt, ernst und konzentriert.
Ihr gegenüber saß ein Mann in einer seltsam unmodernen, grünen Tweedjacke und einem
karierten Hemd darunter. Die Krawatte war aus gleichem Stoff und von gleicher Farbe
wie das Sakko. Der Mann war etwas über 50 Jahre alt, das immer noch dichte hellblonde
Haar nach hinten gekämmt, das Gesicht wirkte teigig in der hellen Beleuchtung des
Büros. Verena hatte ihm den Mann als Claus-Dieter von Engelhart vorgestellt. Er
war ihr Chefredakteur, und zwischen ihnen auf dem Tisch lagen die Dokumente, Dossiers
und Fotos, die Marius und Verena in den vergangenen Wochen über das Attentat im
Treuen Husar und seine Hintergründe zusammengetragen hatten. Von Engelhart hielt
gerade die Bilder aus dem Wald in den Händen, Bronckhorst mit verzerrter Miene und
einer Waffe in der Hand, Marius davor – zur Verwunderung des Detektivs ein Berg
von einem Mann und ein Bild der Ruhe und Gelassenheit.
    »Das ist starker Tobak«, sagte der
Chefredakteur schließlich und ließ die Bilder sinken. Mit ebenso flinken wie bestimmten
Bewegungen sammelte Verena die Unterlagen wieder ein, von Engelharts Hand legte
sich rasch auf den Papierstapel. Verena schaute ihn an, dann senkte der Mann den
Blick und zog die Hand zurück. Schnell nahm sie den Stapel an sich und legte ihn
sich auf den Schoß.
    »Das ist es allerdings und es ist
eine wasserdichte Story. Sie haben es gesehen. Alles was ich geschrieben habe«,
hier deutete sie auf einen zweiten, kleineren Stapel mit ausgedruckten Papieren,
»ist belegt.«
    »Wissen Sie, was passiert, wenn
wir das veröffentlichen?«
    »So ungefähr können wir uns das
vorstellen«, warf Marius in das Gespräch ein.
    »Meine Story wird nicht nur wie
eine Bombe einschlagen, sie wird den gesamten Sicherheitsapparat und die gesamte
Terrorismusbekämpfung komplett zerfetzen!«, ergänzte Verena Talbot im Brustton
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